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Die gefährdete Erbschaft.
ander, wie wann s' an' Luchs in der
Arbeit hätten. D’ Tant' is auf der
Ofenbank g'feffen mit a' mordsgroßen
Taffen vor sich, in der 'was drinn' war,
dös an ganz sonderbaren G'ruch g'habt
hat — soviel Hab' i' glei' g'merkt. Auf
anral aber bleiben die zwei Dackeln
die Teufelskerl' — vor der Lrau Taut'
fteh'n, schnuppern stark in die Luft aufi
und nachher — plötzli' — fahr'n s' wie
die wilden auf die Alte los. Jetzt stellen
S’ Ihnen beu Schrecken und den Spek-
takel vor!
Die Alt' tut an Schrei, packt d' Taff'
und lauft, was s' laufen kann, davon
— die zwei Dackeln wie die Teust'n
mit an' mörderischen Gebell hinterdrein.
G'meint hat man, sie z'reißen s'.
y kenn' mi' nimmer aus und lauf'
in inei'in Schreck auch dein Schlupferl und den: chansl und
der Lrau Tant' nach, die alleweil um fjUf’ schreit und alle
heiligen anruft.
So geht's beim paus 'naus — dreimal kreisrund int fjof
umeinander — z'letzt, wie die Dackeln trotz inei'in pfetfen und
Schimpfen gar net auslaffen, springt d' Lrau Tant', die 's
niinmer länger hat derlaufen uird derschnaufen können, in Stadel
eint und kraxelt vor Schreck wie a' Eichkatzl —- i' hätt's der
alten Person gar nimmer zu'trautl — auf der Leiter zum peu-
bod'n 'nauf I
Da is s' jetzt drob'n g'ses-
sen, hat 'keucht und g'stöhnt
und g'ächzt und g'schimpft
und g'schrie'n, und schließli',
wie s' wieder inehr 'raus-
bringt , ruft s' springgifti'
'runter zu nrir: „Ente r b t
bist' — daß Du's weißt,
enterbt — mitsamt Deine’
Malefizdackeln!"
Können S' Ihnen denken,
wie i' dag'standen bin! Und die
hast' denn eigentli' in Deiner großen Taff'
d'rinn, daß D' s' gar net auslaßt?"
„An Baldrianthee" schnauft s',
„Hab' i' d'rinn, für meine so viel schlech-
ten Nerven! Aber da könnt' er ei'm
schon was helfen der Thee — mit die
zwei Malefizviecher!"
perrgott! Da geht mir auf «mal
a' Licht auf — so groß wie a' Stall-
latern'!
Sie wiffen's ja selber alle, meine
perr'n: Der Baldrian riecht a' bißl stark
nach Katzeln und ans d' Katzeln is der
Schlupferl weiter net aus und der pansl
erst!! ... I' weiß jetzt heut' noch net,
hab'n die zwei Gauner 'glaubt, d' Tant'
hat a Katzl versteckt bei ihr, oder hab'n
s' g'meint, sie is selber a Katz' — kurz
und gut, a' regelrechte Katzenjagd hab'n s'
abg'halten und hab'n sogar auf d' Leiter no' 'naufwoll'n und
hab'n kein' Ruh' geb'n, bis i' s' ang'hängt Hab' all' zwei und
Hab' s' in Schweinstall 'nein-
g'sperrt!
Nachher is aber die schwe-
rere Arbeit erst 'kommen. Jetzt
Hab' i' d' Iran Tant' erst von
der Leiter 'runterhol'n und wie-
der beruhigen müssen. Z'erst
is s' no' zwanz'g Minuten dro-
ben hocken 'blieben und hat
mir a' Standred' g'halten in
ei'm Atemzug, obwohl s' mir
alleweil dabei versichert hat,
sie könnt' nimmer schnaufen
vor Schreck und sie wär' tot
vor Aufregung. Nachher, wie
Dackeln — die Luder — bellen no' alleweil zur Lrau Tant' 'nauf
und i' weiß no' net, was s' haben. Da auf amal, wie i' s' so
droben hocken seh' auf ihrer Leiter mit der Mordstaff' in de'
pänd', fallt mir's ein, daß i' s' frag': „Ja, aber Tant', was
s' endli' aufg'hört hat, hat's
st' 'ransg'stellt, daß sie si' nim-
mer 'runter'traut von der Leiter,
so schön s' z'erscht 'nanf'kraxelt
is, und i' Hab' s' Buckelkraxen
'runtertrag'n müssen. Und na'
is s' glei' in ihr' Stub'n 'nein g'saust mit ihrer Taff' — aus
Angst, die Dackeln könnten wieder kommen!
.... Jetzt können s' Ihnen denken, was 's Müh' koft't
hat, bis s' wieder guat is word'n und mir d' Erbschaft wieder
zug'sagt hat. Seitdem aber, wann s' an
Baldrianthee trinkt, sperrt sie sich in d'
Stnb'n eini und schaut alleweil ängstli' zum
Lenster 'naus, ob s' net schon wieder daher-
sausen — der Schlüpfer! und der pansl — die
Zwei Malefiz-Tropfen I" y. Schneider.
Die gefährdete Erbschaft.
ander, wie wann s' an' Luchs in der
Arbeit hätten. D’ Tant' is auf der
Ofenbank g'feffen mit a' mordsgroßen
Taffen vor sich, in der 'was drinn' war,
dös an ganz sonderbaren G'ruch g'habt
hat — soviel Hab' i' glei' g'merkt. Auf
anral aber bleiben die zwei Dackeln
die Teufelskerl' — vor der Lrau Taut'
fteh'n, schnuppern stark in die Luft aufi
und nachher — plötzli' — fahr'n s' wie
die wilden auf die Alte los. Jetzt stellen
S’ Ihnen beu Schrecken und den Spek-
takel vor!
Die Alt' tut an Schrei, packt d' Taff'
und lauft, was s' laufen kann, davon
— die zwei Dackeln wie die Teust'n
mit an' mörderischen Gebell hinterdrein.
G'meint hat man, sie z'reißen s'.
y kenn' mi' nimmer aus und lauf'
in inei'in Schreck auch dein Schlupferl und den: chansl und
der Lrau Tant' nach, die alleweil um fjUf’ schreit und alle
heiligen anruft.
So geht's beim paus 'naus — dreimal kreisrund int fjof
umeinander — z'letzt, wie die Dackeln trotz inei'in pfetfen und
Schimpfen gar net auslaffen, springt d' Lrau Tant', die 's
niinmer länger hat derlaufen uird derschnaufen können, in Stadel
eint und kraxelt vor Schreck wie a' Eichkatzl —- i' hätt's der
alten Person gar nimmer zu'trautl — auf der Leiter zum peu-
bod'n 'nauf I
Da is s' jetzt drob'n g'ses-
sen, hat 'keucht und g'stöhnt
und g'ächzt und g'schimpft
und g'schrie'n, und schließli',
wie s' wieder inehr 'raus-
bringt , ruft s' springgifti'
'runter zu nrir: „Ente r b t
bist' — daß Du's weißt,
enterbt — mitsamt Deine’
Malefizdackeln!"
Können S' Ihnen denken,
wie i' dag'standen bin! Und die
hast' denn eigentli' in Deiner großen Taff'
d'rinn, daß D' s' gar net auslaßt?"
„An Baldrianthee" schnauft s',
„Hab' i' d'rinn, für meine so viel schlech-
ten Nerven! Aber da könnt' er ei'm
schon was helfen der Thee — mit die
zwei Malefizviecher!"
perrgott! Da geht mir auf «mal
a' Licht auf — so groß wie a' Stall-
latern'!
Sie wiffen's ja selber alle, meine
perr'n: Der Baldrian riecht a' bißl stark
nach Katzeln und ans d' Katzeln is der
Schlupferl weiter net aus und der pansl
erst!! ... I' weiß jetzt heut' noch net,
hab'n die zwei Gauner 'glaubt, d' Tant'
hat a Katzl versteckt bei ihr, oder hab'n
s' g'meint, sie is selber a Katz' — kurz
und gut, a' regelrechte Katzenjagd hab'n s'
abg'halten und hab'n sogar auf d' Leiter no' 'naufwoll'n und
hab'n kein' Ruh' geb'n, bis i' s' ang'hängt Hab' all' zwei und
Hab' s' in Schweinstall 'nein-
g'sperrt!
Nachher is aber die schwe-
rere Arbeit erst 'kommen. Jetzt
Hab' i' d' Iran Tant' erst von
der Leiter 'runterhol'n und wie-
der beruhigen müssen. Z'erst
is s' no' zwanz'g Minuten dro-
ben hocken 'blieben und hat
mir a' Standred' g'halten in
ei'm Atemzug, obwohl s' mir
alleweil dabei versichert hat,
sie könnt' nimmer schnaufen
vor Schreck und sie wär' tot
vor Aufregung. Nachher, wie
Dackeln — die Luder — bellen no' alleweil zur Lrau Tant' 'nauf
und i' weiß no' net, was s' haben. Da auf amal, wie i' s' so
droben hocken seh' auf ihrer Leiter mit der Mordstaff' in de'
pänd', fallt mir's ein, daß i' s' frag': „Ja, aber Tant', was
s' endli' aufg'hört hat, hat's
st' 'ransg'stellt, daß sie si' nim-
mer 'runter'traut von der Leiter,
so schön s' z'erscht 'nanf'kraxelt
is, und i' Hab' s' Buckelkraxen
'runtertrag'n müssen. Und na'
is s' glei' in ihr' Stub'n 'nein g'saust mit ihrer Taff' — aus
Angst, die Dackeln könnten wieder kommen!
.... Jetzt können s' Ihnen denken, was 's Müh' koft't
hat, bis s' wieder guat is word'n und mir d' Erbschaft wieder
zug'sagt hat. Seitdem aber, wann s' an
Baldrianthee trinkt, sperrt sie sich in d'
Stnb'n eini und schaut alleweil ängstli' zum
Lenster 'naus, ob s' net schon wieder daher-
sausen — der Schlüpfer! und der pansl — die
Zwei Malefiz-Tropfen I" y. Schneider.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die gefährdete Erbschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1904
Entstehungsdatum (normiert)
1899 - 1909
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 121.1904, Nr. 3077, S. 34
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg