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M ii r ch e n.

s war einmal ein böser Zauberer.

Weil er sonst gerade nichts zu thun
hatte, nahm er einen Geldbeutel aus der
Schublade und verhexte ihn. Wer den Geld-
beutel besaß, sollte immer ein Goldstück
darin finden; aber eines davon brachte dem
Besitzer den Tod — welches, wußte Nie-
mand, nur das erste nicht.

Mit diesem Geldbeutel dachte der Zau-
berer die Menschen zu quälen. Er nahm
ihn und setzte sich damit an den Wegrand.

Da kam Michel die Straße einher. Er
war sonst ein fröhlicher Bursche. Aber
heute ließ er den Kopf hängen. Es war
Kirchweih; er hätte seinem Schatz zu gerne
ein Geschenk gemacht und wollte mit ihr
auf den Tanzboden gehen. Aber er besaß
keinen Pfennig und zudem hingen ihm die
Zehen bei den Schuhen heraus.

„Michel", sagte der Zauberer — denn
Zauberer kennen alle Leute beim Namen —
„Michel, da schenk' ich Dir einen Beutel!
Immer ist ein Goldstück darin, so oft Du
es auch ausgibst! Aber eines bringt Dir
den Tod — welches, weiß Niemand — nur
das erste nicht!"

Listig blinzelte er den Burschen an,
denn er freute sich, nun zu sehen, lute den
die Habgier erfaßte. Aber Michel lachte
blos ungläubig: „Geh', hör' auf! Hent-
zutag' schenkt Einem kein Mensch einen
Beutel, in dem ein Goldstück! is!"

„Probir's!" sagte der Zauberer.

Da öffnete der Bursche den Beutel,
wollte erst seinen Augen nicht trauen, nahm
dann mit einem Juhschrei das Goldstück
heraus, wendete es mit zitternden Fingern
hin und her und rief endlich: „Und mein
gehört's? Und b'halten derf i's? Und der
Mirzl ein goldenes Kreuzl und mir ein
Paar Schuh' kaufen kann i' davon?"

„Freilich!" nickte der Zauberer. „Und
so oft Du hineingreifst, findest Du ein neues
Goldstück! Nur zu, Michel! Aber eines
tödtet Dich — blos das er st e nicht!"

Da lachte der Michel laut auf und
sang in glücklichem Uebermuth:

„Für 's Dirndl a' Kreuzl!

Für mi' a' Paar Schuah'!

Jatzt brauch' ich koa' Geld mehr!

Dös is mir scho' g'nna!"

Damit warf er dem Zauber er-
den Beutel in's Gesicht und sprang
selig von dannen. —

Mit finsterer Wuth hob der Zauberer
den Beutel auf. „Alle Wetter!" murmelt
er. „Zwanzig Mark beim Kuckuck und kein
Geschäft gemacht! Die Woche geht gut an!"
Dann schlug er sich in die bekannten Büsche.

H. tom kyle.

Trinker (der in's Wasser gefallen): „Auswendig vertrag' ich's schon — wenn
ich nur nix schluck'!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Einzige Gefahr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 113.1900, Nr. 2890, S. 296

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