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Skizzenblätter aus dem römischen Literaturleben.
Epigrammen-Auslese. Nach dem Lateinischen des M. Val. Martial
in deutsche Reime gebracht von Edwin Bormann.
Du fragst mich, Freund, warum ich nie
Dir meine Bücher schenke ? — Sieh’,
Der Grund liegt tiefer, als du denkst:
Damit du mir nicht deine schenkst.
Freund Paulus kauft Gedichte sich
Und sagt sie her als seine;
Freund Kritikus, ist’s wahrlich wahr,
Dann, mein’ ich, lobst du mich sogar.
Gleichmässig schreibt der Stümper nur,
Der nie verlässt des Weges Spur;
Gleichmässig, Freund, besieht man’s recht,
Ist gleich bedeutend oft mit schlecht.
Denn, denkt mit Recht er sicherlich,
Was ich gekauft, ist meine.
„Schenk’ deine Bücher mir, Martial!“
Nein, sprech’ ich ein für allemal.
Denn, als ich einst so dumm gewesen
Hast du f’ verkauft und nicht gelesen.
Gestrenger Kritikus dich freut
Das Alte nur allein
Bevor du einen Dichter lobst,
Muss er gestorben sein. —
O möcht’st du, strenger Kritikus,
Dich nie mit mir befassen;
Denn so viel ist dein Lob nicht werth,
Mein Buch, sprichst du mit Tadlermienen,
Sei ungleichmäßig dir erschienen. —-
Das Leben d’rum zu lassen.
M ach t der Gewohnheit.
(Commis Meyer, der in einem
Geschäfte das Telephon zu bedienen
hat, geht an der Schildwache beim
Pnlverthurm vorüber.) „Wer da?"
„Hier Meyer — wer dort?"
Die Dankbarkeit.
Hans fiel in einen tiefen Bach;
Da wuchsen Nesseln — er griff danach
Und kroch gerettet an's Land.
Da fluchte er und schimpfte laut:
„Wie hat das verdammte Nesselkraut
Die Hände mir verbrannt!"
Ml). Roderich.
Malitiös.
Lieutenant: „Haben Herr Ritt-
meister neue Commandeuse schon ge-
sehen?"
Rittmeister: „Gesehen und
gesprochen! Uebertrifft schlimmste Be-
fürchtungen. Der reine personi-
fieirte Scheidungsgrund!"
Jrrthum.
„Sie fahren ohne Licht — ich
muß Sie notiren!" — „Sie irren,
mein Bester — meine Flamme
sitzt ja vor mirl"
Skizzenblätter aus dem römischen Literaturleben.
Epigrammen-Auslese. Nach dem Lateinischen des M. Val. Martial
in deutsche Reime gebracht von Edwin Bormann.
Du fragst mich, Freund, warum ich nie
Dir meine Bücher schenke ? — Sieh’,
Der Grund liegt tiefer, als du denkst:
Damit du mir nicht deine schenkst.
Freund Paulus kauft Gedichte sich
Und sagt sie her als seine;
Freund Kritikus, ist’s wahrlich wahr,
Dann, mein’ ich, lobst du mich sogar.
Gleichmässig schreibt der Stümper nur,
Der nie verlässt des Weges Spur;
Gleichmässig, Freund, besieht man’s recht,
Ist gleich bedeutend oft mit schlecht.
Denn, denkt mit Recht er sicherlich,
Was ich gekauft, ist meine.
„Schenk’ deine Bücher mir, Martial!“
Nein, sprech’ ich ein für allemal.
Denn, als ich einst so dumm gewesen
Hast du f’ verkauft und nicht gelesen.
Gestrenger Kritikus dich freut
Das Alte nur allein
Bevor du einen Dichter lobst,
Muss er gestorben sein. —
O möcht’st du, strenger Kritikus,
Dich nie mit mir befassen;
Denn so viel ist dein Lob nicht werth,
Mein Buch, sprichst du mit Tadlermienen,
Sei ungleichmäßig dir erschienen. —-
Das Leben d’rum zu lassen.
M ach t der Gewohnheit.
(Commis Meyer, der in einem
Geschäfte das Telephon zu bedienen
hat, geht an der Schildwache beim
Pnlverthurm vorüber.) „Wer da?"
„Hier Meyer — wer dort?"
Die Dankbarkeit.
Hans fiel in einen tiefen Bach;
Da wuchsen Nesseln — er griff danach
Und kroch gerettet an's Land.
Da fluchte er und schimpfte laut:
„Wie hat das verdammte Nesselkraut
Die Hände mir verbrannt!"
Ml). Roderich.
Malitiös.
Lieutenant: „Haben Herr Ritt-
meister neue Commandeuse schon ge-
sehen?"
Rittmeister: „Gesehen und
gesprochen! Uebertrifft schlimmste Be-
fürchtungen. Der reine personi-
fieirte Scheidungsgrund!"
Jrrthum.
„Sie fahren ohne Licht — ich
muß Sie notiren!" — „Sie irren,
mein Bester — meine Flamme
sitzt ja vor mirl"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Skizzenblätter aus dem römischen Literaturleben" "Irrthum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 109.1898, Nr. 2786, S. 261
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg