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Die Malerschule im Ausstellungsgeschehen bis zum Ende der 1880er Jahre

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chende Hochgebirgsmalerei des Direktors Stanislaus von Kalckreuth geben der
Kunstschule eine Richtung. Von der Herausbildung einer Weimarer Malerschu-
le kann allerdings noch nicht die Rede sein.

Einer breiten Kunstöffentlichkeit präsentierte sich die Weimarer Künstlerschaft
erstmals nach Errichtung der Kunstschule im Sommer 1861 auf der zweiten all-
gemeinen deutschen und historischen Kunst-Ausstellung, die in Köln aus Anlaß der
Eröffnung des Wallraf-Richartz-Museums abgehalten wurde. Neben den mit der
Kunstschule verbundenen Malern Stanislaus Graf von Kalckreuth, Franz Len-
bach, Arnold Böcklin, Johannes Niessen und Carl von Binzer waren mit
Hermann Wislicenus und Buonaventura Genelli auch zwei Künstler vertreten,
die der neuen Lehranstalt fernstanden. 5 Der Großherzog hatte diese erste
Darstellung der künstlerischen Leistungen seiner Residenzstadt von langer Hand
vorbereitet. 1858 war ihm die erste, in München abgehaltene allgemeine deutsche
und historische Kunstausstellung zum künstlerischen Schlüsselerlebnis geworden.
Nun sollte die drei Jahre später in Köln stattfindende zweite Ausstellung dieser
Art Rechenschaft über die Fortschritte seiner ambitionierten Kunstpläne geben.
Bereits im August 1860 hatte Carl Alexander auf der Tagung der Deutschen
Künstlergenossenschaff in Düsseldorf die Stiftung mehrerer, im Rahmen der
Kölner Ausstellung zu vergebender Goldmedaillen verkünden lassen. 6 7 Mit einer
Ausstellung im Weimarer Logenhaus im Februar 1861 hatte die junge Kunst-
schule bereits auf lokaler Ebene eine erste Probe ihrer Leistungen zu geben ge-
habt/ In Köln jedoch hielt sich die erhoffte Resonanz in Grenzen: In den
Dioskuren wurden lediglich Arnold Böcklin und Stanislaus von Kalckreuth lobend
erwähnt. 8 Vorteilhafter fiel dagegen die Besprechung einer Ausstellung Weima-
rer Künstler aus, die im November im Wiener Kunstverein abgehalten wurde. 9

5 Siehe: FLat. zurxweiten allgemeinen deutschen und historischen Kunst-Ausstellung im neuen Museum
Wallraf-Richartz in Köln, Köln 1861

6 Siehe Kap. I, Anm. 99

7 Schorn 1912, S. 150f.

8 D.R., Die zweite allgemeine deutsche und historische Kunstausstellung, in: Die Dioskuren 6, 1861,
Nr. 39, 29. Sept. 1861, S. 333; Nr. 42, 20. Okt. 1861, S. 357

9 Die Dioskuren 6, 1861, Nr. 47, 24. Nov. 1861, S. 396f.: »Weimar fangt - so scheint es uns - unter
der kunstsinnigen Regentschaft neu zu blühen an. A. v. Wille, Lenbach, Baptist Hoffher sind ge-
wiß bedeutende Talente, namentlich von dem letzterwähnten Künstler wurden wir durch eine
superbe Leistung überrascht. [...] Lenbach’s »Mittagsruhe eines Hirtenknaben« ist bei frappan-
ter Sonnenwirkung doch etwas zu derb realistisch in der Auffassung und Durchfuhrung.«
 
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