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Wasserscheu.
Hausherr: „...Was, Sie wollen
kündigen, Herr Privatier Wuzerl —
jetzt, wo der schöne Monnmcntalbrunnen
vor dem Hause errichtet worden ist?!"
Privatier: „Eben d'rum. Ich kann
das viele Wasser net seh'n!"
Die ZunKen.
Zl!ausgrau, — ein Dieb, das letzte Licht
zu stehlen, —
Auf leisen Zützen schleicht die Abenddämmer-
ung
In mein Gemach. Ich sitze am Kamin
Und starre in den Todeskampf der Flammen,
Die zuckend in der schwarzen Asche sterben.
Aus ferner Jugend steigt ein Bild empor:
Die Mutter, die dem spielensmüden Kinde
Am (Ofenbleche ein Papier entzündet,
Das sich, verkohlend, wie ein Tempel wölbt.
„Sieb Acht", sprach sie, „nun ist die Kirche
aus,
Die Leute kehren heim, voran die Menge,
Die Männer, Frauen, Kinder, groß und klein,
Lin Schwarm von Funken, der sich eilt und
wimmelt.
Und nun die einzelnen: bedächtig langsam
Der Pfarrer dort, klein und gebückt, doch
hurtig
Ihm nach der Küster, — und der letzte
setzt —
Der Kirchendiener ist’», — der schließt die
Thür." —
So losch der letzte Funken, und in Nacht
versank das bunte Spiel der Phantasie. —
— Doch heute, fei}’ ich nicht das gleiche
Bild,
Nachdem ein langes Leben mir entschwand? -
Sie gingen alle, die ich einst geliebt,
voran dem alten lebensmüden Mann,
Die Menge erst der Freunde und Bekannten,
Die flüchtig meinen Lebensweg gekreuzt,
Lin knisternd Funkenheer mit Hellem
Sprühen; —
Die letzten, — einzeln dann, — die Theuer-
ften. —
Nur einer zögert noch am Haus des Lebens,
wo er der Schönheit und dem Licht gedient.
Lr hält sich lang, sein Stern will nicht
erlöschen, —
Doch endlich, endlich schlägt auch seine
Stunde.
Die Thür fällt zu, der matte Lunken tastet
Sich still von dannen durch die schwarze
Nacht.
wohin? — Zur Mutter, — in den Schoß
der Liebe? —
wohin? — Die Antwort kann uns keiner
geben. -
Franz wichmann.
•• ••*£=§• Der lernbegierige Piccolo.
y 4 j
' ' v
äiBL WD
jj
’f'
M--.
•
Der Herr Oberkellner, der dem Piccolo auf das schärfste eingeprägt hat, stets
Alles so zn machen wie er, rutscht ans dem frischgewichsten Parquetboden aus.
Piccolo:
„Wie haben S' jetzt das gemacht, Herr Oberkellner?!
——
Wasserscheu.
Hausherr: „...Was, Sie wollen
kündigen, Herr Privatier Wuzerl —
jetzt, wo der schöne Monnmcntalbrunnen
vor dem Hause errichtet worden ist?!"
Privatier: „Eben d'rum. Ich kann
das viele Wasser net seh'n!"
Die ZunKen.
Zl!ausgrau, — ein Dieb, das letzte Licht
zu stehlen, —
Auf leisen Zützen schleicht die Abenddämmer-
ung
In mein Gemach. Ich sitze am Kamin
Und starre in den Todeskampf der Flammen,
Die zuckend in der schwarzen Asche sterben.
Aus ferner Jugend steigt ein Bild empor:
Die Mutter, die dem spielensmüden Kinde
Am (Ofenbleche ein Papier entzündet,
Das sich, verkohlend, wie ein Tempel wölbt.
„Sieb Acht", sprach sie, „nun ist die Kirche
aus,
Die Leute kehren heim, voran die Menge,
Die Männer, Frauen, Kinder, groß und klein,
Lin Schwarm von Funken, der sich eilt und
wimmelt.
Und nun die einzelnen: bedächtig langsam
Der Pfarrer dort, klein und gebückt, doch
hurtig
Ihm nach der Küster, — und der letzte
setzt —
Der Kirchendiener ist’», — der schließt die
Thür." —
So losch der letzte Funken, und in Nacht
versank das bunte Spiel der Phantasie. —
— Doch heute, fei}’ ich nicht das gleiche
Bild,
Nachdem ein langes Leben mir entschwand? -
Sie gingen alle, die ich einst geliebt,
voran dem alten lebensmüden Mann,
Die Menge erst der Freunde und Bekannten,
Die flüchtig meinen Lebensweg gekreuzt,
Lin knisternd Funkenheer mit Hellem
Sprühen; —
Die letzten, — einzeln dann, — die Theuer-
ften. —
Nur einer zögert noch am Haus des Lebens,
wo er der Schönheit und dem Licht gedient.
Lr hält sich lang, sein Stern will nicht
erlöschen, —
Doch endlich, endlich schlägt auch seine
Stunde.
Die Thür fällt zu, der matte Lunken tastet
Sich still von dannen durch die schwarze
Nacht.
wohin? — Zur Mutter, — in den Schoß
der Liebe? —
wohin? — Die Antwort kann uns keiner
geben. -
Franz wichmann.
•• ••*£=§• Der lernbegierige Piccolo.
y 4 j
' ' v
äiBL WD
jj
’f'
M--.
•
Der Herr Oberkellner, der dem Piccolo auf das schärfste eingeprägt hat, stets
Alles so zn machen wie er, rutscht ans dem frischgewichsten Parquetboden aus.
Piccolo:
„Wie haben S' jetzt das gemacht, Herr Oberkellner?!
——
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der lernbegierige Piccolo"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2888, S. 275
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg