12. Rosenthal, Uebersicht der Geschichte der Baukunst.
343
12.
Uebersicht der Geschichte der Baukunst, mit Rücksicht
auf die allgemeine Culturgeschichte.
(Vom Herrn Bau-Inspector C. A. Rosenthal zn Magdeburg.)
(Fortsetzung der Abhandlung No. 2. im lsten, No. 6. im 2ten, No. 8. im 3ten Hefte 13ten Bandes und
No 1. im lsten, No. 7. im 2ten und No. 8. im 3ten Hefte 14ten Bandes.)
§. 58.
Die übrigen Denkmale Aegyptens aus der Ptolemäer- und
R ömer z eit.
Mit Psammetich, welche? Aegypten den Griechen öffnete, endet die Alt-
Aegyptische Kunst. Die Griechen, welche damals zwar (unter und nach
Alexander) schon von der Sonnenhöhe der Kunst herabgestiegen waren,
hatten, worauf es hier, wo die alten Formen aus religiösen Rücksichten
festgehalten werden mufsten, ankam, grade in der zarten Behandlung bei
der Ausführung die höchste Stufe erreicht. Sie konnten nicht anders, als
dem innern Genius folgen, auch wenn sie es nicht gewollt hätten; sie
machten also die Anlagen regelmäfsiger, gaben dem Innern etwas mehr
Licht, Öffneten, wo sie es durften, die Seitenwände und führten bei klei-
nern Tempeln den Peripteros ein, wenn auch mit hohen Brüstungsmauern
zwischen den Säulen; sie veredelten die Säulenform, hoben von den Or-
namenten und Bildwerken den dichten Schleier der finstern Aegyptischen
Mysterien und breiteten dafür den durchsichtigen Schleier der Grazien
darüber, aber mit so zarter Hand, dafs nur wenig von dem ursprünglichen
Character verloren ging. Gewifs, viele der Ptolemäischen Bauten sind
schöner als die ältern aus der Blüthenzeit der Remesiden; und dafs dies mög-
lich w ar, ist eben kein Lob für den Werth der Aegyptischen Architektur.
[ 48 * ]
343
12.
Uebersicht der Geschichte der Baukunst, mit Rücksicht
auf die allgemeine Culturgeschichte.
(Vom Herrn Bau-Inspector C. A. Rosenthal zn Magdeburg.)
(Fortsetzung der Abhandlung No. 2. im lsten, No. 6. im 2ten, No. 8. im 3ten Hefte 13ten Bandes und
No 1. im lsten, No. 7. im 2ten und No. 8. im 3ten Hefte 14ten Bandes.)
§. 58.
Die übrigen Denkmale Aegyptens aus der Ptolemäer- und
R ömer z eit.
Mit Psammetich, welche? Aegypten den Griechen öffnete, endet die Alt-
Aegyptische Kunst. Die Griechen, welche damals zwar (unter und nach
Alexander) schon von der Sonnenhöhe der Kunst herabgestiegen waren,
hatten, worauf es hier, wo die alten Formen aus religiösen Rücksichten
festgehalten werden mufsten, ankam, grade in der zarten Behandlung bei
der Ausführung die höchste Stufe erreicht. Sie konnten nicht anders, als
dem innern Genius folgen, auch wenn sie es nicht gewollt hätten; sie
machten also die Anlagen regelmäfsiger, gaben dem Innern etwas mehr
Licht, Öffneten, wo sie es durften, die Seitenwände und führten bei klei-
nern Tempeln den Peripteros ein, wenn auch mit hohen Brüstungsmauern
zwischen den Säulen; sie veredelten die Säulenform, hoben von den Or-
namenten und Bildwerken den dichten Schleier der finstern Aegyptischen
Mysterien und breiteten dafür den durchsichtigen Schleier der Grazien
darüber, aber mit so zarter Hand, dafs nur wenig von dem ursprünglichen
Character verloren ging. Gewifs, viele der Ptolemäischen Bauten sind
schöner als die ältern aus der Blüthenzeit der Remesiden; und dafs dies mög-
lich w ar, ist eben kein Lob für den Werth der Aegyptischen Architektur.
[ 48 * ]