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Abenteuer in Australien.

so zu legen daß sich das Squorra-Squorra bei der Flucht auch
sicher hinein verwickeln mußte, was keine Kleinigkeit war. Hier-
bei kam uns aber ein kleiner Baum trefflich zu statten, der fast
gerade über dem Ungethüm von der steilen Uferbank hinaus-
ragte. Auf diesen kletterte Kalbaukuri hinauf und wir beiden
— als wie Schuster und ich — hatten nun den allerdings
etwas schwierigen Posten bekommen, bis dicht an das Ungethüm
hinanzuschleichen und die durch denJnvianer von oben herunter-
gelaffene Schlinge ihm umzulegen. — War dies glücklich ge-
schehen, so konnte es nachher wieder zurückwechseln, so schnell cs
wollte, vorher war aber die größte Vorsicht natürlich nöthig, es
nicht zu stören und das geringste unbedeutendste Geräusch konnte
uns verderben. Schuster wollte auch im Anfang gar nicht dran,
nahm mich an einem Knopf, zog mich hinter den nächsten Busch
und machte mir die dringendsten Vorstellungen, unser Leben nicht
! auf eine so leichtsinnige Weise in Gefahr zu setzen. Er erklärte
mir dabei, er würde sich nichts daraus machen wenn er allein
in der Welt stünde, aber mit einer Frau daheim und dann
noch bei seinem delikaten Zustand — innere Bewegung er-
stickte ihm hier die Stimme und ich wurde selber gerührt, — aber
wir konnten doch jetzt nicht wieder umkehren und den Indianer
mit der Schlinge auf dem Baum fitzen lassen. Ich machte Schu-
stern auch leicht begreiflich, wie wir nun so weit hergekommen
wären, die Bestie zu fangen und wie wir sie nun beinahe hätten
und nun doch unmöglich die ganze Geschichte aufgeben könnten.
Er ließ sich auch endlich überreden, aber ich mußte ihm einen
feierlichen Eid schwören, daß dies der letzte Versuch sein sollte,
den wir diesmal zusammen machten, und daß wir, wenn wir
sie heute wieder nicht kriegten, morgen nach Hause zu aufbrechen
wollten. Schuster meinte er könne es unter seinen Umständen
nicht länger verantworten, sich so rücksichtslos und leichtsinnig
der scharfen Nachtluft auSzusetzen.

Hiernach schlichen wir wieder nach der Stelle zurück, wo das
Squorra-Squorra noch immer ruhig und ungestört lag, und
hörten hier auch, wie uns Kalbaukuri schon ungeduldig das
verabredete Zeichen gab, die herunterhängende Schlinge um die
Bestie zu legen.

Der entscheidende Moment war gekommen und ich flüsterte
Schustern nur noch rasch zu, um Gotteswillen kein Geräusch zu
machen, und im nächsten Augenblick waren wir so dicht an dem
Thier, daß wir es hätten mit der Hand berühren können —
was wir aber nicht thaten.

Hier passirte uns aber etwas, woran ich noch jetzt mit einem
kalten Schauder, mit Respekt zu sagen, denke, und wenn nicht
die ganze Geschichte verkehrt gewesen wäre, so hätte es uns
auch im entgegengesetzten Fall in die entsetzlichste Lage bringen
können. Wie wir nämlich, dicht neben der Bestie standen und
keine menschliche Seele und ich auch nicht, wissen konnte, nach
welcher Richtung es beim ersten Allarm hinausbrennen würde
— faßte mich Schuster plötzlich an der Schulter, sieht mich
starr an, und reißt, während er das kläglichste erschrockenste
Gesicht schneidet, den Mund weit auf. Mir war's, als ob mir
Jemand in dem Augenblick einen Eimer kalt Wasser über den
' Leib gegossen hätte, denn ich sah im Nu, wo Schuster hinaus-

> hielt, er wollte niesen und wenn er das zu Wege brachte,
waren wir verloren.

„Schuster!" rief ich nicht, sondern dacht' ich, und hielt ihm
dabei in Todesangst meine geballte Faust unter die Nase —
„nichtsnutziger Kerl verdammter — wenn du niest" — — es
war wie man die Hand umdreht mit ihm, und beinah hält' er
mir doch noch, trotz Allem, gerade in's Gesicht hinein geniest,
aber ich glaube die drohende Bewegung die ich machte — wirkte,
denn Schuster kennt mich, daß ich nicht lange fackele, und so
schluckte er den Nieser auch noch glücklich wieder hinunter, was
mir sehr lieb war.

Nun dauerte es aber auch nicht lange, so hatten wir die
Schlinge in Ordnung, zogen sie nach hinten hinüber, daß sie
gar nicht anders konnte, als bei der geringsten Gelegenheit dem
Ungeheuer um den Leib fallen, und ich beschloß nun der Bestie
eins auf den Pelz zu brennen — vielleicht ging die Kugel doch
i durch und geschah das nicht, so rollte sie sich jedenfalls, wie sie
das bis jetzt regelmäßig jedes Mal gethan hatte, wieder in den
Fluß zurück, und rannte sich dann nicht allein in ein oder zwei
der vergifteten Pfähle, sondern blieb auch nachher noch — wenn
nicht alle Stricke rissen — in dem Taue hängen.

Soweit war die Sache ganz gut, mir lag jetzt aber vor
allen Dingen daran heraus zu bekommen, wo Kopf und wo
Schwanz von dem Ungeheuer war, um ihm die Kugel wenig-
stens mit einiger Sicherheit aufsetzcn zu können; das war aber
gar nicht möglich, denn es schlief, wie es mir damals wenigstens
vorkam, fest, und ich konnte um's Leben nicht herausbekommen
wo Kopf oder Schwanz saß, was ich aber in Australien schon
gewohnt war. Die ganze Geschichte sah aus wie ein grauer
Steinklumpen, obgleich ich dicht davor stand, und ich begriff jetzt
recht gut, wie es Schuster damals für einen Stein hatte halten
und mit Gottes Hülfe hinaufklettern können. Um der Sache
aber ein Ende zu machen, sah ich mir den ganzen Körper, so
gut es die Dunkelheit eben erlauben wollte, an, tarirte wo un-
gefähr das Blatt saß, zielte ordentlich und drückte ab. Schuster
und Kalbaukuri hatten sich indessen schon rücksichtsvoll in die
Büsche zurückgezogen, und ich erwartete jetzt auch gar nichts
anderes, als daß das Ungethüm langsam hinten überkippen sollte,
wobei ich schon nach dem Baum hinsah, ob der auch stark genug
sein würde, das Gewicht des so zum äußersten angestrengten
TaueS zu tragen. Aber Gott bewahre — ich hörte die Kugel
aufschlagen, das war aber auch Alles, und das Bcest, wie ich
damals glaubte, blieb stvckruhig liegen. „Hol dich der Böse,"
dacht ich mit Respekt zu melden, und sah mir das Ding ver-
wundert an, nahm aber die Büchse herunter, schüttete Pulver
ein, setzte eine Kugel drauf und holte ein Zündhütchen aus der
Tasche — so ruhig hatte es sich bis jetzt noch nie bettagcn,
und selbst Kalbaukuri kam wieder aus dem Busch gekrochen,
was mir sehr lieb war; wie er aber sah, daß ich noch einmal
anlegte, hielt er sich ganz ruhig, und gleich darauf krachte auch
mein zweiter Schuß aus dem Rohr. Jetzt können Sie sich un-
gefähr mein Gesicht denken, als sich die Bestie noch nicht rührte
— ich stand da wie versteinert. Desto lebendiger wurde aber
Kalbaukuri, er kam auf einmal herausgesprungen, tanzte auf
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