Durchschaut.
33
„Gnäd'ger Herr, warum stellen Sie denn Ihren Frühstücks-Wein immer dahinten in die Ecke?"
„Du hast Recht, Johanna — da Du's weißt, ist es zwecklos!"
Geistesgegenwart.
Herr Sigfricd Veilchenduft ist ein äußerst
genauer Manu, der es aber liebt, sich nach
außen mit dem Scheine des Elegants zu um-
geben. Unter Anderem hat er die Gewohnheit
angenommen, sein Waschwasser mit Dan de
Dnbin zu vermische». Er läßt sich letzteres
ans Paris kommen, ärgert sich aber regelmäßig
über das Porto, das ihni für eine Flasche zu
hoch erscheint. — Da begegnet ihm eines Tages
sein Freund Jacob Rosenzweig, der, wie Sig-
fried Vcilchenduft weiß, dessen schwache Seite für
das Dan de Lubin theilt. „Jacob", sagt er zu
ihm, „läßt Du Dir immer noch Dan de Lubin
kommen von Paris?" — „Ei, gewiß", versetzte
jener. — „Jacob, wollen wir nicht kommen
lassen zusammen unser Dan de Ln bin, was
kost' dasselbe Porto wie für Einen?" —
„Meinetwegen", sagt Jacob.-
Herr Sigfricd Veilchenduft bestellt nun
zwei Flaschen Dan de Lubin, und nach wenigen
Tagen kommt das erwartete Kistchen von Paris
an. Er eilt damit zu seinem Freunde Jacob,
um es in dessen Gegenwart zu öffnen. Als
der Deckel abgenommen war, zeigt es sich, daß die eine Flasche zerbrochen und der In-
halt herausgeflossen ist. Sigfricd ist etwas verdutzt, faßt sich aber schnell und ruft:
„Jacob, wie schade, Deine Flasch' is kaput!"
Ein weiser
Richter.
or dem Kadi stand Abdallah,
Um bei ihm sich Recht zu holen.
„Herr! Aus meinem Waarenladen
Wurde mir ein Ring gestohlen!
's ist ein Schmuck von großem
Wertste °,
Gluth entspricht dem Stein, dem
rothen,
Herr! Drei Beutel voll Zechinen
Hat man für den Ring geboten!"
D'rauf der Kadi: „Laß' versammeln
Alle Deine Diener schnelle,
Und ein kräft'ges, graues Maulthier
Schaffe man mir dann zur Stelle!"
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„Gnäd'ger Herr, warum stellen Sie denn Ihren Frühstücks-Wein immer dahinten in die Ecke?"
„Du hast Recht, Johanna — da Du's weißt, ist es zwecklos!"
Geistesgegenwart.
Herr Sigfricd Veilchenduft ist ein äußerst
genauer Manu, der es aber liebt, sich nach
außen mit dem Scheine des Elegants zu um-
geben. Unter Anderem hat er die Gewohnheit
angenommen, sein Waschwasser mit Dan de
Dnbin zu vermische». Er läßt sich letzteres
ans Paris kommen, ärgert sich aber regelmäßig
über das Porto, das ihni für eine Flasche zu
hoch erscheint. — Da begegnet ihm eines Tages
sein Freund Jacob Rosenzweig, der, wie Sig-
fried Vcilchenduft weiß, dessen schwache Seite für
das Dan de Lubin theilt. „Jacob", sagt er zu
ihm, „läßt Du Dir immer noch Dan de Lubin
kommen von Paris?" — „Ei, gewiß", versetzte
jener. — „Jacob, wollen wir nicht kommen
lassen zusammen unser Dan de Ln bin, was
kost' dasselbe Porto wie für Einen?" —
„Meinetwegen", sagt Jacob.-
Herr Sigfricd Veilchenduft bestellt nun
zwei Flaschen Dan de Lubin, und nach wenigen
Tagen kommt das erwartete Kistchen von Paris
an. Er eilt damit zu seinem Freunde Jacob,
um es in dessen Gegenwart zu öffnen. Als
der Deckel abgenommen war, zeigt es sich, daß die eine Flasche zerbrochen und der In-
halt herausgeflossen ist. Sigfricd ist etwas verdutzt, faßt sich aber schnell und ruft:
„Jacob, wie schade, Deine Flasch' is kaput!"
Ein weiser
Richter.
or dem Kadi stand Abdallah,
Um bei ihm sich Recht zu holen.
„Herr! Aus meinem Waarenladen
Wurde mir ein Ring gestohlen!
's ist ein Schmuck von großem
Wertste °,
Gluth entspricht dem Stein, dem
rothen,
Herr! Drei Beutel voll Zechinen
Hat man für den Ring geboten!"
D'rauf der Kadi: „Laß' versammeln
Alle Deine Diener schnelle,
Und ein kräft'ges, graues Maulthier
Schaffe man mir dann zur Stelle!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Durchschaut" "Ein weiser Richter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1892
Entstehungsdatum (normiert)
1887 - 1897
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 97.1892, Nr. 2452, S. 33
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg