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Die Gartenkunst — 13.1911

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Hoemann, Reinhold: Streifzüge durch Garten und Park, [7]
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Engelhardt, Walter von: Nachwort zu meinem Frankfurter Vortrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0186

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178

DIE GARTENKUNST.

XIII, 9

Ähnliche Beobachtungen macht man bei manchen
Gehölzen, die Ribesarten sind ganz oder teilweise ver-
brannt, dagegen die Weigelien sich recht wohl und
gesund fühlen. Prunus Mahaleb wirft seine Blätter
ab ob der Glut, Prunus serotina wächst freudiger
und üppiger denn je.

Im Staudengarten hat sich das Bild in letzter
Zeit sehr geändert.

Die schönen hohen Stockmalven, die in meinem
Hausgarten so prächtig den Rittersporn ablösten, sind
nun verblüht, viel rascher als im Normaljahr, es ist
deshalb nun eine Lücke im Staudenbeet, aber schön
war diese Stockrosengesellschaft doch; als sie in Pracht
waren, standen stets Bewunderer am Gartenzaun, die
die stolzen Blumen anstaunten. Die Dahlien wollen so
recht nicht in diesem Jahre, aber die Sonnenblumen-
arten gehen desto besser. Jetzt ist gelb die Haupt-
farbe der Staudenrabatte, Helianthus, Rudbekien, He-
lenium prangen als kleine Nebensonnen in goldfarbiger
Blütenpracht, Montbretien entwickeln die orangfarbenen
zierlichen Blütentrauben, Gladiolen erschließen ihre
buntfarbigen Trichterblumenblüten, doch sind sie immer
etwas steif und fallen so leicht um, wenn man nicht
sorgfältig bindet. Am dankbarsten ist jetzt wohl der
Phlox, der blüht ja überreich, wo man der Trocken-
heit hinreichend durch Wasser begegen konnte.

Unter den weißen ist die großblumige gedrungen
wachsende Fräulein v. Lanberg eine der besten. Unter
der roten Art kaufte ich aus Holland seit längeren Jahren
die leuchtend dunkelrote Boule de feu, eine wirklich
bewährte, alte Sorte, die man in deutschen Katalogen
leider selten findet. Eine ganz vorzügliche leuchtend
scharlachrote Art ist Coquelicot und der prächtige feurig
rote Reichsgraf v. Hochberg; vorzüglich ist auch die
neue Koenemannsche Züchtung Rheingau, die wahre
Riesendolden reinweißer Blumen entwickelt.

Wenngleich nun in den Phloxartcn ein prächtiges
Material für die Staudenbeete in Flor steht, so gibt es
doch in den Staudenbeeten jetzt mancherlei Lücken,
die man mit Sommerblumen ausfüllen kann. Eine der
vorzüglichsten Blumenarten hierzu ist Penstemon gen-
tianoides, eine halbharte Perenne, die aber meist zwei-
jährig als Topfpflanze kultiviert wird. Die fingerhut-
ähnlichen Blumen haben eine außerordentliche Mannig-
faltigkeit des Farbenspiels und weisen alle Tönungen
zwischen weiß und dunkelkarmin aus. Man kann sie
mitten im Flor verpflanzen und sie passen sich dem
Charakter der Staudenbeete ausgezeichnet an. Pen-
stemon sollte überhaupt mehr kultiviert und verwendet
werden, sie ist eine unserer schönsten Blumen.

Nächst den Penstemon möchte ich dann die Zin-
nien nennen. Sie ist etwas grob und steif, auch ge-
ruchlos diese Zinnienblume, fast wie eine steife Dahlie
aussehend, aber an sommerlicher Farbenglut wird sie
kaum von einer anderen Pflanze übertroffen. Ein Beet
mit Zinnien, in allen Tönungen bunt durcheinanderge-
pflanzt, ist so bunt und farbenfreudig, so lachend sommer-
lich, daß man sich freuen muß. Auffallend ist es, wie

diese bunten Blumen von bunten Schmetterlingen be-
sucht werden. Die Zinnie verträgt das Verpflanzen recht
gut und ich pflanze diese Buntlinge überall zwischen
den verblühten abgeschnittenen Staudenstrünken.

Eine weitere Pflanze, die zu gleichem Zweck sich
eignet, ist Salpiglossis; da ist aber die Farbenpracht
nicht so grobsinnlich, wie bei der Zinnie. Die Zinnie
leuchtet von weitem, bei Näherkommen enttäuscht sie
etwas durch ihre grobe, derbe Art, bei der Salpiglossis
ists umgekehrt, man muß sie näher ansehen, um ihren
feinen Farbenschmelz zu genießen, wenn sie z. B. auf
einem köstlichen, tiefen sammtigen Blau ein feines
Netz goldiger Adern zeigt. Auch Salpiglossis kann
mit der nötigen Vorsicht behandelt, vor und während
der Blüte noch verpflanzt werden. Sehr zierlich und
ähnlich verwendbar ist Calliopsis, das Schöngesicht,
eine zierliche Komposite; es gibt eine Spielart darun-
ter, die ein ganz köstliches, sammtiges Rotbraun zeigt,
aber auch die gelben und gelbbraunen Arten sind schön.
Die Calliopsis wollen warm und geschützt stehen und
müssen ihren Blühstandort ziemlich früh erhalten, wenn
sie der Blüte nah sind, lassen sie sich nicht gut verpflanzen.

Noch auf eine Pflanze möchte ich bei diesen
Sommerbetrachtungen hinweisen, die bei richtiger Ver-
wendung entzückend schön ist, es ist Phlox Drum-
mondi, eine einjährige Sommerblume. Dieser Phlox
muß ebenfalls sehr zeitig seinen festen Standort
erhalten oder besser in Töpfen vorkultiviert werden,
dann kann man ihn in der Blüte verpflanzen. Ich sah
gestern ein solches Beet mit Sternphlox bepflanzt, es
war eine dichte Wolke zartfarbiger, schöner Blümchen,
und erinnerte an so eine feine moderne Zeichnung
auf einem Liberty-Stoff. Ich fand es köstlich-schön.

Überhaupt steckt in den verschiedenen Sommer-
blumen noch ein so kostbares, schönes Pflanzenma-
terial, welches so vielen Gartenarchitekten und Garten-
besitzern zum Teil ganz unbekannt ist, daß es sich
wohl lohnt, das Material einmal auf seine Verwend-
barkeit hin zu prüfen. Es wird viel schönes und
brauchbares sich dort finden, so daß in die ewig gleich-
artigen Geranienbeete und Begonia semperflorens-
Gruppen einmal etwas Abwechselung gebracht werden
könnte. Freilich beanspruchen diese Pflanzen einen
tüchtigeren Gärtner und Pflanzer wie das Geranium
oder die Semperflorensbegonie, sie bieten dann aber
auch mehr Schönheit und gestatten und bedingen reiche
Abwechselung.

Nachwort zu meinem Frankfurter Vortrage.

Meinen Vortrag über das Thema „Kultur und Natur in der
Gartenkunst", den ich auf der Hauptversammlung in Frankfurt ge-
halten habe, an dieser Stelle abdrucken zu lassen, halte ich nicht
für angezeigt. Der Wunsch, vor einer größeren Gesellschaft von
Fachleuten über das Thema meines vor Jahresfrist erschienenen
Buches mündlich mich zu äußern, meine Ausführungen
durch Lichtbilder zu unterstützen und vorliegende Mißver-
ständnisse zu klären — dieser Wunsch war aus der Erfahrung
 
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