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Die Communc von Dings du.

(Schluß.)

„Und ich gebe dem Herrn Bürgermeister Beifall", ließ
^ch jetzt Kusch hören. „Das Volk nimmt uns noch das bischen
Verdienst ganz weg." Maure sekundirte.

„Wohin soll das führen? Nichts als Arbeitseinstellungen
vnd Lohncrpressnngcn!"

„Unterschätzen Sie um Gotteswillen die Gefahr nicht,
uns droht, die dem Eigenthum droht", fiel Unverzagt ein.
"Heute Lohnerzwingung, morgen Petroleum — Barrikaden —
^traßcnkampf! Ich will es Ihnen im Vertrauen mittheilcn"
~~~ und dabei verschwand sein Haupt fast zwischen den empor-
^arrenden Vatermördern, — „nian hat bei mir die polizeiliche
Erlaubnis; zur Abhaltung einer — Versammlung nachgesucht."

Kusch und Maure fuhren auf.

„Eine öffentliche Versammlung!"

„Glauben Sie nun, daß wir am Rande eines Abgrunds
iteheu? Jsz das nicht offenbare Revolte? Nieder mit dem Kapital!

man und will sich versammeln? Ist das nicht der nackteste
Kommunismus?!"

„Das dürfen wir um keinen Preis zugeben, HerrSchwieger-
ohn", erklärte Maure.

Roßbirn suchte die Aufgeregten zn beschwichtigen.

^ „Aber, meine Herren", sagte er, „wozu haben wir denn
os Coalitionsrecht? Und wir wissen ja noch gar nicht, worüber
Uch die Leute besprechen wollen! Vielleicht — —"

^ „Wie!" fiel ihm der Bürgermeister gereizt in's Wort,
"^'e wissen noch nicht genug, Herr Doktor? Wollen Sie
Porten, bis Blut geflossen ist? In diesem Punkte sollten Sie
0(*j Ihre principielle Opposition aufgcben, Herr Thicrarzt, wo
sich um eine Gefahr handelt, die der ganzen Stadt droht!"

Jetzt verlor auch Roßbirn die Geduld.

„Thierarzt oder Doktor", rief er, „in jedem Falle habe

ich es mit Ochsen zu thun. Ich dulde nicht, daß man dem
Bürger sein Recht verkürzt; wer nichts Unrechtes im Schilde
führt, der braucht sich auch nicht zu fürchten."

Der Rektor hatte bis dahin seine Ucbereinstimmung mit
den Ansichten des Thierarztes nur durch Kopfnicken zu erkennen
| gegeben. Jetzt trat er vor und sprach:

„lluatum ac tenacem propositi virum — den tapfern
und gerechten Mann schreckt nicht der Blick des Tyrannen,
nicht — —"

„Herr Rektor", schnitt ihm Unverzagt das Wort ab, „Sie
gehören nicht zum Rath, enthalten Sie sich der Abstimmung.
Aber das ist es eben", fuhr er gegen Roßbirn gewandt fort,
„Sie hetzen den Arbeiter auf. Sie wollen ihn durchaus reich

machen, setzen ihm allerhand verrückte Dinge in den Kopf von
Bildung und Menschenrechten." Das war Wasser auf des j
Bäckers Mühle.

„Was braucht der Arbeiter Bildung? frage ich blos.
Bin ich etwa gebildet? Was! Menschenrechte! Der Arbeiter ist
zum Arbeiten da — und damit basta!"

Dem Thierarzt stieg das Blut in den Kopf.

„Und wozu sind Sic denn da?" fragte er höhnisch.

„Ich?! Ich bin Bürger und Eigenthümer, ich brauche
nicht zu arbeiten."

„Meine Herren", mischte sich der Bürgermeister in den
Streit, „streiten wir nicht um Theorieen, indeß die Gefahr vor
der Thür steht. In diesem Augenblick vielleicht hat man schon
Gewalt gegen uns beschlossen. Hier gilt es, schnelle und ener-
gische Maßregeln zu treffen." —

Nun ging es an ein eifriges Berathen. Roßbirn hatte
sich ans seinen Stuhl geworfen und lachte halb vor Aerger,
halb vor Vergnügen. Kusch aber und Maure ergingen sich in

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