12. Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- T , „
—-'handlnngeu, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich. Snbscriptionspreisj Vllll Atz.
für den Band von 24 Nummern 3 st. 36 kr.
od.2Nthlr. Einzelne Nummern 12 kr. od. 3 ggr.
Der böhmische Wenzel.
Eine wahre
Freilich gibt cs Viele in unserem lieben deutschen Väter-
liche, die eine respektable Körperkraft und dabei einen sehr
ansehnlichen Durst und Appetit besitzen; was aber W e n z e s-
^aus Kupka, der Scheerenschleifer gethau, das werden ihm
uur sehr Wenige nachznmachen im Stande sein.
Besagtes Menschenkind war aus Böhmen gebürtig, hatte sich
w seiner Jugend als Scheerenschleifer in vielen Landen hcrumge-
trieben uud endlich in G., einem kleinen Orte in Niederbayern.
Geschichte.
das ehedem eine Hofniark gewesen, seßhaft gemacht; seinen
böhmischen Dialekt hatte er jedoch getreulich zu bewahren
gewußt, und man nannte ihn deßhalb nur so geradeweg den
böhmischen Wenzel.
Seiner Figur nach war er ein ungemein vierschrötiger
Kerl, er konnte leichtlich sechs Centner heben, und einen Ochsen
niederwerfen; was ihn aber hauptsächlich auszeichnete, war
ein bewundernswürdiger Appetit und ein gottsträflicher Durst.
Zu seiner Ehre sei es jedoch gesagt, daß er durchaus
kein so gemeiner Vielfraß war, wie sie hie und da vorge-
kommen sind, und von denen man erzählt, daß sie sich nicht
geschämt haben, ihren Heißhunger mit altem Schuhleder oder
gar mit Steinen zu stillen, wie der Vogel Strauß; o nein!
Wenzel war auch mit einer so mäßigen Mahlzeit zufrieden,
als er sich durch seinen Verdienst anschaffen konnte, und nur
wenn ihm das Glück ein Mehreres bescheerte, ließ er seiner
Eßlust freien Lauf, jedoch nicht, ohne sich sein Mahl so ap-
petitlich als möglich zuzurichten, und auch um einen verhält-
nißmäßigen Trunk umzusehen. Seine Gurgel bekam hiedurch
eine so fabelhafte Ausdehnung, daß er eben so viel Bier,
als ein gewöhnlicher Trinker an einem Abend zu sich nimmt,
auf Einmal verschlucken konnte, was zu allerhand spaßigen
Stücklein Veranlassung gab.
So erzählt man sich unter Anderm, daß er einst mit einigen
Zechbrüdern gewettet hatte, einen dreimäßigen Krug Bier ohne
absetzen auszntrinken. Die Wette wurde angenommen, zuvor
aber hatte ein Spaßvogel zwei todte Spitzmäuse in den Krug
gethan. Wenzel, nicht faul, leerte den Krug auf einmal und
legte ihn mit offenem Luck auf den Tisch. Als die Andern den
Krug ganz leer sahen, fragten sie den Wenzel ganz verblüfft,
tu
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Zeitungsexpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich. Snbscriptionspreisj Vllll Atz.
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od.2Nthlr. Einzelne Nummern 12 kr. od. 3 ggr.
Der böhmische Wenzel.
Eine wahre
Freilich gibt cs Viele in unserem lieben deutschen Väter-
liche, die eine respektable Körperkraft und dabei einen sehr
ansehnlichen Durst und Appetit besitzen; was aber W e n z e s-
^aus Kupka, der Scheerenschleifer gethau, das werden ihm
uur sehr Wenige nachznmachen im Stande sein.
Besagtes Menschenkind war aus Böhmen gebürtig, hatte sich
w seiner Jugend als Scheerenschleifer in vielen Landen hcrumge-
trieben uud endlich in G., einem kleinen Orte in Niederbayern.
Geschichte.
das ehedem eine Hofniark gewesen, seßhaft gemacht; seinen
böhmischen Dialekt hatte er jedoch getreulich zu bewahren
gewußt, und man nannte ihn deßhalb nur so geradeweg den
böhmischen Wenzel.
Seiner Figur nach war er ein ungemein vierschrötiger
Kerl, er konnte leichtlich sechs Centner heben, und einen Ochsen
niederwerfen; was ihn aber hauptsächlich auszeichnete, war
ein bewundernswürdiger Appetit und ein gottsträflicher Durst.
Zu seiner Ehre sei es jedoch gesagt, daß er durchaus
kein so gemeiner Vielfraß war, wie sie hie und da vorge-
kommen sind, und von denen man erzählt, daß sie sich nicht
geschämt haben, ihren Heißhunger mit altem Schuhleder oder
gar mit Steinen zu stillen, wie der Vogel Strauß; o nein!
Wenzel war auch mit einer so mäßigen Mahlzeit zufrieden,
als er sich durch seinen Verdienst anschaffen konnte, und nur
wenn ihm das Glück ein Mehreres bescheerte, ließ er seiner
Eßlust freien Lauf, jedoch nicht, ohne sich sein Mahl so ap-
petitlich als möglich zuzurichten, und auch um einen verhält-
nißmäßigen Trunk umzusehen. Seine Gurgel bekam hiedurch
eine so fabelhafte Ausdehnung, daß er eben so viel Bier,
als ein gewöhnlicher Trinker an einem Abend zu sich nimmt,
auf Einmal verschlucken konnte, was zu allerhand spaßigen
Stücklein Veranlassung gab.
So erzählt man sich unter Anderm, daß er einst mit einigen
Zechbrüdern gewettet hatte, einen dreimäßigen Krug Bier ohne
absetzen auszntrinken. Die Wette wurde angenommen, zuvor
aber hatte ein Spaßvogel zwei todte Spitzmäuse in den Krug
gethan. Wenzel, nicht faul, leerte den Krug auf einmal und
legte ihn mit offenem Luck auf den Tisch. Als die Andern den
Krug ganz leer sahen, fragten sie den Wenzel ganz verblüfft,
tu
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der böhmische Wenzel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 395, S. 89
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg