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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Rechtsgeschichte (Bd. 3 : T. 2, Geschichte der Rechtsinstitute) — Braunschweig: Wreden, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.47346#0301
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§. 123. Das Vertragsrecht in der merowing. und karoling. Zeit. 285
Grundsätze hervor l0). Der Tausch erscheint unter dem Namen com-
mutatio, cambium. concambium ' *). Alle Geschäfte, wodurch einem anderen
eine bewegliche oder unbewegliche Sache unentgeltlich zur Benützung
gegeben wird, werden im Allgemeinen durch(leihen ' bezeichnet12).
Für das eigentliche Leihen (römische commodatum) findet sich auch
commendare, und in jenen Quellen, welche römische Einflüsse zeigen, auch
commodare l3J. Sowie noch jetzt in der deutschen Sprache das Wort
leihen und im französischen Rechte das Wort preter auch das Dar-
leihen fungibler Sachen (das römische mutuum) unter sich begreift, so
geht auch auf dieses in den Quellen der merowingischen und karolingi-
schen Zeit der Ausdruck commendare li). Auch der Hinterlegungs-
v ertrag (das römische depositum) erscheint unter dem Namen commen-
dare l5)_ Der Depositar haftete dem Deponenten für den Diebstahl an
der Sache, konnte aber seinen Rückgriff auf den Dieb nehmen !ß). War
für die Aufbewahrung oder Behütung (custodia) ein Lohn gegeben wor-
den, so musste der Depositar (eigentlich hier Vermiether seiner Dienste)
10) Z. B. L. Bajuvar. XV. de venditionibus. — L. Wisigoth. V. 4 c. 1
(Einfluss von vis und metus).
n) Commutatio: L. Bajuvar. XV. 8; L. Rip. LXXIV.; Luitprand
c. 116. — Cambium (cambias, wohl corrump. für cambius); L.Bajuv. XV. 8 :
„commutatio, h. e.quod cambias vocant.“ — Cambiare: L. Sal. Herold,
de filtortis, L. 1. — Concambium: L. Alam. XX. — Das Wort „permu-
tatio“ findet sich in den rein deutschen Volksrechten nicht.
12) So z. B, Rothar c. 327; wo „caballus praestitus“ (das gelie-
hene Pferd) neben dem „caballus conductus“ (dem gemietheten Pferde)
aufgeführt wird. — Luitprand. c. 137: „quod quidam homo prestitisset ju-
mentum.“ — lieber die Bezeichnung der Gutsleihen als praestaria,
precaria, s. oben §. 98 Note 13 und 15.
ia) Commendare, commendatio; z. B. L. Rip. LXXIV. — Commo-
dare, z. B. L. Wisigoth. V. 5: „de commendatis et commodatis“;
ebenso L. Bajuv. XIV. — Auch von unbeweglichen Sachen wird commen-
dare gebraucht; siehe über terra commendata, Bd. II. §. 10 Note 116. — So-
wohl das Geschäft, als auch die geliehene Sache heisst commendatio:
z. B. L. Rip. LXXIV. „commendationem cum servo facere, seu traditionem“;
Karol. M. Legg. Langob. c. 100: „Liberi homines, qui commendationem
vel beneficium ecclesiae habent.“
14) Z. B. Karol. M. Legg. Langob. c. 142: „Ut qui commendaverit
pecuniam, pecuniam recipiat.“ — Das Wort „mutuum“ findet sich in den rein
deutschen Quellen nicht; doch zeigt Luitprand. c. 16: „solidos alicui mu- *
tuare.“
lö) Z. B. Rothar. c. "262: „Si servus, cum in fuga est positus, res aliquas
cuilibet homini commendaverit.“ — Vergl. Note 17. — Luitprand. c. 57:
„ . . . praebeat sacramentum, quod de rebus patris . . . nihil apud se habeat, nec
alicubi commendassit aut abscondisset.“
16) Luitprand. c. 131 erklärt dabei, dass dies darum angeordnet sei, damit
nicht aus einer Handlung zwei Frevelklagen, wegen Diebstahl und wegen Haus-
friedensbruch (curtis ruptura), entstehen.
 
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