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I. MANUSKRIPTE
5 Bencius (Andreas). Lectura super V libris Decretalium, u. a. juristische Texte. Papiei-
handschrift des XV. Jhs., von mehreren Händen. 416 Bll. Fol. Vom Originaleinband
nur nocli Rücken und Teil des Vorderdeckels erhalten. (120.—)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter (Bl. lr deren jüngerer Besitzvermerk);
offenbar alter Besitz des Klosters u. mindestens zum größten Teil von Angehörigen desselben ge-
schrieben. Der erste Teil (Bl. 1—350) enthält die ausführl. Decretalen-Vorlcsung aus der Florentiner
Zeit des wenig bekannten Kanonisten Andrea Benzi (gest. 1472). eines Sohnes aes berühmteren Medi-
ziners Hugo (Bencius) Senensis. Der Text ist nicht ganz vollständig (I 4, 1—V 39, 58, mit einigen Lücken
im Inneren, wohl wegen Fehlen des Schreibers im Kolleg). Am Schluß von I steht Bl. 72v die Sub-
skription: „Finite sunt hec recollecte IX die aprilis anno M ccc xlvj in magnifica civitate Florentina.
Et compilate quam pronunciate sunt per . . . Andream Benczii, magistri Hugonis de Senis, iuris utrius-
que doctorem peritissimum. Et preceptor meus coiendissimus. Conradus Eiring de Hei-
di n g s f e 1 t." Der Text ist ungedruckt und selten. — Der zweite Teil des Bandes (Bl. 351—376)
entstammt zumeist den Heidelberger iurist. Studienjahren des Johannes Dasen u. enthält u. a.
von ihm Bl. 351r „Materia in baccularatu 1478 tredecima die mensis aprilis", Bl. 353r „Materia In
doctoratu 1480 vicesima sexta die mensis septembris Heidelberg e"; Bl. 356r „Questio cum propo-
sicionibus composita per fr. Jo. Dasen doctorem iuris pontificii 1487 pro lectore Jo. G z e i t e 1 m e r
in terminis"; Bl. 359r „Repeticio per fr. Joh. Dasen ord. Carm. pro licenciatura facta 1479 21. die aprilis".
— Der dritte Teil (Bl. 377—416) umfaßt verschiedene Kleinliteratur über die Arbores consanguinitatis et
afiinitatis (Bl. 377r—393v), über die Successio ab intestato (Bl. 394r—403v) u. über die Empcio et
reempcio redituum (Bl. 404r—416v), darunter Bl. 410 die Bulle „Militant! ecclesie" Martins V. vom 6. Juli
1425 für Stadt und Bistum Breslau. — Nicht gut erhalten; einige Bll. am Schluß mit Textverluit
beschädigt.
6 Biblia Iatina (Libri regum IV. Prophetae, Novum Testamentuni). Papierhs. süddeut-
scher Provenienz aus dem XV. Jh., von mehreren Händen in got. Bücherkursive
geschrieben, durchgehend rubriziert u. mit roten Initialen versehen. 418 Bll. Fol.
Original-Holzdeckel-Schweinslederbd. in Blindpressung; je 5 große Messingbuckel
auf den Deckeln; eine übergreifende Schließe (die zweite fehlt). (160.—)
Umfangreiche Handschrift in hübschem u. gut erhaltenem Einband. Der Text ist in einigen Kapiteln
glossiert; die Prologe des Hieronymus sind beigegeben. Im vorderen Innendeckel die Notiz ,,cx auctioiie
Hackeriana Francofurti 1808". — Bemerkenswerter Einband d. Zt.
7 Ps.-Bonaventura. Stimulus amoris. — Sermo de iudicio aeterno. — Planctus eccle-
siae. — Tabula super Sententiis. Papierhs. südd. Provenienz XV. Jh. in ungelenker
got. Bücherkursive; rubriziert, mit roten Initialen. 272 Bll. 4°. Original-Holzdeckel-
Lederband mit Messingbuckeln (Kante des Rückdeckeis abgebrochen). (120.--)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter; Bl. lr deren späterer Besitzvermerk
„Carmeli Herbipolensis"; auf dem Vorderdeckel die alte rote Signatur „E 34"; im vorderen Innendeckel
ein „Registrum huius libri" mit der Bemerkung, daß der Stimulus amoris „multo ordinacius quam hie"
auch in einer anderen Handschrift der Bibliothek vorhanden sei. Der Band enthält folgendes:
1. Bl. lr—163v Stimulus amoris, dazu als Vorstücke den Prolog „Ad te domine", die (71) Capi-
tula und die Oratio „Transfige dulcissime"; danach beginnt Kap. I: „Quia contemplativa mens non
cessat sive cessare non debet. . .". Also eine andere Fassung als in den ersten Drucken GW 4820 ff.
Der Stimulus amoris ist eine von einem unbekannten Franziskaner besorgte Bearbeitung des gleich-
namigen Werkes des Jacobus Mediolanensis, der seinerseits aus Schriften des hi. Bonaventura geschöpft
hat; daher ging der Text im Mittelalter gewöhnlich unter dessen Namen.
2. Br. 163v—188r Sermo bonus et notabiiis deiudicioeterno. Cum videritis abhominacionem . .
Videmus enim quod materia . . . Anonyme Predigt über das Jüngste Gericht.
3. Bl. 188v—193r Planctus ecclesie rigmatice et breviter compositus. Anfang:
Rogo corde pertractatur hoc breve compendium
Quäle mihi commitetur maxfmum dispendium . . .
Umfangreiches, über 500 Verse umfassendes Rüge- u. Mahngedicht gegen die Geistlichkeit, kulturge-
schichtlich interessant, daher schon von Flacius lllyricus 1557 gedruckt; neuerdings nach einer Trierer
Handschrift in den Analecta hymnica 46, 370 herausgegeben. Handschriftlich selten; es sind im Ganzen
nur fünf Handschriften nachzuweisen.
4. Bl. 197r—272v Tabula super IV libros Sententiarum. Anfang: Abissus. Nota quod
materia quatuor elementorum . . . ; letzte Stichwortc Ydolum, Ymago, Ypostasis; am Schluß Stichwort-
register. Nicht identisch mit der in Speyer 1495 gedruckten ähnlichen Tabula (Hain 10201).
Der zweite Teil des Bandes ist etwas fleckig.
8 David de Augusta OFM. De exterioris et interioris hominis compositione. Nebst an-
deren aszetischen Traktaten Papierhs. süddeutscher Herkunft von mehreren Händen
des XV. Jhs.; größtenteils rubriziert. 281 beschriebene Bll. 4°. Original-Holzdeckel-
Lederband, Schließen fehlen, vorderer Innendeckel mit einem hebräischen Perga-
mentfragment bekleidet. (80.—)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter (Bl. lr Eintrag des 18. Jhs. „Carmeli Her-
bipolensis"). Der Band enthält folgendes:
1. Bl. lr—167r DaviddeAugusta.De hominis compositione, und zwar vollständig mit Ausnahme
der kurzen sog. „Viginti passus" (I 2); der Prolog zu II hier am Schluß als Epilog des Ganzen.
So vollständige Handschriften sind selten: sonst kommen, auch noch in den alten Drucken, die vier
Hauptteile fast immer einzeln vor. Ausgabe Quaracchi 1899; hier anonym.
2. Bl. 168r—178r Ps.-Bernhardus, Planctus compassionis BMV (Anfang: Omnes qui ad nomen
hoc Emanuel . . .). In dieser Fassung nicht häufig und wohl ungedruckt; verwandt mit dem Texte
Migne PL 182, 1133.
Auktion XVI
I. MANUSKRIPTE
5 Bencius (Andreas). Lectura super V libris Decretalium, u. a. juristische Texte. Papiei-
handschrift des XV. Jhs., von mehreren Händen. 416 Bll. Fol. Vom Originaleinband
nur nocli Rücken und Teil des Vorderdeckels erhalten. (120.—)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter (Bl. lr deren jüngerer Besitzvermerk);
offenbar alter Besitz des Klosters u. mindestens zum größten Teil von Angehörigen desselben ge-
schrieben. Der erste Teil (Bl. 1—350) enthält die ausführl. Decretalen-Vorlcsung aus der Florentiner
Zeit des wenig bekannten Kanonisten Andrea Benzi (gest. 1472). eines Sohnes aes berühmteren Medi-
ziners Hugo (Bencius) Senensis. Der Text ist nicht ganz vollständig (I 4, 1—V 39, 58, mit einigen Lücken
im Inneren, wohl wegen Fehlen des Schreibers im Kolleg). Am Schluß von I steht Bl. 72v die Sub-
skription: „Finite sunt hec recollecte IX die aprilis anno M ccc xlvj in magnifica civitate Florentina.
Et compilate quam pronunciate sunt per . . . Andream Benczii, magistri Hugonis de Senis, iuris utrius-
que doctorem peritissimum. Et preceptor meus coiendissimus. Conradus Eiring de Hei-
di n g s f e 1 t." Der Text ist ungedruckt und selten. — Der zweite Teil des Bandes (Bl. 351—376)
entstammt zumeist den Heidelberger iurist. Studienjahren des Johannes Dasen u. enthält u. a.
von ihm Bl. 351r „Materia in baccularatu 1478 tredecima die mensis aprilis", Bl. 353r „Materia In
doctoratu 1480 vicesima sexta die mensis septembris Heidelberg e"; Bl. 356r „Questio cum propo-
sicionibus composita per fr. Jo. Dasen doctorem iuris pontificii 1487 pro lectore Jo. G z e i t e 1 m e r
in terminis"; Bl. 359r „Repeticio per fr. Joh. Dasen ord. Carm. pro licenciatura facta 1479 21. die aprilis".
— Der dritte Teil (Bl. 377—416) umfaßt verschiedene Kleinliteratur über die Arbores consanguinitatis et
afiinitatis (Bl. 377r—393v), über die Successio ab intestato (Bl. 394r—403v) u. über die Empcio et
reempcio redituum (Bl. 404r—416v), darunter Bl. 410 die Bulle „Militant! ecclesie" Martins V. vom 6. Juli
1425 für Stadt und Bistum Breslau. — Nicht gut erhalten; einige Bll. am Schluß mit Textverluit
beschädigt.
6 Biblia Iatina (Libri regum IV. Prophetae, Novum Testamentuni). Papierhs. süddeut-
scher Provenienz aus dem XV. Jh., von mehreren Händen in got. Bücherkursive
geschrieben, durchgehend rubriziert u. mit roten Initialen versehen. 418 Bll. Fol.
Original-Holzdeckel-Schweinslederbd. in Blindpressung; je 5 große Messingbuckel
auf den Deckeln; eine übergreifende Schließe (die zweite fehlt). (160.—)
Umfangreiche Handschrift in hübschem u. gut erhaltenem Einband. Der Text ist in einigen Kapiteln
glossiert; die Prologe des Hieronymus sind beigegeben. Im vorderen Innendeckel die Notiz ,,cx auctioiie
Hackeriana Francofurti 1808". — Bemerkenswerter Einband d. Zt.
7 Ps.-Bonaventura. Stimulus amoris. — Sermo de iudicio aeterno. — Planctus eccle-
siae. — Tabula super Sententiis. Papierhs. südd. Provenienz XV. Jh. in ungelenker
got. Bücherkursive; rubriziert, mit roten Initialen. 272 Bll. 4°. Original-Holzdeckel-
Lederband mit Messingbuckeln (Kante des Rückdeckeis abgebrochen). (120.--)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter; Bl. lr deren späterer Besitzvermerk
„Carmeli Herbipolensis"; auf dem Vorderdeckel die alte rote Signatur „E 34"; im vorderen Innendeckel
ein „Registrum huius libri" mit der Bemerkung, daß der Stimulus amoris „multo ordinacius quam hie"
auch in einer anderen Handschrift der Bibliothek vorhanden sei. Der Band enthält folgendes:
1. Bl. lr—163v Stimulus amoris, dazu als Vorstücke den Prolog „Ad te domine", die (71) Capi-
tula und die Oratio „Transfige dulcissime"; danach beginnt Kap. I: „Quia contemplativa mens non
cessat sive cessare non debet. . .". Also eine andere Fassung als in den ersten Drucken GW 4820 ff.
Der Stimulus amoris ist eine von einem unbekannten Franziskaner besorgte Bearbeitung des gleich-
namigen Werkes des Jacobus Mediolanensis, der seinerseits aus Schriften des hi. Bonaventura geschöpft
hat; daher ging der Text im Mittelalter gewöhnlich unter dessen Namen.
2. Br. 163v—188r Sermo bonus et notabiiis deiudicioeterno. Cum videritis abhominacionem . .
Videmus enim quod materia . . . Anonyme Predigt über das Jüngste Gericht.
3. Bl. 188v—193r Planctus ecclesie rigmatice et breviter compositus. Anfang:
Rogo corde pertractatur hoc breve compendium
Quäle mihi commitetur maxfmum dispendium . . .
Umfangreiches, über 500 Verse umfassendes Rüge- u. Mahngedicht gegen die Geistlichkeit, kulturge-
schichtlich interessant, daher schon von Flacius lllyricus 1557 gedruckt; neuerdings nach einer Trierer
Handschrift in den Analecta hymnica 46, 370 herausgegeben. Handschriftlich selten; es sind im Ganzen
nur fünf Handschriften nachzuweisen.
4. Bl. 197r—272v Tabula super IV libros Sententiarum. Anfang: Abissus. Nota quod
materia quatuor elementorum . . . ; letzte Stichwortc Ydolum, Ymago, Ypostasis; am Schluß Stichwort-
register. Nicht identisch mit der in Speyer 1495 gedruckten ähnlichen Tabula (Hain 10201).
Der zweite Teil des Bandes ist etwas fleckig.
8 David de Augusta OFM. De exterioris et interioris hominis compositione. Nebst an-
deren aszetischen Traktaten Papierhs. süddeutscher Herkunft von mehreren Händen
des XV. Jhs.; größtenteils rubriziert. 281 beschriebene Bll. 4°. Original-Holzdeckel-
Lederband, Schließen fehlen, vorderer Innendeckel mit einem hebräischen Perga-
mentfragment bekleidet. (80.—)
Aus der Bibliothek der Würzburger Karmeliter (Bl. lr Eintrag des 18. Jhs. „Carmeli Her-
bipolensis"). Der Band enthält folgendes:
1. Bl. lr—167r DaviddeAugusta.De hominis compositione, und zwar vollständig mit Ausnahme
der kurzen sog. „Viginti passus" (I 2); der Prolog zu II hier am Schluß als Epilog des Ganzen.
So vollständige Handschriften sind selten: sonst kommen, auch noch in den alten Drucken, die vier
Hauptteile fast immer einzeln vor. Ausgabe Quaracchi 1899; hier anonym.
2. Bl. 168r—178r Ps.-Bernhardus, Planctus compassionis BMV (Anfang: Omnes qui ad nomen
hoc Emanuel . . .). In dieser Fassung nicht häufig und wohl ungedruckt; verwandt mit dem Texte
Migne PL 182, 1133.
Auktion XVI