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Der Winter.
Aushängschild hat er aa' g'habt über seiner Hausthür', und da is
der Leibhaftige ab'bild't g'weu, weil dees sei' bester Abnehmer
g'wen is, der eahm de meist'n Kohl'n abg'nomma hat, selm in
de Hundstag'.
Wia der Winter zum Kohl'nhändler hi'kenima is und um an
Preis von de Kohl'n g'fragt hat, da hat der Kohl'nhändler d'
Achsel'n 'zuckt und hat eahm an Preis g'sagt. Der Winter hat sei'
Geldbeuterl 'raus'zog'n und hat seine Pfennig' z'samm'zählt, und
siechst es, da hab'n seine Pfennig' net g'langt, denn der Winter is
an armer Mo', der si' net viel verdeahnt. Da hat er zum Kohl'n-
händler g'sagt, er waar' der und der, und der Kohl'nbändler sollt'
an Einseg'n hab'n, weil er ja do' des Meiste zu sein' G'schäft bei-
traget, und sollt' eahm d' Kohl'n a' bisserl billiger geb'n. Der
Kohlenhändler aber hat 's G sicht verzog'n und hat a' wen'g hi'-
g'red't und a' wen'g herg'red't und ebbas vom G'schäftsprinzip
g'sagt und das; er g'rad' net so viel auf Lager hält' und z'erst ans
seine Hauptkundschafl'n schaug'n mllaßt', und sei' Hauptkundschaft
waar' der Herr Fankerl — kurz und guat, hat er g'sagt, er könnt'
koane Kohl'n hergeb'n unter'm Preis, hat er g'sagt, und wenn's
eahm net recht waar', hat er g'sagt, so sollt' er zum Teufel geh'.
Dees hat si' der Winter net zwoamal sag'n lass'n, weil er si'
'denkt hat, daß vielleicht der Teufel do' barmherziger wia der
Kohl'nhändler is, und weil er g'moant hat, daß der Teufel viel-
leicht gern a' bisl a' Wärm' hergibt gegen a' bist an' Abkühlung,
und so is er halt zum Teufel 'ganga. Den Weg hat er aa' leicht
g'fund'n, weil's a' schöne, Kroate Straß'n g'wen is, und Leut' san
aa' g'nua 'ganga auf dera Straß'n, so daß er gar net fehl'n
hat kinna.
Wia er in d' Hüll' abi'kemma is und hat nach'm Teufel g'fragt,
da hat ma' g'sagt, daß der Teufel in seiner Großmutier ihran
Stüberl is, und ma' hat'n hing'führt. Da hat er si' an Teufel
vorg'stellt, daß er der Winter is, und der Teufel hat glei' recht
freundli' 'tho', wia's so schö' kühl von eahm weg'ganga is; und
sei' Großmuatter is aa' glei' daher kemma und hat a' Mordsfreud'
'zoagt, und a' recht a' warm's Platzerl hab'n s' eahm o'g'wies'n
bei'm Ofa; und d' Großmuatter hat'n g'fragt, ob er net a' bisl
was Warm's möcht', a' Haferl Pech oder a' Haferl Schwefel, und
wia er g'sagt hat, daß er's mit Dank annimmt, da hat s' eahm sei'
Trankerl servirt in an' echten chinesischen G'schirr von der aller-
neuesten Fa<;on, und der Teufel hat si' hi'g'setzt dazua und hat
eahm G'sellschaft g'leist', und sei' Schwefelpseif' hat er g'raacht, und
g'rad' 'grinst hat er dazua vor lauter Vergnüag'n, weil a' so a'
schön's, kühl's Lüfterl weg'ganga is von dem kalten Gast. Der
höllisch' Kater is aa' 'rumg'stricha und hat 'rumg'schmeichelt um an'
Winter, weil eahm aa' de Kühl'n wohl 'tho hat, und der Winter
selm is alleweil mehra auf'thaut, und a' kloan's Teuferl, dem d'
Großmuatter an Auftrag 'geb'n hat, hat g'rad' z'thoan g'habt mit
sein' Hadern, daß's des Wasser wieder auf'tricket hat, des vom
Winter wegg'leint is. Alle Aug'nblick' aber san andere Teufel
kemma und ganga, und hab'n bald allerhand' Sünder 'bracht:
Meineidige und Diab', Geizhals' und Wnacherer, und hab'n s' in'
Ofa einig'steckt; und z'letzt hat gar oana den hartherzig'n Kohl'n-
händler derherg'schleppt und hat'n auf an extrig's schön's, warm's
Anthracitöferl g'setzt und hat'n g'schmort. Kurz und guat, g'rad'
g'müathli' und trauli' is's g'wen im Teufe! seiner Großmuatter
ihran warma Stüberl. Der Teufel und der Winter aber hab'n
mitananda diskrirt und politisirt, und der Teufel hat von sein!
G'schäft' verzählt und hat eahm sei' Photographiealbum 'zoagt
und des Bild an der Wand, und über lauter Red'n und Disk'rir'n
is eahna d' Zeit verganga, sie hab'n selber net g'wißt wia.
Wia si' da Winter endli' verabschied' hat, weil's eahm mit der
Zeit do' a' bisl z'warm word'n is, da hat eahm der Teufel no'
sei' Körberl mit guati', englische Kohl'n füll'n lass'n und d' Groß-
muatter hat 'n selber 'nausbegleit' und hat's Thor aufg'macht und
g'sagt, daß er an' andersmal wieder kemma soll; und krcuzvergnüagt,
aber hübsch z'samm'g'schnarcht und z'samm'g'hutzelt is er wieder in
d' Oberwelt aufi kemma.
Wia er in d' Oberwelt aufi kemma is, do is's eahm scho'
hübsch g'spaßi' fürkemma, daß in dera kurz'n Zeit, wia er g'moant
hat, aller Schnee wegg'leint g'wen is und alles Eis wegg'schmolz'n,
und a' Schmetterling is eahm an d' Nas'n hi'g'flog'n und gar a'
Schwalberl is an eahm vorbeig'stricha, und d' Bogerln hab'n
Der Winter.
Aushängschild hat er aa' g'habt über seiner Hausthür', und da is
der Leibhaftige ab'bild't g'weu, weil dees sei' bester Abnehmer
g'wen is, der eahm de meist'n Kohl'n abg'nomma hat, selm in
de Hundstag'.
Wia der Winter zum Kohl'nhändler hi'kenima is und um an
Preis von de Kohl'n g'fragt hat, da hat der Kohl'nhändler d'
Achsel'n 'zuckt und hat eahm an Preis g'sagt. Der Winter hat sei'
Geldbeuterl 'raus'zog'n und hat seine Pfennig' z'samm'zählt, und
siechst es, da hab'n seine Pfennig' net g'langt, denn der Winter is
an armer Mo', der si' net viel verdeahnt. Da hat er zum Kohl'n-
händler g'sagt, er waar' der und der, und der Kohl'nbändler sollt'
an Einseg'n hab'n, weil er ja do' des Meiste zu sein' G'schäft bei-
traget, und sollt' eahm d' Kohl'n a' bisserl billiger geb'n. Der
Kohlenhändler aber hat 's G sicht verzog'n und hat a' wen'g hi'-
g'red't und a' wen'g herg'red't und ebbas vom G'schäftsprinzip
g'sagt und das; er g'rad' net so viel auf Lager hält' und z'erst ans
seine Hauptkundschafl'n schaug'n mllaßt', und sei' Hauptkundschaft
waar' der Herr Fankerl — kurz und guat, hat er g'sagt, er könnt'
koane Kohl'n hergeb'n unter'm Preis, hat er g'sagt, und wenn's
eahm net recht waar', hat er g'sagt, so sollt' er zum Teufel geh'.
Dees hat si' der Winter net zwoamal sag'n lass'n, weil er si'
'denkt hat, daß vielleicht der Teufel do' barmherziger wia der
Kohl'nhändler is, und weil er g'moant hat, daß der Teufel viel-
leicht gern a' bisl a' Wärm' hergibt gegen a' bist an' Abkühlung,
und so is er halt zum Teufel 'ganga. Den Weg hat er aa' leicht
g'fund'n, weil's a' schöne, Kroate Straß'n g'wen is, und Leut' san
aa' g'nua 'ganga auf dera Straß'n, so daß er gar net fehl'n
hat kinna.
Wia er in d' Hüll' abi'kemma is und hat nach'm Teufel g'fragt,
da hat ma' g'sagt, daß der Teufel in seiner Großmutier ihran
Stüberl is, und ma' hat'n hing'führt. Da hat er si' an Teufel
vorg'stellt, daß er der Winter is, und der Teufel hat glei' recht
freundli' 'tho', wia's so schö' kühl von eahm weg'ganga is; und
sei' Großmuatter is aa' glei' daher kemma und hat a' Mordsfreud'
'zoagt, und a' recht a' warm's Platzerl hab'n s' eahm o'g'wies'n
bei'm Ofa; und d' Großmuatter hat'n g'fragt, ob er net a' bisl
was Warm's möcht', a' Haferl Pech oder a' Haferl Schwefel, und
wia er g'sagt hat, daß er's mit Dank annimmt, da hat s' eahm sei'
Trankerl servirt in an' echten chinesischen G'schirr von der aller-
neuesten Fa<;on, und der Teufel hat si' hi'g'setzt dazua und hat
eahm G'sellschaft g'leist', und sei' Schwefelpseif' hat er g'raacht, und
g'rad' 'grinst hat er dazua vor lauter Vergnüag'n, weil a' so a'
schön's, kühl's Lüfterl weg'ganga is von dem kalten Gast. Der
höllisch' Kater is aa' 'rumg'stricha und hat 'rumg'schmeichelt um an'
Winter, weil eahm aa' de Kühl'n wohl 'tho hat, und der Winter
selm is alleweil mehra auf'thaut, und a' kloan's Teuferl, dem d'
Großmuatter an Auftrag 'geb'n hat, hat g'rad' z'thoan g'habt mit
sein' Hadern, daß's des Wasser wieder auf'tricket hat, des vom
Winter wegg'leint is. Alle Aug'nblick' aber san andere Teufel
kemma und ganga, und hab'n bald allerhand' Sünder 'bracht:
Meineidige und Diab', Geizhals' und Wnacherer, und hab'n s' in'
Ofa einig'steckt; und z'letzt hat gar oana den hartherzig'n Kohl'n-
händler derherg'schleppt und hat'n auf an extrig's schön's, warm's
Anthracitöferl g'setzt und hat'n g'schmort. Kurz und guat, g'rad'
g'müathli' und trauli' is's g'wen im Teufe! seiner Großmuatter
ihran warma Stüberl. Der Teufel und der Winter aber hab'n
mitananda diskrirt und politisirt, und der Teufel hat von sein!
G'schäft' verzählt und hat eahm sei' Photographiealbum 'zoagt
und des Bild an der Wand, und über lauter Red'n und Disk'rir'n
is eahna d' Zeit verganga, sie hab'n selber net g'wißt wia.
Wia si' da Winter endli' verabschied' hat, weil's eahm mit der
Zeit do' a' bisl z'warm word'n is, da hat eahm der Teufel no'
sei' Körberl mit guati', englische Kohl'n füll'n lass'n und d' Groß-
muatter hat 'n selber 'nausbegleit' und hat's Thor aufg'macht und
g'sagt, daß er an' andersmal wieder kemma soll; und krcuzvergnüagt,
aber hübsch z'samm'g'schnarcht und z'samm'g'hutzelt is er wieder in
d' Oberwelt aufi kemma.
Wia er in d' Oberwelt aufi kemma is, do is's eahm scho'
hübsch g'spaßi' fürkemma, daß in dera kurz'n Zeit, wia er g'moant
hat, aller Schnee wegg'leint g'wen is und alles Eis wegg'schmolz'n,
und a' Schmetterling is eahm an d' Nas'n hi'g'flog'n und gar a'
Schwalberl is an eahm vorbeig'stricha, und d' Bogerln hab'n
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Winter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2888, S. 268
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg