Fliegende Blätter (121.1904 (Nr. 3075-3100))

166

Man muß sich zu helfen wissen.

Die M a ch t des Willens.

Wan hat doch keine Ahnung", meint Professor der
Psychologie Feinmeier, „von der Macht des Willens. Sitzen
wir da kürzlich in einer Abendgesellschaft, und keinem der
Anwesenden fällt der Name unser's Professors der Jurispru-
denz ein. Wir konnten uns bemühen, !vie wir wollten — das
Gedächtnis versagte. Wie das oft so geht, lag mir das
Wort auf der Zunge; aber jeder Versuch, es ihr zu entlocken,
mißlang. — In der folgenden Nacht suchte ich es mir in
Erinnerung zu bringen. Je mehr ich mich quälte, um so
vergeblicher schien mein Bemühen, um so mehr wurde ich
aber auch angespornt, das Gesuchte zu finden. Und ich
z w a n g meinen Wille n. Allmählich stellten sich Anklänge
ein. Ich riet auf alles mögliche; zuletzt hafteten in
meinem Sinn die Worte: Erlefzen, Engelsen, Egels, Oelker,
Oelkers, schließlich Voelkers — und damit war mein Zweck
erreicht. Voelkers hieß er. Und nun konnte ich beruhigt
einschlafen. — Ist das nicht hochinteressant?"

„In der Tat," antwortet einer der Anwesenden, „sehr
interessant — noch dazu, wenn man bedenkt, daß er gar
nicht so heißt!" ._

Wer einmal lügt...

„Warum weinen Sie denn, Anna?" — „Ach,
mein Bruder ist zum Besuch' hier — und das will
mir kein Mensch glauben!"

- Motiviert. -4-

Du lobst dir deine Posse,

Ich lob' das Drama dein.

Bei deiner Posse gähnt man,

Beim Drama — schläft man ein. G. w.

-——

Rentable Speise.

„Kellnerin — einen Gemsbraten!" — „Gleich wird
einer frei werden!"

■