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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Nürnberger Waffenschmiede und ihre Werke in der kaiserlichen und in anderen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0439
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39O Wendelin Boeheim.

seit sechs Jahren für das Handwerk und den Handel gearbeitet, dasselbe nicht geschmälert sondern die
Habe und Güter gebessert habe.1

Heinrich war zweimal verehelicht. Seine erste Ehefrau Barbara wird als in der oberen Schmid-
gasse wohnhaft im Todtengeläutbuche 1540/41 verstorben angeführt, eine Angabe, die nur dahin zu
deuten ist, dass sie genau an der Jahreswende verschied. Seine zweite Frau, Ursula, überlebte ihren
Eheherrn noch lange und wird noch 1581 als lebend angegeben. Von den übrigen Kindern erwähne
ich noch Ottilia, die Ehefrau Hans Mair's, des Plattners; Agnes, welche mit dem Schleifer Jorg Neid-
hart verehelicht war, und neben Kunz, welchen ich zuletzt ins Auge fasse, das jüngste Kind, Hans, der
gleichfalls Plattner wurde und mit einer gewissen Katharina verheiratet war. Diesem ihrem jüngsten
Sohne verkauft die Mutter Helena ihre Behausung in der St. Sebaldspfarre, welche ich früher be-
zeichnet habe und welche gewiss das Erbtheil von ihrem Manne gewesen war, um 600 fl.2

Kunz Lochner wurde um 1510 geboren; seine Lehrjahre verlebte er im Hause seines Vaters. Er
scheint aber um 1530 in die Fremde gegangen zu sein; denn er ist bei Gelegenheit des erwähnten
Verkaufes jenes Hauses durch seine Mutter, 1540, unter den Kindern nicht anwesend. Nach 1550
finden wir ihn aber wieder in Nürnberg, woselbst er bis zu seinem Ableben sesshaft bleibt. Dass Kunz
verheiratet war, ist als gewiss anzunehmen; es fehlt uns aber in den zur Verfügung stehenden Quellen
jede Andeutung über seine Hausfrau.

Was nun Neudörfer über Kunz Lochner, dessen Zeitgenosse er doch war, berichtet, ist äusserst
gering an Gehalt. »Dieser Lochner,« schreibt er, »war dieser zeit mit seiner arbeit und kunst hoch-
gelobt und seine werk, die er täglich macht, geben dessen zeugniß. Der erzherzog Maximilian gibt
ihm wegen seiner künstlichen arbeit jährliche pension; dem hat er auch eine zeit lang hero
solche arbeit von stahl und eisen gemacht und dermassen so künstlich getrieben und aus-
gebracht, dass es der arbeit, so von silber gemacht, gleichen thut.«

Auch aus den Acten der Stadt ist nur Weniges über die Thätigkeit des Meisters zu
entnehmen. Im Jahre 1551 wurden ihm drei Gesellen über die Ordnung erlaubt, »weil ihm
von fremden herrschaften soviel arbeit angedingt worden, welches dann gemainer stat auch zu eer
und rhum raichen mag« (sie!).

Für den König von Polen, Sigismund August, hatte er mehrere Harnische gemacht, wurde aber
nicht vollständig dafür bezahlt; er ging deshalb 1559 selbst nach Polen, um sein Guthaben einzu-
cassiren.3

Die Marke des Meisters ist ein zum Grimmen geschickter Löwe in einem Wappenschilde (Fig. 23 \
Ich muss gestehen, dass ich nicht weiss, auf welchen Beweis hin die Zuschreibung dieser in den
Museen auftretenden Marke an Kunz Lochner sich gründet. 4 Sie stimmt aber im Alter der damit be-
zeichneten Arbeiten mit der Periode des Meisters zusammen und die Zuschreibung gewinnt dadurch
bedeutend an Glaubwürdigkeit, dass der »schreitende Löwe« zwischen zwei übergelegten Querbalken
thatsächlich den Blason der Familie Lochner darstellt.5

Die Angabe Neudörfer's, Kunz habe von Erzherzog Maximilian (II.) eine jährliche Pension be-
zogen, aus welcher Doppelmayr behende eine Art Lernstipendium macht, konnte ich in den Hof-
zahlamtsbüchern zwar nicht bestätigt finden; doch gelang es, in den Hofstaatsverzeichnissen dieses
Prinzen dem Verhältnisse Lochner's zu Maximilian II. näher auf den Grund zu kommen. Die erwähnten

1 Neudörfer, Cons. 45, fol. 186.

2 Ibid., Lit. 51, fol. 61.

3 Dr. A. v. Zahn, Jahrbücher für Kunstwissenschaft I, 1868. Josef Baader, Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs.
Die Daten stammen angeblich aus dem königl. Archive zu Nürnberg. Ein Archivsvermerk, wird nirgends angeführt.

4 Gurlitt Cornelius, Deutsche Turniere, Rüstungen und Plattner, Dresden 1889, p. 78. Der Verfasser citirt bei Ge-
legenheit der Anführung der Marke Lochner's eine von mir in Gemeinschaft mit Dr. D. Schönherr geschriebene Abhandlung
in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission VII, n. F.: »Ein Harnisch Erzherzogs Ferdinand von Tirol«. Dieses Citat
muss sich auf eine andere, mir unbekannte Stelle beziehen; denn wir haben uns in jener Abhandlung mit Kunz Lochner
überhaupt nicht beschäftigt.

5 Siebmacher, Wappenbuch.
 
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