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Allgemeine theologische Bibliothek — 4.1775a

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[Recensionen]
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[Recensionen LXXV-LXXXVIII]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22489#0231
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Sailers geistliche Schaubühne. 22z
sie meistentheils die rührendsten Scenen gar nicht ein-
mal exegetisch richtig einsehen und ihre Kraft in dem
albernsten homiletischen Geschwätze ersaufen; da sie
mit so wenig Anstand und in den frostigsten Ausdrük«
ken darüber geschmacklos herräsoniren, was ihnen
ihre verdorbene Phantasie eingiebt; so ists natürlich,
daß diese Quelle der seligsten Gefühle für die meisten
Christen bisher leer und unbrauchbar bleiben muß-
te.
Wir haben oft gewünscht, daß auch in prote-
stantischem ländern die Gewohnheit Religwnegeschich-
ten zu dramatisiren wieder aufkommen möchte.
Denn der Redner mag noch so sehr Meister
seiner K" -st scyn, so wird er doch die Illusion auf
den Grad nicht bringen können, auf welchen sie als-
denn kommt, wenn man eine Geschichte nicht bloß
hört, sondern auch sieht. Und wir sind versichert,
daß dir vortrefliche Wirkung, die itzt bürgerliche
Drama's, zuweilen in guten Menschenseelen hervor«
bringen, bey einem geistlichen Drama zehnfach stär-
ker seyn mußte: theilö wegen der von Jugend auf
eingeprägten Ehrfurcht gegen die Religion selbst,
theilö weil man hier alles als Geschichte sich
dächte und folglich das Herz weit lebhafter sich interes-
siren würde, als bey Stücken, wo man vorher weis,
daß alles Erdichtung ist.
Freylich müßten hier keine gemeine Schauspieler,
sondern die allcrehrwürdigsten Personen gebraucht
werden, ein solches Drama aufzuführen. Und das
Drama selbst müßte ganz Wahrheit, Würde und
Anstand seyn. Ja die Landesherren müßten durch
außerordentliche Preise die größten Genie's des Va-
ter-
 
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