Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0140
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i'ifi
ilflt!"1 -Ü

Il "

— ii8 —

sieht der Bearbeitung der Schäfte der Pfeiler die Kunst eben kein sonderliches Bestreben
zeigte, die Pfeiler mit den Säulen in eine genauere Uebereinstimmung zu setzen.

Aufser der Kannelirung ward der Pfeiler zuweilen in Füllungen gearbeitet, theils gktt,
theils mit Verzierungen, welche bald in schönen Pflanzengewinden, wie sie auch an Friesen
vorkommen, bald in bedeutenden Gegenständen bestanden (PI. XXV. 1, 2, 4. u. PI. XXIV. g.).
Wie man die Pilasterflächen zu schönen Zierden glücklich benutzen könne, hat Raphael in
den vatikanischen Gängen gezeigt.

Von der Anordnung der Pilaster.

<). 10. Wir haben im 3ten §. von Stirnpfeilern gesprochen, welche anstatt ein Quadrat
zu bilden, ungleiche Seiten haben (PL XXIII. 1. und 9.)) und gezeigt, dafs eine solche An-
ordnung in keinem Falle zu billigen sey, weil ihre verschiedenen Ansichten immer ein an-
deres Verhältnifs der Höhe zur Breite haben.

Ein anderes ist es mit den Pilastern: diese sind immer von drey Seiten (oder auf den
Ecken von zwey) in den Wänden eingeblendet, und nur eine Seite (oder zwey, auf der Ecke
nämlich) hebt sich als Hauptansicht aus der Mauer hervor (PI. XXIII. 12.). Geschieht die
Anordnung der Pilaster, wie in dieser Figur, am äufsern eines Baues; so entstehen sowohl
nach der einen, als nach der andern Fronte hin vollkommen gleiche und reguläre Ansichten.
Zieht man aber die Wände zwischen den Pfeilern äufserlich, und läfst man die Pfeiler im
Innern als Pilaster vortreten (PI. XXIII. 11.)5 so entsteht zwar in der Ecke eine Art Un-
gleichheit, aber keine Irregularität: und eine solche Anordnung kann nie mifsfallen, in so
fern der Pilaster ungefähr bis auf die Hälfte der Pfeilerdicke vortritt. Ist im Gegentheil das
Relief des Pilasters nur sehr gering, so wird allerdings der Vortritt in der Ecke zu klein-
lich. Daher man solches vermeiden, und statt dessen, nach dem Beyspiel der Alten, in der
Ecke sogenannte gebrochene Pilaster anbringen mufs, wie wir dies in den Ecken der grofsen
viereckigen Nischen im Innern des Pantheon sehen (PL XXIII. 13.). Auf diese Weise hebt
sich alles Unschickliche der Ansichten.

Noch müssen wir in der Anordnung der Pilaster eines Mifsbrauches vieler Neuerer er-
wähnen. Dieser betrift das Anbringen der Pilaster auf Pilaster, welches auf keine Weise zu
rechtfertigen ist. Es entstehen dadurch für das Auge sehr widrige Verknüpfungen, welche
der Architekt überhaupt auf's beflissenste zu vermeiden trachten mufs.

Zwölfter Abschnitt.

Vun dem Grundbau, e und Unterbaue.

§. 1. Jeder Bau mufs in der Erde Wurzel fassen, und gleichsam aus ihr hervorwaclisen.
Es ist daher in derselben eine Grundlage nöthig, damit die Last eines Baues in allen Punk-
ten gehörig gestützt und getragen werde. Eine solche feste Unterlage* in der Erde, welche
die Kunst besorgt, nennen wir den Grundbau.

Unter Unterbau dagegen begreifen wir jede Anlage, welche gemacht wird, einen Bau
über den Plan des Erdreiches zu erheben: sey es, um ihn vor Unreinlichkeit und Feuch-
tigkeit zu schützen; sey es, um für die unterirdischen Abtheilungen, wo solche vorhanden
sind, Luft und Licht zu gewinnen, oder sey es blofs, um dem Gebäude durch einen star-
ken sichtbaren Fufs mehr Ansehen und Würde zu geben.

Jeder Grundbau mufs sich nach der Natur des Erdreiches, nach der darüber aufzufüh-

> -lih
 
Annotationen