Fliegende Blätter (111.1899 (Nr. 2814-2839))

140 Der übertrumpfte Humorist.

hing das Schild in May's Schaufenster, und das Publikum
amüsirte sich höchlichst über den Scherz. May schmunzelte
und sagte: „Der Mayer kann sich lassen begraben —"

Wie wurde ihm aber, als er bald darauf eines Mor-
gens an dem Laden seines Konkurrenten vorüber kam und
in dessen Schaufenster genau so ein Schild wie das seinige
erblickte, das besagte:

■njvS' Am stillen Meer. 'Skst-

Ach steh' auf Klippen, deren nackte Blöße,

Lin wenig Tang und bunles Seemoos deckt,
Bewundernd schau' ich seine hehre Größe,
Seh', wie die Brandung an den Felsen leckt.

Ls schüttelt grollend seine Löwenmähne,

Ls wirst empört ;u mir herauf den Gischt,
Am blauen Himmel ziehen wilde Schwäne,
Und Mövenschrei in ihren Ruf sich mischt.

So wohlig springt in seinem Kühlen Bade
vor meinem Aug' der muntere Delphin,
Am Horizonte ihre Sonnenpfade
Seh' ich zwei Adler stille Kreisend zieh'n l

wo du auch rausch'st, ob schlanker Palmen Kronen
Zu dir sich neigen, ob der Fichtenbaum,

Auf ros'gen Muscheln blasen die Tritonen
Den Trauermarsch, dem Müden in den Traum!

-Zcdwig

Der gefährliche Nordost.

Arzt (zum Bürgermeister): „Nehmen Sic sich in Acht vor Erkäll^^
bei der rauhen Luft!" — Bürgermeister: „Ja, es is a' böser, 1
gesunder Wind, der Nordost, mag er her wehe, woher er will!"

Probat.

Seitdem hat May seinen Glauben an die Humoristen
verloren. _

Gräfin: „. . . Ja, Baron, ich bitte sogar dringend unk >,
Bild von Ihnen!" — Baron: „O, meine Gnädigste, Sic
mich zum Glücklichsten der Erde!" — Gräfin (nachdem der '
sich entfernt): „Hier, Anna, hänge das Bild in