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Die Gartenkunst — 13.1911

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Nußbaum, Theo: Gartenbetrachtungen
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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0043

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XIII, 2 DIE GARTENKUNST. 35

halten. Die Gartenflächen sind reich-
lich mit Blumen, Stauden und Taxus
in Formen geziert, die sich mit der
Architektur und dem vorhandenen
alten Baummaterial zu künstleri-
schen Bildern vereinigen.

Der Garten ist aber auch das'
geworden, was er sein sollte: Ein an-
genehmer und bequemer Aufent-
haltsort , ein wirklich bewohnbarer
Raum im Freien, eine Stätte zur
Erholung und zum Spiel, aber auch
zu ernster Betätigung. Dies wird
von der Familie in dankenswerter
Weise anerkannt.

Die Verfasser des Entwurfes für
den Garten sind C. Rohde & Sohn,
Gartenarchitekten, Godesberg, und
für die Architektur Knoth & Linz,
Architekten, Andernach a. Rh.

Blick über die Blumenterrasse nach dem Gartenhause.

StreifZÜge durch Garten Und Park. vor 8 Tagen die ersten Nußkätzchen den gelben Blüten-

staub über ihre karminroten Weiblein ausstreuen, und
auf den Schiefergebirgen des Rheines blühte allent-

Tanu ar.

Ein eigentlicher Winter ist bis heute (ich schreibe halben die grüne Nießwurz (Helleborus viridis), als
dies am Dreikönigstag) wenigstens hier am Niederrhein wären wir bereits im März. Im Garten und Park ist
noch nicht eingezogen. Immer herrscht mildes Wetter, zwar alles noch still und ruhig, aber nicht tot, auch
als ob unvermittelt hinter dem Herbst der Frühling hier beginnt an mancherlei Stellen „das Frühlings-
einziehen wollte. Tatsächlich blühen in meinem Haus- erwachen", wenn man's nur zu sehen und ich möchte
gärtchen an der warmen Südseite die ersten Schnee- fast sagen zu fühlen versteht.

glöckchen, diese lieblichen Frühlingskünder. Draußen Ich gehe heute durch einen scheinbar leblosen

im Wald sah ich an geschützten, warmen Stellen schon Park, den ich erst vor wenigen Jahren pflanzte.

Gleich am Tore grüßt mich die Schneerose (Helle- Heileboris
borus niger) mit dicken Blütenknospen, die nur auf mgei'
einen einzigen warmen Sonnentag warten, um auf-
zublühen, gleich ihren grünen Schwestern im Schiefer-
gebirge des Rheins. Ich gehe weiter und schon bald
grüßt mich ein anderer Frühlingsbote, es ist der gelbe
Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), der mit seinen jasminum
leider duftlosen Erstlingsblüten die Sonne erwartet.nudiflorum
Am Mittelrhein wird dieser Frühlingsblüher sehr häufig
zur Berankung von Veranden und Lauben, oft gleich-
zeitig mit Efeu, benutzt, und er lohnt in warmer Lage
sehr dankbar durch frühzeitiges Blühen. Auch Daphne Daphne
mezereum, unser schöner, aber giftiger Seidelbast mezereum
hat seine Blütenknospen schon so stark entwickelt,
daß sie jeden Tag aufspringen könnten „wie sonst im
März". Gleich in der Nähe steht Hamamelis japonica, Hamamelis
der japanische Zaubernußbaum, mit voll entwickelten i!,p°nica
Blütenknospen, die sich anschicken, vorzeitig auf-
zubrechen, während der daneben wachsende virginische
Verwandte die interessanten, gelben, orchideenähn-
lichen Blüten bereits im alten Jahre, November-De-
zember, entwickelte. Hamamelis mit seinen in der
Winterzeit erscheinenden Blüten erweckt besonders

Aus einem neuzeitlich umgestalteten Hausgarten: Ausblick auf bei Laien stets das größte Interesse, man sollte ihn
den Rhein. Gartenarchitekten: Carl Rohde & Sohn, Godesberg. häufiger, auch in öffentlichen Anlagen pflanzen, natür-
 
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