Fliegende Blätter (109.1898 (Nr. 2762-2787))

s kam zum Fürstenhofe eine Frau

Voll Schönheit und voll Geist, und sie gewann
Die Männerherzen alle, denn sie Hess
Ein wenig Jeden hoffen und gewährte
Doch Keinem etwas. — Auch der Narr,

Der Hofnarr, war verliebt, und seine Spässe
Begannen wehmuthsvoll und trüb zu werden.

,,Leb’ wohl, Du schönes Weib“, begann er einst,
,,Ich geh' von dannen.“ — ,,Meinetwegen?“ — „Ja!“
,,Bleib'“, sagte leise sie, „ich bin Dir gut.“

,,Du mir, dem Narren?!“ — „Ja, denn Du hast

Geist!“

Sie reichte ihm die schöne Hand und blickte

Ihm tief in's Auge; doch er wendete

Sich leis erschauernd ab und sagte bebend:

„Mach’ mich nicht elend, wenn Du gut mir bist,
Und lass’ mich fort; — hier ist so mancher Andere,
Den Du zum Narren haben kannst. Leb’ wohl!“

Albert Roderich.