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Die Gartenkunst — 13.1911

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Singer: Stauden
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Encke, Fritz: Eine Kommission für Gartenbauausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20813#0071

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XIII, 3

DIE GARTENKUNST.

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werden; in der Theorie ist das sehr leicht, anders, ganz anders
in der Praxis! Die Goosschen Bepflanzungsvorschläge gehen
auf bunte Mischung der Arten und Farben, doch ist jeder ein-
zelnen Art ein annähernd gleich großer Raum angewiesen, der
natürlich je nach dem Wüchse durch eine entsprechende An-
zahl von Einzelpflanzen ausgefüllt wird. Für den Liebhaber
hat diese Methode den Vorteil, auf beschränktem Platze viele
Sorten unterzubringen, denn Herr Goos pflanzt z. B. nach
seinem Schema zu beiden Seiten eines 30 m langen Weges
bei 3,0 bezw. 2,5 m Breite der Rabatten 180 verschiedene
Stauden; der Gartenarchitekt wird aber die besten und wirkungs-
vollsten Sorten räumlich überwiegen lassen und so einzelnen
Partien der Staudenrabatte besonderen Ausdruck verleihen.
Im übrigen verraten natürlich sowohl die Arendsschen wie die
Goosschen Bepflanzungspläne namentlich auch durch die Be-
rücksichtigung der Blütezeiten die hervorragende Sachkenntnis.

Im VIII. Kapitel behandelt in meisterhafter Weise Graf
Silva Tarouca selbst seine Lieblinge „Die Alpenpflanzen und
ihre Verwendung". Für jeden, der das gräfliche Alpinum in
Pruhonitz, das schönste, das ich kenne, unter Führung seines
Besitzers und Gestalters studieren konnte, ist es selbstver-
ständlich, daß dies Kapitel ganz besonders gut und lehrreich
sein muß: auf wenigen Seiten vorzügliche, klare Ratschläge
und Leitsätze für Anlage und dauernde Unterhaltung des
Alpengartens, aus der Praxis für die Praxis geschrieben, jedem
Gartengestalter und Liebhaber Freude und Nutzen bringend!

Das IX. Kapitel, das weitaus umfangreichste des ganzen
Buches, verspricht eine „Alphabetische Aufzählung aller zur
Zeit im Handel bezw. in Kultur befindlichen Gattungen nebst
Anführung der wichtigsten Arten und Formen mit kurzen Hin-
weisen über ihre Kulturbedingungen, ihr Aussehen, ihre Blüte-
zeit und ihren Kulturwert" und löst dies Versprechen auf
263 Seiten in ausgezeichneter Weise ein. Kurz und gut, auf
das Notwendige beschränkt, bildet dieser Teil ein vortreffliches
Nachschlagewerk, dessen Wert noch durch zirka 300 famose
Abbildungen sehr erhöht wird.

In den Kapiteln X: „Liste der besten Sorten für den
Blumenschnitt" und XI: „Beste Treibstauden" kommt wieder
Herr Georg Arends zu Wort, dann folgen noch eine Reihe
für den Landschaftsgärtner wichtige und brauchbare Tabellen:
XII: „Staudenzusammenstellungen nach besonderen Bodenbe-
din°"ungen" (hier hätte ich gerne ebenso wie in den beiden
folgenden Listen noch Angabe der Höhen gesehen), XIII: „Nach
der Blütezeit'', XIV: „Nach Farben" (wobei leider — wohl der
Schwierigkeit einer scharfen Abgrenzung halber — rosa, rot
und purpur, sowie blau, violett und lila zusammengefaßt sind),
XV: „Stauden mit schöngefärbten Früchten", XVI: Mit wohl-
riechenden Blumen", XVII: „Mit besonders schöner oder bunter
Belaubung" und XVIII: „Schlingstauden". Am Schlüsse des
Buches finden sich 6 Tafeln wohlgelungener farbiger Ab-
bildungen wohl nach Farbenphotographien, die den zunächst
des Kostenpunktes wegen unerfüllbaren Wunsch wecken, es
möchten uns auch in der „Gartenkunst" öfters derartige farben-
prächtige Bilder aus Gärten und Parks vorgeführt werden!!

Die Ausstattung des Buches — Papier, Druck und Ab-
bildungen — sind ebenso vorzüglich wie der Inhalt, der Preis
im Verhältnis zum Gebotenen außerordentlich billig. So kann
ich denn mit gutem Gewissen das treffliche Werk jedem
Gärtner und Gartenfreund, vor allem aber dem berufsmäßigen
Gartengestalter auf wärmste empfehlen, ihnen allen wird es
eine reichfließende, unerschöpfliche Quelle des Genusses und
Nutzens und bald ein unentbehrliches Nachschlagebuch werden.

Der Dendrologischen Gesellschaft für Österreich-Ungarn,
die in ihrem ganzen Wirken die Interessen und Förderung der
Gartenkunst in den Vordergrund stellt und ihrem hervorragen-
den, unermüdlich für die Gartenkunst wirkenden und streben-
den Präsidenten muß man zur Bearbeitung und Herausgabe
dieses schönen und guten Staudenwerkes aufrichtig Glück
wünschen und zugleich herzlichen Dank dafür ausdrücken!

Singer.

Eine Kommission für Gartenbauausstellungen.

Von Fritz Encke, Köln.

In der letzten Sitzung der Gruppe Rheinland der Deut-
schen Gesellschaft für Gartenkunst wurde auf Anregung des
Herrn Hardt-Düsseldorf die Frage erörtert, iii welcher Weise
die Vertretung der Gartenkunst auf Ausstellungen zu bewirken
wäre. Nach eingehender Besprechung, in welcher sowohl
Gartenarchitekten als auch namhafte Baumschulbesitzer zu
Worte kamen, wurde eine Kommission gewählt, welche für
die Gruppe Rheinland schon jetzt das zu tun hat, wozu sich
hoffentlich weitere Kreise für ganz Deutschland in nicht ferner
Zeit ebenfalls zusammenfinden werden.

Die Grundgedanken der in Köln gepflogenen Erörterungen
waren etwa folgende. Bei Ausstellungen, in welchen es sich
um Darbietung gartenkünstlerischer Leistungen und garten-
baulicher Erzeugnisse handelt, ist es ein Fehler, wenn zwischen
den beiden Interessentengruppen kein gemeinsames Vorgehen
zustande kommt. Den Gartenkünstlern fehlt dann das Material,
um ihre künstlerischen Ideen in ausgeführten Gärten zur Dar-
stellung zu bringen, den Produzenten des pflanzlichen Materials
für Gärten fehlt die Möglichkeit, ihre Ware in ansprechender
Form den Besuchern vorzuführen. Denn daß die Zeiten
vorüber sind, in denen baumschulartige Vorfüh-
rungen von Obst- und Gehölzsortimenten auf guten
Erfolg rechnen könnten, steht außer allem Zweifel. Anderer-
seits werden die Garten- und Pflanzenliebhaber auf solche
Pflanzen leichter aufmerksam, welche in ihrer Verwendung
im Garten auf der Ausstellung in ansprechender Weise gezeigt
werden. Der Wunsch, die gleiche schöne Wirkung im eigenen
Garten zn erzielen, vvirdzum Ankauf der Pflanzen reizen. Es lassen
sich hierfür leicht zahlreiche Beispiele finden. Ich erinnere an
Heckenmaterial, Schlingpflanzen, kleinere, schönblühende Baum-
arten, Stauden, Einfassungspflanzen und Blumen aller Art.
Alle diese Pflanzen können bei geschickter, sachgemäßer Aus-
wahl wirklich fertige Gärten bilden. Sie können auch bei der
Aufteilung und Ausschmückung des ganzen Geländes Ver-
wendung finden, aber immer so, daß die Pflanzen in ihrer
besten Verwendungsart gezeigt werden.

Es ist hierbei nicht nötig, daß etwa immer ein Garten-
künstler mit einem Produzenten zusammengeht, sondern es
kann ein Spezialist seine Waren in mehreren Gärten vorführen,
und es können in einer Gartengestaltung mehrere Produzenten
ihre verschiedenen Waren ausstellen.

Die auf einem solchen Zusammengehen beruhenden Vor-
teile liegen z. T. so sehr zutage, daß diese kurzen Andeu-
tungen darüber genügen dürften. Es sei nur noch eines her-
vorgehoben. Die Stellen, welche am Zustandekommen von
Ausstellungen Interesse haben, sind beim Bestehen einer dauern-
den, derartigen gemeinsamen Vertretung genötigt, an diese
heranzutreten. Sie können nicht mehr, wie vielfach bisher, an
Einzelne sich wenden, um sie vor ihren Wagen zu spannen.
Das Ausschalten der Gartenkünstlerkreise ist dann ebenso
unmöglich wie die Stellung fachlich unsinniger Forderungen
an die Produzenten. Dass es mir fern liegt, bei großen Aus-
stellungen die Vertreter der bildenden Künste durch dies
solidarische Vorgehen an die Wand zu drücken, wird jeder
wissen, der meine Anschauungen über die gegenseitige Fühlung-
nahme der verschiedenen Künste kennt. Es wäre aber anderer-
seits das An-die-Wand-drücken der Gartenkünstler, wie wir es
bei einzelnen Ausstellungen und nicht zu deren Vorteil, erlebt
haben, vollständig ausgeschlossen.

Praktisch denke ich mir die Sache so. Es wird eine
beständige Kommission für einen bestimmten Bezirk und
hoffentlich mit der Zeit auch für ganz Deutschland gebildet —
für Rheinland ist es bereits geschehen —, welche sich aus
Vertrauensmännern der ausübenden Gartenkünstler, der Baum-
schulbesitzer, der Obst-, Stauden- und Pflanzenzüchter zu-
sammensetzt. Wird in diesen Kreisen eine Ausstellung geplant,
so ist die Kommission die geeignete Körperschaft zu deren Vor-
 
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