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D i c g c f ä h r

„In, zu meiner Zeit war's doch ganz anders bei'in
Militär," sagte der seit 1850 pensionirte alte Feldwebel Bauern-
schmidt, „da gab's dach noch mehr als einmal was zum
„Lachen". — Da war einst in meinem Regiment ein alter,
verwctterter Oberst, ein gar wilder Herr, der — wie man so
zu sagen pflegt: „Keinen Guten rauchte" — über dessen
Lippen zeitlebens kein Lächeln geglitten war, außer einmal,
da ein Rekrut bei der „Beeidigung", resp. Verpflichtung,
als der Junker mit der Fahne eintrat — auf die Kniee fiel.
In Folge dieses Lächelns gab es aber auch acht Tage Regenwetter.
Dieser Oberst, dessen Stolz ein riesiger, bis auf die Epauletten
herabhängender Schnurrbart war, probirte die „Schneid" der
eingerückten Rekruten in einer ganz eigenthümlichen Weise.

Wenn nämlich der Rekrut cingerückt, verpflichtet, adjnstirt,
gewaschen und frisirt war, so daß er annähernd einem Menschen
gleichsah, wenn demselben sodann die Kriegsartikel, >vo auf
jedes Verbrechen mindestens der Tod stund, nach Vorschrift
„eingebläut" waren, daß ihm die Gänsehaut am ganzen Körper
anflief, mußte er sich zum Oberst in dessen Wohnung verfügen,
woselbst sich dann — nachdem er mit einem fürchterlichen
„Herrrein" Einlaß erhalten, und er herzklopfend eingetreten war —
folgendes stereotype Frag- und Antwortspiel zwischen Oberst
und Rekrut abspann:

Oberst (den Rekruten von Oben bis Unten messend -nach
einem minutenlangen, unheimlichen Schweigen): „Sind Ihm die
K riegsartikel vorgelesen?" — Rekrut: „ Jawohl, Herr Oberst!"
— Oberst: „So weiß Er also, daß Er Alles, was Ihm von
seinen Vorgesetzten befohlen wird — augenblicklich, und ohne
die geringste Widerrede zu befolgen hat?" — Rekrut: „Jawohl,
Herr Oberst!" — Oberst: „Gut! — Packe Er mich an meinem
Schnurrbart!" Soivie nun der Rekrut den Bart des gestrengen
Herrn Obersten gefaßt hatte, was meistens mir zögernd geschah,
rollte ihm derselbe ein paar derartige Augen zu, gegen welche
die der bekannten Enle in der Wolfsschluchtscene des „Frei-
schütz" noch sanfte Taubcnaugen waren — und gleichzeitig

„schnappte" der Oberst mit den Zähnen nach der Hand des
überraschten Rekruten, der meistens erschreckt den Bart los
ließ, lieber einen solchen Unglücklichen ergoß sich nun von
den Lippen des Gestrengen ein Mississippi-Strom von Schmäh-
ungen und Schimpfworten, wobei: „Du trauriger Feigling,
miserabler Kerl" rc. k. noch die galantesten waren. Ließ
sich aber der Rekrut durch das plötzliche Schnappen nicht

beirren, so wurde er belobt, und - „So ist's recht! Gibt'n

braven Soldaten! Tüchtiger Kerl" :c. rc. lohnte den Tapferen.
Da begab es sich aber eines schönen Tages, daß der Oberst
wieder einmal genannte „Tapferkeits-Probe" nnstellte — und
zwar diesmal mit einem ganz und gar verwilderten Rekruten
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Entwicklung des Ingenieurs nach Darwin" "Die gefährliche Probe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schliessmann, Hans
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Pfeifenrauchen
Militär <Motiv>
Befehl
Vergleich
Ingenieur <Motiv>
Marotte
Zirkel <Instrument>
Schwert <Motiv>
Weiterentwicklung
Schnurrbart
Mutprobe
Rekrut <Motiv>
Glas
Berufsbild
Karikatur
Evolution
Tabakspfeife
Uniform <Motiv>
Spott <Motiv>
Oberst <Motiv>
Waffe
Hominisation
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 69.1878, Nr. 1741, S. 182

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