Leidesmüd'. 'txsr
IHeber öde Stoppelfelder
weinend irrt der müde West,
Schwebt mit weicher Weheklage
Durch der Ulmen starr Geäst,
dteyt die sonnverbrannte Straße,
Die mir grau zu Füßen staubt,
Kühlt mit feuchtem Hauch gelinde
Mir das wanderheiße Haupt.
Ferne über dunklen Hügeln
Letztes Abendroth verglüht,
Ihre thränenschweren Schwingen
Senkt die Seele, leidesmüd'. h. Volker.
T
Ein kleiner Nachtheil.
. Aber, lieber Freund, das ist doch kein
Meubel, um darauf auszurasten! Deine Frau hat
Dir ja erst so einen rasfinirt bequemen Lehnstuhl
gekauft!" — „Allerdings, ein Prachtmeubel — aber
d'rauf sitzen kann ich nicht!" — „Ja warum
Der dankbare Dackl.
ja", meint der Oberförster, „unter Menschen gibt's keine Dank-
^ barkeit mehr, aber unter Dackeln. Schauen S', da Hab' ich
und zu scharren an,
schlüpft hinein, schleppt
meinen Waldmann einmal beim Fuchsgraben
mit draußen; er geht mit einer sakrischen
Schneid' los — kurz und gut, der alte Fuchs
muß ihn bös erwischt haben, und ich bring'
das treue Thier nimmer aus dem Bau
'raus. Wirklich recht verdrossen geh' ich
heim und geb' den braven Burschen schon
verloren. Da bringt ihn mir am ander'»
Morgen zu meiner größten Freud' ein
armes Weib, die am Berg oben wohnt.
Sie hat ihn am Abend beim Holzlesen im
Wald draußen.gefunden — so elend, daß
er sich nimmer hat weiter schleppen kön-
nen, hat ihn aus Mitleid heimgetragen,
verbunden und über Nacht in ihrem Bett
schlafen lassen.
Na, 's ist gnt, ich geb' der Frau ein
schönes Trinkgeld. Der Waldmann wird
wieder gesund und Niemand denkt mehr
an die Geschicht'. — Da ist einmal eine
Treibjagd und ich häng' am Abend zwölf
Hasen in den Keller. Am nächsten Morgen
geht einer ab. Und so bei der zweiten und
dritten Jagd wieder. Bei der vierten nehm'
ich mir endlich fuchsteufelswild den Vorsatz,
den Spitzbuben herauszubringen, koste es,
was es will. Ich stell' mich Abends hinter
einem Holzstoß in der Nähe des Kellers
auf die Lauer. Da, wie's finster ist — ich
mein', mich trifft der Schlag — kommt
mein Waldmann daher, fängt zu graben
bis er ein Loch in den Keller gegraben hat,
bald darauf den schönsten Hasen heraus
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IHeber öde Stoppelfelder
weinend irrt der müde West,
Schwebt mit weicher Weheklage
Durch der Ulmen starr Geäst,
dteyt die sonnverbrannte Straße,
Die mir grau zu Füßen staubt,
Kühlt mit feuchtem Hauch gelinde
Mir das wanderheiße Haupt.
Ferne über dunklen Hügeln
Letztes Abendroth verglüht,
Ihre thränenschweren Schwingen
Senkt die Seele, leidesmüd'. h. Volker.
T
Ein kleiner Nachtheil.
. Aber, lieber Freund, das ist doch kein
Meubel, um darauf auszurasten! Deine Frau hat
Dir ja erst so einen rasfinirt bequemen Lehnstuhl
gekauft!" — „Allerdings, ein Prachtmeubel — aber
d'rauf sitzen kann ich nicht!" — „Ja warum
Der dankbare Dackl.
ja", meint der Oberförster, „unter Menschen gibt's keine Dank-
^ barkeit mehr, aber unter Dackeln. Schauen S', da Hab' ich
und zu scharren an,
schlüpft hinein, schleppt
meinen Waldmann einmal beim Fuchsgraben
mit draußen; er geht mit einer sakrischen
Schneid' los — kurz und gut, der alte Fuchs
muß ihn bös erwischt haben, und ich bring'
das treue Thier nimmer aus dem Bau
'raus. Wirklich recht verdrossen geh' ich
heim und geb' den braven Burschen schon
verloren. Da bringt ihn mir am ander'»
Morgen zu meiner größten Freud' ein
armes Weib, die am Berg oben wohnt.
Sie hat ihn am Abend beim Holzlesen im
Wald draußen.gefunden — so elend, daß
er sich nimmer hat weiter schleppen kön-
nen, hat ihn aus Mitleid heimgetragen,
verbunden und über Nacht in ihrem Bett
schlafen lassen.
Na, 's ist gnt, ich geb' der Frau ein
schönes Trinkgeld. Der Waldmann wird
wieder gesund und Niemand denkt mehr
an die Geschicht'. — Da ist einmal eine
Treibjagd und ich häng' am Abend zwölf
Hasen in den Keller. Am nächsten Morgen
geht einer ab. Und so bei der zweiten und
dritten Jagd wieder. Bei der vierten nehm'
ich mir endlich fuchsteufelswild den Vorsatz,
den Spitzbuben herauszubringen, koste es,
was es will. Ich stell' mich Abends hinter
einem Holzstoß in der Nähe des Kellers
auf die Lauer. Da, wie's finster ist — ich
mein', mich trifft der Schlag — kommt
mein Waldmann daher, fängt zu graben
bis er ein Loch in den Keller gegraben hat,
bald darauf den schönsten Hasen heraus
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein kleiner Nachtheil" "Der dankbare Dackl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1899
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 111.1899, Nr. 2836, S. 267
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg