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Itn Besuch bei meinem Freunde Gerstäcker.

18?

Und nach drei Minuten erschien Dienstag mit zwei lan-
gen wohlgestopften Pfeifen.

Mein Freund lud mich ein, auf einem Sopha von Gra-
nit Platz zu nehmen, das mich auf egpptische Abkunft schließen
ließ, und einen wunderbaren Flötenton von fich gab, sobald
wir darauf Platz nahmen. Ich wollte mich nun als gemei-
ner Europäer ganz ordinär d'raufsetzen, was mir mein Freund
mit einem beinahe höhnischen Kopfschütteln wehrte.

Nachdem er fich und mich mit einem chinefischen Stroh -
Hut bedeckt, nahm er mir gegenüber Platz, indem er seine bei-
den Beine auf meinen Leib stemmte, und meine Beine mit
einer rapiden Gcwandheit über seine Schultern warf. In
dieser sehr bequemen Situation begannen wir unfern Tabak
zu rauchen, der fich wie Kieselerde anfühlte und dann und
wann blaue Flämmchen ausspie.

Schon vorher hatte ich mich gewundert, als mein
Freund mir den Strohhut mit der langen peruanischen Hah-
nenfeder aufsetzie, wie sorgfältig er bedacht war, daß die
Spitze der Feder nach hinten nickte. Ich frug ihn deshalb,
und er erklätte mir, daß dies das Zeichen unverbrüchlichster
Freundschaft sei, während die Spitze nach vorn die gräß-
lichste Feindschaft fignalifire. Diese wilde Sitte gefiel mir
außerordentlich.

Als unsere Friedenspfeifen ausgeraucht waren, biß mich
mein Freund in das linke Ohrläppchen und riß mir ein
Haar aus (abermals ein indischer Gebrauch unter Freunden),
und frug mich, ob ich ein Albumblatt auS Chile sehen
wolle. „O Gott!" konnte ich nur stammeln.

Aus einem Rosenholzkästchen mir Fischzähnen verziert,
holte mein Freund alsbald eine verttocknete braune Menschen-
hand. Auf das Innere der Hand waren mehrere sonderbare

wurde. Die Stiefel waren von schwerem Seidenstoff, mit
Menschenhaaren durchflochten.

Nach den ersten Eingangsreden und nachdem ich all' die
seltenen Gegenstände betrachtet hatte, die rings an den Wän-
den und an der Decke angebracht waren, lud mich mein Freund
ein, eine Friedenspfeife mit ihm zu rauchen.

„Dienstag," rief mein Freund mit lauter Stimme, und
herein ttat der Nigger mit dem scheuen Sklaventritte, und den
mein Freund „Dienstag" geheißen, weil er ihn eines Dien-
stags in der Wüste aus dem Kampfe mir sechs Tigem Befreit
und so erwerben hatte.

„Quilt!" sprach mein Freund weiter. Welches Wort
richtig auszusprechen fich mein Freund einer kleinen filbcrnen
Pfeife bediente, die er stets am Halse trug.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Besuch bei meinem Freunde Gerstäcker"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
unidentifizierte Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Besuch
Skelett
Tiere <Motiv>
Vogelfeder
Calumet
Strohhut <Motiv>
Löwe <Motiv>
Dermoplastik <Tierpräparat>
Exotismus
Karikatur
Schriftsteller <Motiv>
Kopfbedeckung <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Gerstäcker, Friedrich

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 17.1853, Nr. 408, S. 187
 
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