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Am II. Mai schied der Besitzer der Universilätsbuchdruckerei
Jean Hörning unerwartet schnell aus dein Leben, in dem der
67 jährige Mann noch mit voller Arbeitsfreudigkeit und geisiiger
Frische sich betätigt hatte. Geboren in Kreuznach, war er in den
6Üer Jahren nach Heidelberg gekommen, wo er 1865 den eigenen
Hausstand begründete. Zunächst noch als Gehilse tätig, übernahm
er 1870 die Wolffsche Buchdruckerei, die im Jahre 1839 begrün-
det war, und sührte sie mit bestem Erfolg, durch rastlosen Fleiß,
regsame Jntelligenz und sachmännisches Können unterstützt. 1881
wurde er zum Unioersitätsbuchdrucker ernannt und hat seitdem der
Wiffenschast zuverlässige Dienste geleistet. So hat er aur kleinen
Anfängen sich durch eigene Krast und durch seine gewiffenhaften
Geschäftsgrundsätze emporgearbeitet und konnte mit Genngtuung 1903
sein 50jähriges Buchdruckerjubiläum feiern. Die evangelische Kirchen-
gemeinde hatle in ihm ein treubewährtes Mitglied der Kirchen-
gemeindeversammlung, in der Bürgerschaft war er als tüchtiger Ge-
schäftsmann, als biederer Charakter wie als srischer humorvoller
Gesellschaster, zumal in der tzarmonie, recht beliebt; auch seine Ge-
hilfen rühmten dankbar seine sreundliche, leutselige, wahrhast mensch-
liche Art. Auch diese Chronik erschien regelmäßig in Druck und
Verlag Jean Hörnings und darf seine Mitwirkung dabei dankend er-
wähnen. Von den sonstigen zahlreichen Drucken seiner Osfizin nennen
wir noch das Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg, die Neuen
Heidelberger Jahrbücher, die Mittcilungen deS Schloßvereins, Schul-
bücher und wissenschastliche Werke des Julius Groos'schen Verlags.
Jn eigenem Verlag erschien bei ihm K. Pfaffs bekanntes „Heidelberg
und Umgebung".

Zu den Toten des Jahres 1907 gehött auch der große Philosoph,
der viele Jahre zum Weltruhme der Universität Heidelberg bei-
getragen hat, wie ka»m ein anderer, Kuno Fischer. Als jüngst
Amerikaner die Ränme der Ruperto Carola besuchten, da kam ihnen
nur der Name Kuno Fischer in den Sinn, von allen, die hier gelebt
und gelehtt hatten. So erschien er ihnen als der leuchtendste Ver-
treter jener Denkweise, mit der Deutschland einst seinen Platz unter
den geistigen Großmächten eingenommen hat, des deutschen Jdealis-
 
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