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Dann wendet er fid) fcbnell zurück
Und packt die Diebe beim ßenick,

Und beifit und beutelt [ie mit UJud)t
Und fd)lägt fic alle in die Slucbt.

6r wedelt Dank, nimmt dann iin Du
Den Korb und trabt der Wohnung zu.

FDR.

JT. livisch.

Der Heirarskandldar.

^jj’enn Du klug bist, i£Ife," sagte der Geheimrat, „so kannst
Du bis in acht Tagen mit einem braven, reichen und
liebenswürdigen Manne verlobt sein. Dr. Weide, der
früher bei uns im Amte war — ein ausgezeichneter, tüchtiger
Mensch — hat mir geschrieben, daß er mich morgen besuchen und
einige Tage hier bleiben will. Ich glaube, er sucht eine Frau.
Sicher hätte er eine vorzügliche Karriere gemacht. Da starb sein
sehr vermöglicher Dnkel und er zog sich auf das große Gut zurück,
das er erbte. Dort wirtschaftet er nun als Junggeselle. Es wäre
ja himinelschrciend, wenn' ein so prächtiger Mensch und ein solch
herrliches Besitztum miteinander versauern sollten. Tr steht in
den besten Jahren, und Du bist die Jüngste nicht mehr. Wir
werden ihn cinladen — wir werden jeden Abend mit ihm in ein
anderes Theater gehen. . ich weiß, er liebt die Kunst. . sie be-
geistert ihn., nnd das übrige ist Eure Sache!" setzte er lächelnd
zu Frau und Tochter bei.

Dr. ll)eide, ein schlichter, gemütstiefer Mensch, gefiel den
Damen ausgezeichnet. Der warine Empfang, das schöne Lamilien-
leben, Elses kluges, freundliches Benehmen schien auch aus ihn
den besten Eindruck zu machen. Man besuchte deu ersten Abend
das Nationaltheater. Lin Trauerspiel wurde gegeben, das Epoche
machte. Der beliebteste Modedichter entwickelte darin eine fesselnde
Idee. Lin Ehebruch bildete den Mittelpunkt der spannenden
Handlung. Dr. Weide schien ungemein teilnehmend. Man war
von dem Abend allgemein außerordentlich befriedigt.

Den nächsten Tag ging man zur Schauspielbühne. Der Zu-
fall wollte es, daß dort eben ein berühmter Schriftsteller mit der
Uraufführung eines Sittengemäldes zum Worte kam. Das meister-
haft gefügte Stück baute sich auf einem Ehebrüche auf. Dr. Weide
folgte mit ersichtlicher Aufmerksamkeit der prickelnden Lindst gcist-
reicher Szenen und unterhielt fid; viel mit Else. Alles fühlte sich
lebhaft angeregt. Geheiinrats schmunzelten.

Der dritte Abend galt dem Komödienhaus. Die ungemein
lustige Satire eines namhaften Humoristen erwartete die Zuhörer.
Es drehte fid? um die sehr fidcle Geschichte eines Ehebruchs.
Dr. Weide schien überrascht, geistig beschäftigt, animiert. Er
bedankte fid? vielmals für den hohen Genuß.

Am vierten Abend gab's etwas leidjtere Kost. Man hörte
im Mperettenheim das neue Werk eines sehr talentvollen und
erfolgreid?en Walzerkomponisten. Prächtige Melodien, famose
Thöre, eine flüssige Handlung vereinigten fid? mit erlesener Aus-
stattung zu einem sehr günstigen Gesamteindruck. Das Libretto
war interessant. Es handelte fid? um eine verwickelte reizvolle
Ehebruchsgeschichte. Dr. Weide mack?te große Augen. Man sah,
er war sehr aufmerksam. Manchmal betrachtete er Else, die sid?
köstlid? amüsierte. Es war, als wollte er etwas sagen. Dod;.
hielt er wieder an sich. Sein ganzes Wesen zeigte etwas Eigen-
tümliches. „Er hat Feuer gefangenI" murmelte der Geheimrat.

Am nächsten Abend besuchte man die Volksbühne. Sie braä?te
in eminenter Darstellung ein Stück heraus, das wegen seines treff-
lichen Miliensd?ilderung allgemeines Aufsehen erregt hatte. Llsc
klatsck?te frenetisd? Beifall. Es handelte fick? um einen psychologisch
fein motivierten Ehebruch. Dr. Weide ivar ersick?tlid? hingerissen
und empfahl sich in offenbar erregter Stimmung. „Du wirst
sehen", sagte der Geheimrat lächelnd zu seiner Frau, „morgen
hält er um Llse an. Ja, die Kunst!"

Andern Cllags traf ein Schreiben ein, worin Dr. Weide seine
plötzliche Abreise anzeigte und um Entschuldigung bat, daß er sich
nicht mehr persönlich empfehlen konnte. Man war höchlichst er-
staunt und verblüfft. Niemand konnte sid? das erklären. Er aber

hatte sich gedacht: „Ehebruch_Ehebruch.... Ehebruch_

Eliten diese Bretter wirklich die Welt bedeuten.... na, dann
lieber adieu, Else!"

Ja, die Kunst!

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der schlaue Pudel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1910
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 132.1910, Nr. 3383, S. 263

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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