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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (1): Deutsche Volks- und Staatsgeschichte in quellemmäßigem Abrisse bis zur Stiftung des Deutschen Bundes — Stuttgart: Krabbe, 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.47336#0239
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215

§. 53. Maximilian I.
§. 53.
Maximilian I (1493—1519, Jan. 12.) ’)-
Gleich bei dem Anfänge der Regierung Maximilian’s I. trat
schärfer als bisher die politische Wechselwirkung der jetzt ausgebildeten
grösseren Staaten hervor, welche man mit dem Namen des europäischen
Staatensystemes zu bezeichnen gewohnt ist. Insbesondere war es Frank-
reich, in welchem sich das Königlhum bereits dermassen über den Adel
erhoben hatte, dass die Monarchie die Thätigkeit ihrer Politik von jetzt
an mehr als früher auf die auswärtigen Verhältnisse richten konnte.
Bisher hatte noch das deutsche Reich, wenigstens dem Namen nach,
die Hoheit über Italien in Anspruch genommen. Nunmehr richtete
König Karl VIII. von Frankreich seine Absichten auf die Erwerbung
dieses Landes, dessen vielfache Zerstückelung, so wie die unausge-
setzten feindlichen Reibungen der dortigen Fürstenhäuser und Repu-
bliken einer benachbarten Macht, wie Frankreich, fortwährend einen
Vorwand zur Einmischung darbieten mussten. Maximilian sah sich
daher bei dem Antritte seiner Regierung von zwei Feinden, von Frank-
reich auf der einen , und von den Türken auf der anderen Seite be-
droht. Er hielt desshalb (1495) zu Worms einen Reichstag, um von
diesem die nöthige Hülfe zu kräftigen Unternehmungen bewilligen zu
lassen, machte jedoch hier bald die Erfahrung, dass die deutschen
Reichsstände so wenig wie in früheren Jahren geneigt waren, sich in
auswärtige Kriege einzulassen, bei welchen sie zunächst nur das Haus
Oesterreich interessirt erblicken mochten. Die Reichsstände erklärten
geradezu, dass sie nicht im Stande wären, Hülfe zu leisten, „solange
nicht im heiligen römischen Reiche beständig Gericht, Recht und Frie-
den gehandhabt würden“2) und somit fand sich Maximilian I. ge-
*) Äusser Cuspinian und Trithemius, J. J. Müller, Reichstagstheatrum
unterMaxI. (1486—1500)Jena, 1718. — Desselben Reichstagsstaatv. 1500—1508.
Jena, 1709. — Franc. Gui c c ard i n i (j* 1540) historia d’Italia a. 1494—1526. Venet.,
1561.— Ponti Heuteri, opera hist. Burgund. Austriac. Belgica. Lovan.,1621.—
Struv, Corp. hist. Period. X. Sect. 3. — Pütter, Handbuch 106—110. —
Schmidt, Gesch. d. Deut. Bd. 10. — Wes tenried er , histor. Calend. Jahrg.
1799. p. 159. — Pfister, Gesch. d. Deut. Bd. III. p. 583 flg. — Wirth, Gesch.
d. Deut. III. p. 22. — Ueber das gleichzeitige Buch: (Melchior Pfinzing)
Gesch. des Ritters Theuerdank, Nürnberg, 1517, s. J. D. Koeler, diss. de
inclyto libro poetico Theuerdank. Altdorf, 1714— 1727. — Von Maximilian I.
selbst theilweise verfasst, dann von dessen Geheimschreiber Marcus Treizsauer-
wein von Ehrentreiz 1514 überarbeitet ist seine Lebensbeschreibung unter dem
Titel: „der weiss Kunig“ gedruckt. Wien, 1775.— Lichnowsky (Fürst E. M.),
Gesch. des Hauses Habsburg. Bd. VII. 1843. —
2) Müller, Reichstagstheatrum Max, I. Vorst. 2. p. 373. 3. —
 
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