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Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

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https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0264
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Luft und über den Wolken denkt. Dazu rechnen wir vornehmlich die Sinnbilder der Son-
ne, des Mondes, des Auf- und Niederganges, der Gestirne, der Nacht, des Schlafes, der Träu-
me: Erscheinungen der Götter, Szenen des Olympus, Apotheosen, die Sinnbilder der Winde,
der Hören u. s. W.

Bey der Eintheilung der Gegenstände mufs man hauptsächlich auf die Form der Decken
und Wölbungen Rücksicht nehmen. Eine andere Anordnung der Zierden erfordert das Ton-
nen- und Rundgewölbe, eine ändere das Kreuz- und Spiegelgewölbe, eine andere die vier-
eckige, eine andere die längliche Form der Decken u. s.; W. _,

Nach Plinius (35, 40.) sollen die Alten erst spät die Decken und Gewölbe zu mahlen
angefangen haben, und Päusiäs (zu Alexanders Zeiten) der erste hierin gewesen seyn. In-
dessen ersehen wit aus Euripides (Ion. V. n2g—1168-), dafs man schon früher offene Tem-
pelräume mit künstlich gewobenen Teppichen überspannte, Worauf Sonne, Mond, die Nacht
und die Morgenröthe sinnbildlich dargestellt waren. Was also Plinius von Pausias bemerkt,
mag sich mehr auf die Auszierüngeü der Decken in Privatgebäuden und Wohnungen be-
ziehen.

Eine dritte Art die Decken zu schmücken besteht in jenen leichten Zierden, Welche die
Neuem unter dem Namen' der Grotesken öder Arabesken begreifen. Mannigfaltige Ueber-
reste Sowohl in Weifswerk als in Mahlerey haben sich noch hierin erhalten. Wir haben ei-
nige davon auf der PI. L. Fig. IV. VI. und VII. verzeichnet. Die Zierde unter Fig. IV. in
der Form «ines Sonnen- -oder Regenschirmes machet sich besonders gut an nicht zu weit
gespannten Runddecken.. Die Zierden Fig. VI. haben das Grundmotiv ihrer Eintheilung
von Fig. V. entlehnt, und durch einen Zusatz leichter Elumen, Schnörkel und Figuren das
Feld ihres Spieles erweitert. In Fig. VII. erscheint schon manches von dem Grillenhaften
und Phantastischen, über dessen Mifsbrauch Vitruv in seiner Zeit gerechte Klagen führet.
Doch finden sich unter den Ueberresten noch andere, welche ungleich mehr, als diese Zeich-
.nung, den VerftJl wahrer-Verzierungskunst unter den römischen Kaisern darstellen.

Die einfachste Art die Decken zu. zieren sind farbige Anstriche, wie etwa ein blaues
Feld mit gelbhellen Sternen besät (PI. XLV1II. Fig. III.) u. S. w.

Zu den Mahlereyen, mit welchen man die gewölbten Decken auszierte, gehört auch die
Mosaik. Man brauchte sie zuerst zum Ueberztige der Estriche; von da ging sie auf die
Wände, und endlich auch auf die Gewölbe über, doch wie es scheint, erst späterhin. We-
nigstens meint Plinius (36, 6y.) dafs im Zeitalter des Aügustus solche Zierden auf Wölbun-
gen noch nicht gebräuchlich gewesen Seyn mufsten, Weil M. Agrippa in seinen Thermen
sich deren nicht bediente. Kurz er betrachtet diesen Gebrauch in seiner Zeit noch als neu.
Ueberreste sehen wir hievon nur noch aus spätem Zeiten in dem Grabmale der heil. Con-
stantia bey Rom, und in dem der Kaiserin Galla Placidia zu Ravenna. Auch das ganze Mit-
telalter hindurch erhielt sich der Gebrauch der Mosaike, wovon noch manche Basilika und
Taufkapelle zeuget. Unter den neuem Gebäuden prangen besonders die gröfsern, und die
vielen kleinern Kuppolgewölbe der Peterskirche zu Rom mit reichen kolossalischen Gemäl-
den in Musivarbeit,

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