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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 2): Die Oberherrschaft — Sondershausen, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.19417#0083

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Oberndorf. — Oberwillingen.

Geschichtlich ist über die einst feste und zugleich schön gelegene Kevernhurg
— urkundlich 1273 Keverinberg, 1280 Kevirnberg, 1282 Keverenberch, Kevern-
berc, 1285 Kevernberg, 1412 Kefernberg —■ nur wenig auf uns gekommen. Sie
ist die Stammveste einer der ältesten, reichsten und mächtigsten Dynastien Thüringens,
der Grafen von Kevernburg, welcher schon im 7. Jahrhunderte gedacht wird, und
die gegen das Ende des 14. Jahrhunderts erlosch. Ueber die Zeit, wann die Burg ge-
gründet wurde, haben wir keine Nachricht, so wenig wie darüber, ob sie eine gewalt-
same Zerstörung erfuhr, oder, was das wahrscheinlichere ist, durch Vernachlässigung
allmählich zur Euine wurde. Bis zum Jahre 1280 war sie die Residenz des Gesamt-
hauses Kevernburg, von da bis 1385 die der ältern Linie, welche und mit ihr das
ganze Grafenhaus in diesem Jahre ausstarb. Von da an bis 1467 war die Kevernburg
im Besitze des Hauses Sachsen, welches in dem erwähnten Jahre die Grafen von
Schwarzburg mit der Burg und deren Zubehörungen belehnte. Die neuen Besitzer
scheinen sie aber niemals bewohnt, sie vielmehr andern eingegeben zu haben, und da
zu ihrer Erhaltung wenig oder gar nichts geschah, so war sie schon gegen das Ende
des 16. Jahrhunderts eine Ruine. —

Oberwillingen,

Pfarrkirchdorf mit 122 Einw., 9,9 km südöstlich von Arnstadt, liegt in einem nach
S., W. und N. von Bergen umgebenen Thalkessel und an beiden Ufern der Wipfra
— am linken Ufer befinden sich jedoch nur einige Gebäude —. Nach SW. hin erhebt
sich unmittelbar vom Dorfe aus der sog. Willinger Berg — 1289 Wilgerberch ■—,
von dessen Gipfel man eine prächtige Aussicht nicht blos auf die reizende Landschaft
ringsum geniesst, sondern noch weit über dieselbe hinaus; denn von dort aus schweift
der Blick gegen NW. und N. über ganz Thüringen bis zur Hainleite mit dem Possen-
thurm, ja bis zum Harz mit dem Brocken und nach S. und W. bis zum Thüringerwald
mit seinen höchsten Gipfeln.

Urkundliche Namensformen: 1286 Willingin, 1429 Obir Welingen, Obirn
Willingen, 1436 Obern Welingenn.

Die Kirche St. Martini, Mutterkirche von denen zu Behringen, Niederwillingen
und Roda, ist klein und, nach ihren schmalen spitzbogigen Fenstern zu schliessen, gleich
dem Thurme alt. Im Jahre 1852 erfuhr sie eine bedeutende Reparatur, durch welche
sie auch im Innern sehr freundlich und würdig hergestellt wurde.

Unter den heiligen Gefässen der Kirche zeichnet sich namentlich ein sil-
berner und vergoldeter Abendmahlskelch — s. Fig. 36 —, wie durch sein Alter, so
auch durch seine kunstfertige Herstellung aus. Er ist 15,5 cm hoch und von 12 cm
o. D., so dass der obere Theil desselben in einer sog. Schale besteht, einer der ältesten
Formen der Abendmahlskelche, nach welcher er dem 15. Jahrhunderte angehören mag.
Auf einem der Felder seines runden sechstheiligen Fusses befindet sich ein silbernes
Crucifix, und auf den 6 Knaufköpfen mit goldenen Rändern stehen auf blauem Grunde
die goldenen Buchstaben: I. H. E. S. V. S. Eine auf dem Fusse befindliche Inschrift
lautet: 3- (DatJÜin * r«s * naftunuis * i« * mutm •» rrtittigtrt * — St. OTartin,
Sifdjof, patroii, (Sc^u^tjeittgcr ber Kirdjc) tu ©bcraullmgen.
 
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