Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Der böhmische Wenzel.

ob er denn nichts verspürt habe, worauf Wenzel: „Ich Hab
ja glaubt, es san a paar Hopfenblattln drin."

Was ich aber eigentlich von Wenzel zum Besten geben
will, ist dieses:

Es war anno 1809. Die Oesterreicher hatten bei Eck-
mühl den Kürzern ziehen müssen, weil ihnen der Kriegsgott
gar abhold war, und hatten gethan, was sie nicht lassen
konnten, nämlich sich bis an die Gränzmarken Bayerns gegen
Oesterreich zurückgezogen; die Franzosen emsig hinten drein,
waren zahlreich in die gesegneten Fluren Niederbayerns ge-
kommen, und auch G. erhielt eine ziemliche Einquartirung dieser
ungebetenen Gäste, die sich das bayerische Bier, weil es hier
in vorzüglicher Güte sich vorfand, trefflich schmecken ließen.

Besonders empfand dies der Herr Gerichtshalter, welcher
die Vornehmsten der Officiere im Quartiere hatte, und wegen
dieser angenehmen Gesellschaft auch noch eine erkleckliche Zahl
von schmarotzenden Freunden bei sich sah, die den Franz-
männern mit einem guten Beispiele vorangingen.

Dieser Gerichtshalter war zwar ein kreuzbraver Herr,
der gerne Jedermann etwas vergönnte, aber dennoch dankte
er im Stillen dem Himmel, als er eine Gelegenheit wahr-
nahm, den fremden Gästen, welche Ursache waren, daß sein
Keller über alle Gebühr in Anspruch genommen wurde,
einen Schabernack zu spielen.

„Die bayerisch Bier sein wirklich gutsagte eines
Abends ein Officier, „aber dock ick mir wunder, daß der
Bayer kann so viel trink, ick abe gesehen Erren trink swölf
Maaß Bier auf ein Sitz."

„Ha ha ha. zwölf Maaß Bier." erwiderte der Gerichts-

halter, „das ist ja gar nichts; ich weiß Einen, der in einem
halben Tag einen ganzen Eimer trinken kann."

„Mon Dien! eine ganse Eimer, c’est impossible, c’est
incroyable, eine ganse Eimer, Err wo denk Sie hin?"

„Im Ernst, meine Herren, ich bringt Ihnen einen Mann,
der einen ganzen Eimer Bier trinkt, und dazu nicht länger
als sechs Stunden braucht; ich wette zehn Louisdor."

„Topp, der Wette gilt," riefen Mehrere, „und gleich
morgen soll das Ding gehen los."

„Ja gleich morgen Nachmittag um zwei Uhr."

Vor dem Amtshause wurde ein Zelt aufgeschlagen und
Alles in Bereitschaft gesetzt zur Bequemlichkeit der verehrten
Gäste und des tapferen Wenzel. Dieser wurde vor den Ge-
richtshalter gerufen, von der Sache in Kenntniß gesetzt und
ermahnt, ihn ja nicht sitzen zu lassen.

„O gestreng Herr, dös is a bös Ding, a ganzer Eimer
Bier, dös hat a groß Bedenken."

„Was? Wenzel, du getraust dich nicht, einen Eimer Bier
zu trinken; schau, ich Hab zehn Louisdor auf dich gewettet,
die Hälfte gehört dein, wenn du den Eimer trinkst."

„Ja schaugens, gestreng Herr, um den Eimer Bier wär
mir net bang, aber i förcht, es wird mir der Magen z'lausig,
wenn i net a weng was zum kläubeln dazu Hab."

„Dafür soll gesorgt werden, Wenzel; sag, was magst du?"

„Ja, wenn i halt bitten dürft, a so a ganz Kalbl kunnt
justement klecken."

„Holla!" dachte der Herr Gerichtshalter, „das Ding geht
prächtig; einen Eimer Bier und ein ganzes Kalb dazu, da
müssen diese naseweisen Kerle noch einmal anbeißen." Er trat
schnell mit Wenzel ins Zelt und rief: „Hier, meine Herren, ist
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der böhmische Wenzel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gast <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Karikatur
Gaststätte
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 396, S. 90
 
Annotationen