Fliegende Blätter (132.1910 (Nr. 3362-3388))

GO

Von dort holten Frauen und Mägde
Das Wasser in jegliches Laus
And tauschten oft stundenlang ratschend
Das neu'ste vom Tage dort aus.

Nach manchem Jahrzehnt nun kam ich
Zurück von der Wanderschaft.

Ich erkannte das Städtchen kaum wieder,
So hatte der Fortschritt geschafft.

Die Gäßchen und Winkel verschwunden,
Die Läufer, die Plätze modern.

„Lotel" heut' und „Auto-Garage",

Wo einst noch die „Wirtschaft zum Stern".

Auch droben am Markte der Brunnen,

Der Gabelmann, war schon längst fort.

Nur Weiber in jeglichem Alter,

Die standen und ratschten noch dort.

A. Aotsch.

Ein praktischer Junge.

Lehrer (dem der Vater des kleinen Franzl einige Würste zum
Geburtstag schickt): „Das ist ganz schön, unb ich danke auch
vielmals! . . Eine viel größere Geburtstagsfreude, lieber Franz,
würdest Du mir aber machen, wenn Du von jetzt an recht
fleißig und brav wärest! Willst Du mir das versprechen?"

Franzl: „Ja . . soll ich die

Wnrsss dann wieder mitnehmen?

„Der Direktor spielt wohl eine große Rolle hier im Ort?"

„O ja; wenn der abends aus dem Wirtshaus fvrtgeht, wird
sofort eine Flanime ausgedreht!"

Di» Strahl aus heißen Augensonnen,

Ein Lächeln, bas halb wehrt, halb fleht,
Ein Wort, ein Äuß, dann tausend Wonnen -
Ich weiß, ich weiß, wie Lieb' entsteht!

Ei» letztes Wort, ein stummes Scheiden,

Lin scheuer Blick, halb abgewendet.

Ein kalter Gruß, ein heimlich' Meiden
Nun weiß ich auch, wie Liebe endet!

w

In der Kadettenschnlc.

(Ans einem Aufsatz.) . . Scharnhorst war nun tut — aber
nicht ganz; sein Geist lebte weiter iit der Armee als Feldgeschrei
und als Parole." _

®. s. W,