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Sumatis und Amaru.
Die rothen Zauberrosen um die Stirn
Und mach’ mich jung für ewig, dass von mir
Die Kunde wandte durch die ferne Zeit!“ —
Und trunken rief der Jüngling: ,, „Götterweib,
Sei mein, und Deinen Namen will ich heften
Mit gold’ner Sternenschrift an’s Firmament!““ —
— Da war’s, als züngelt’ eine kleine Schlange,
Buntschillernd aus dem Auge der Sumatis,
Doch freundlich sprach sie: „Sing’ Dich in mein Herz!“ —
— — Und horch, Amaru sang; in süssen Liedern,
Von Sehnsucht voll und Gluth und Liebesleid,
Eilt durch das Land der Name Sumatis,
Und Alles lauscht und singt die Lieder nach. —
— Und zu Amaru sandte Sumatis.
„Komm’, hole Deinen Lohn; — ich harre Dein!“ — —
— Und im Palaste viel geheime Gänge
Ward Amaru geführt, bis er allein
In lieblich prächtiger Rotunde blieb. —
Nicht Thür, nicht Fenster sah er, und ein Licht
Geheimnissvoll aus unsichtbarer Quelle
Erleuchtete den zaubervollen Raum,
So sinnverwirrend märchenhaft geschmückt,
Als hätten ihn die Liebesgötter selbst
Zu ihrem Feste sinnreich hergerichtet. —
Eh’ Amaru sein Staunen überwunden,
Stand plötzlich, wie von Geisterhand geführt,
Sumatis vor ihm, schön, als wäre sie
Herabgestiegen aus dem Paradiese. —
Berauscht von ihrem Anblick, sank der Jüngling
Zu Füssen ihr. — „ ,,Oh, sei gebenedeit
Für Deine Huld!““ — Sumatis aber,
Ihm majestätisch wehrend mit der Hand,
Das stolze Antlitz steinern, sagte dies: —
„Dass Du den Blick zu mir erhebst, der Wahnsinn
Sei Dir verzieh'n um seines Ursprungs willen.
Dein Lied hat Deine Königin gepriesen,
Nie sollst Du preisen mehr ein anderes Weib!
Die Leyer, die von Sumatis getönt,
Die darf nicht nennen einen zweiten Namen,
Die Leyer wird zertrümmert — und Du stirbst!
Doch wie Du stirbst, daran magst Du erkennen,
Dass ich Dir dankbar bin. So fahre wohl!“ —
— Und rückwärts schreitend und mit schnellem Gi'^e
Die Wand berührend, öffnete Sumatis
Die unsichtbare Thür und ging hinweg. —
Am Boden lag Amaru. Plötzlich tönte
Von Harfen und von Flöten wunderbar
Die lieblichste Musik, und aller Enden
Erquollen Düfte, köstlich und berauschend,
Von Moschus, Rosen und von Sandelstaub,
Geheimnissvoll mit süssem Gift getränkt,
Und führten, ihm die Sinne sanft betäubend,
In wonnevollen Träumen leise ihn
Zu einem andern Traum vielleicht, — zum Tode.
— Nicht lebt Sumatis mehr in seinem Lied, —
Man nennt von ihr nur eines: Diese That. —
Albert R°'
Sumatis und Amaru.
Die rothen Zauberrosen um die Stirn
Und mach’ mich jung für ewig, dass von mir
Die Kunde wandte durch die ferne Zeit!“ —
Und trunken rief der Jüngling: ,, „Götterweib,
Sei mein, und Deinen Namen will ich heften
Mit gold’ner Sternenschrift an’s Firmament!““ —
— Da war’s, als züngelt’ eine kleine Schlange,
Buntschillernd aus dem Auge der Sumatis,
Doch freundlich sprach sie: „Sing’ Dich in mein Herz!“ —
— — Und horch, Amaru sang; in süssen Liedern,
Von Sehnsucht voll und Gluth und Liebesleid,
Eilt durch das Land der Name Sumatis,
Und Alles lauscht und singt die Lieder nach. —
— Und zu Amaru sandte Sumatis.
„Komm’, hole Deinen Lohn; — ich harre Dein!“ — —
— Und im Palaste viel geheime Gänge
Ward Amaru geführt, bis er allein
In lieblich prächtiger Rotunde blieb. —
Nicht Thür, nicht Fenster sah er, und ein Licht
Geheimnissvoll aus unsichtbarer Quelle
Erleuchtete den zaubervollen Raum,
So sinnverwirrend märchenhaft geschmückt,
Als hätten ihn die Liebesgötter selbst
Zu ihrem Feste sinnreich hergerichtet. —
Eh’ Amaru sein Staunen überwunden,
Stand plötzlich, wie von Geisterhand geführt,
Sumatis vor ihm, schön, als wäre sie
Herabgestiegen aus dem Paradiese. —
Berauscht von ihrem Anblick, sank der Jüngling
Zu Füssen ihr. — „ ,,Oh, sei gebenedeit
Für Deine Huld!““ — Sumatis aber,
Ihm majestätisch wehrend mit der Hand,
Das stolze Antlitz steinern, sagte dies: —
„Dass Du den Blick zu mir erhebst, der Wahnsinn
Sei Dir verzieh'n um seines Ursprungs willen.
Dein Lied hat Deine Königin gepriesen,
Nie sollst Du preisen mehr ein anderes Weib!
Die Leyer, die von Sumatis getönt,
Die darf nicht nennen einen zweiten Namen,
Die Leyer wird zertrümmert — und Du stirbst!
Doch wie Du stirbst, daran magst Du erkennen,
Dass ich Dir dankbar bin. So fahre wohl!“ —
— Und rückwärts schreitend und mit schnellem Gi'^e
Die Wand berührend, öffnete Sumatis
Die unsichtbare Thür und ging hinweg. —
Am Boden lag Amaru. Plötzlich tönte
Von Harfen und von Flöten wunderbar
Die lieblichste Musik, und aller Enden
Erquollen Düfte, köstlich und berauschend,
Von Moschus, Rosen und von Sandelstaub,
Geheimnissvoll mit süssem Gift getränkt,
Und führten, ihm die Sinne sanft betäubend,
In wonnevollen Träumen leise ihn
Zu einem andern Traum vielleicht, — zum Tode.
— Nicht lebt Sumatis mehr in seinem Lied, —
Man nennt von ihr nur eines: Diese That. —
Albert R°'
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sumatis und Amaru"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 111.1899, Nr. 2824, S. 126
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg