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I.

Einleitung.

Historische und systematische Quellen zur
Geschichte der Gotras.

1.

Ein System der brahmanischen Familien {gotras) mit all ihren
Verzweigungen und den Graden ihrer Verwandtschaft hat die Inder
von alter Zeit bis heute beschäftigt. Die Wichtigkeit solcher
Familienstammbäume erhellt aus dem Umstand, daß die Zugehörig-
keit zu einer bestimmten Familiengruppe die Wahl einer Frau aus
derselben und bestimmten anderen, nahestehenden Gruppen ver-
hindert. Ferner sind die Namen alter Ahnen beim Opfer von-
nöten. Deshalb finden sich die ältesten systematischen Nachrichten
über die Gotras in Eitualwerken, den Srautasütras, aus deren Material
jüngere Kompilationen geschöpft sind. Sie fassen die coexistieren-
den Familien nach ihrer Herkunft von den acht alten Rsis in Gruppen
zusammen und geben deren Herleitung aus älteren Einheiten.

Ein viel ausgedehnteres Namenmaterial, nicht systematisch
sondern historisch in sich verknüpft, liefert die altvedische Prosa-
literatur: Brähmanas, Äranyakas, Upanisads.

Es entspricht nicht dem Zweck der Familienlisten in den Srauta-
sütras, eigentlich histoi'ische Angaben über die Zeit des Zerfalls
älterer Einheiten in jüngere Gruppen, über das relative Alter der
einzelnen Zweige oder über hervorragende Mitglieder eines Gotras
zu machen, aber der Charakter ihrer Gruppennamen ermöglicht es,
die in der vedischen Prosaliteratur auftretenden Persönlichkeiten
zum größeren Teil als Glieder einer bestimmten Familie nach-
zuweisen. Dadurch wird es möglich, die Beteiligung der einzelnen
Gotras an der Entstehung und Ausbildung der in der vedischen
Prosaliteratur niedergelegten Lehren festzustellen und daraus Schlüsse
über ihre Größe und ihrer relatives Alter zu ziehen.

Für eine Untersuchung der historischen Rolle der Gotras in
der vedischen Prosaliteratur sind gewisse Namen belanglos: Personen
des Mythus und der Hymnendichtung, und Nicht-Brahmanen, deren
 
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