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Der Fahnennagel.

Der Herr Major war mit Anbruch des Tages von seiner Ehe-
hälfte an den hochbedeutsamen Fahnennagel erinnert worden.
Mit einem dankenden Brummen hatte er geantwortet. Dann
hatte der Bursche Gelegenheit genommen, auch seinerseits den
Herrn Major bescheidentlich, wie ihm befohlen, zu erinnern,
„weiß schon!" antwortete der Major. —

An den Vormittagen von Sonntagen pflegte der Herr Major
auf '/* Stunde in's Büreau zu kommen. 5o auch heute.

Raum war er eingetroffen, trat Hauptmann Schneider ein.
„wollte mir erlauben, Herrn Major an das Militärvereinsfest
und den Fahnennagel zu erinnern!"

„Danke sehr, lieber Schneider!" —

Dann der Adjutant:

„Herr Major wollten heute zum Militärvereinsfest fahren
und den Fahnennagel mitnehmen!"

„Danke, werd' ihn gleich einstecken!" —

Hierauf erinnerte Sergeant Wenzel den Herrn Major ebenfalls
an den vielgenannten Fahnennagel.

„weiß ich selber — lassen Sie mich in Ruhe!" —

Schließlich kam auch noch der Gefreite vom Vrdonnanz-
dienst.

„Fertig zur Post!"

„Danke!"

Aber Schneuzle blieb stehen.

„was wollen Sie noch?"

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„Herr Major haben befohlen — Herr Major wollten erinnert
sein — Fahnennagel —"

„Kreuzbombenelement! Unter Euch Kerle soll doch gleich
ein Kreuzmillionendonnerwetter fahren! Denkt Ihr denn, ich bin
so gedankenlos und so dumm, wie Ihr? Scheren Sie sich zum
Teufel und kümmern Sie sich nicht um ungelegte Eier!" — —
Nachmittags war in dein Städtchen alles auf den Beinen. Auf
dem Markte sollte die Fahnenweihe stattfinden und im HStel „zum
Löwen" das Festmahl eingenommen werden. Die auswärtigen
Militärvereine kamen mit klingendem Spiel angezogen und stellten
sich auf dem Markte auf. Ein lieblicher Duft von Kalbsbraten
und Gurkensalat entströmte der Küche des HStels „zum Löwen"
und ward begierig aufgesogen von den alten hungrigen und
durstigen Soldaten.

Die lange friedliche Festrede war zu Ende, das Hoch auf
den Landesfürsten erklungen, und die Ueberreichung der Fahnen-
geschenke sollte beginnen.

Auf der von Ehrengästen besetzten Tribüne ward es lebendig.
Der Herr Major trat vor die enthüllte Fahne, sprach von einem
ehrenvollen Aufträge, der ihm geworden und dem er mit den
besten wünschen für ferneres Gedeihen des Militärvereins hiemit
Nachkomme u. s. w.

„Als äußeres Zeichen der Antheilnahme des Mffizierskorps-
des Landwehr-Bezirks an den Bestrebungen des Militärvereins
I aber überreiche ich hiermit" — — hierbei fuhr seine rechte

^land mit der Gewohnheit eines Prestigiateurs in die linke
Rocktasche — „überreiche ich hiermit. .. einen Moment, meine
Herren —" dann ein rascher Griff in die rechte Rocktasche und
beiden Brusttaschen... Die Ehrengäste sahen sich fragend

an. Dann wurden ein paar Tröpfiein Schweiß auf des Majors
Stirne sichtbar; er schlug die Augen nieder und siüsterte: „Meine
Herren, ich schicke ihn heute noch ab, den Fahnennagel, ich Hab'
ihn nämlich — vergessen!" Mix Marti».

19*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Fahnennagel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hoffmann, Anton
Entstehungsdatum
um 1899
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1904
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Soldat <Motiv>
Pickelhaube
Fahne <Motiv>
Fahnenweihe
Militär
Karikatur
Orden <Ehrenzeichen>
Uniform <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 111.1899, Nr. 2832, S. 219
 
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