Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
59

würdig gemacht Haien. Jndeß dürfen wir wohl behaup-
ten, daß in keinem andern Lande die Glasmalerei früher,
umsangsreicher und vollkommener restaurirt worden ist,
als in Bayern. Vom Anfang des laufenden Jahrhun-
derts bis 1850 wurden allerdings in Frankreich und Eng-
land viele Glasgemälde gefertigt, und es fehlte daran
auch in Deutschland nicht, weil die Kunst, das Glas mit
einigen schwachen Farben zu versehen, in der That nie
ganz verloren gegangen war. Es fragt sich nun, wem
die Glasmalerei ihre heutige Blüthe verdankt, die ihr
mit den schönsten Meisterwerken der Malerei zu wett-
eifern und dieselben zu reprodncircn gestattet; es fragt
sich, wer ihr wieder zu den ausgezeichneten Mitteln
und Hülfsquellcn verhelfen, welche sie in frühcrn Zeiten
besessen und seit Jahrhunderten verloren hat. Dies Ver-
dienst gebührt unstreitig dem König Ludwig von
Bayern. Von reiner edler Liebe für Alles beseelt, was
irgend dem Geiste seines Volkes und seiner Zeit einen
Schwung zu geben vermag, und von einem tiefen Gefühl
für alles wahrhaft Große in den Künsten geleitet, ver-
stand es dieser Fürst, allein, aus eigne Kosten, ohne den
Staat dazu beitragen zu lassen, die Kunst der Glasma-
lerei wieder zu erwecken. Dieses Verdienst allein würde
hinreichen, seinen Namen unsterblich zu machen, wäre
dieser Name nicht bereits glorreich in die Annalen der
schönen Künste eingetragen.

Es hat mir viel Vergnügen gemacht, Ihnen, ver-
ehrter Freund, die obigen Notizen mitzutheilen, da Sic
durch dieselben in den Stand gesczt werden dürften, die
beiden gegenwärtig in Paris befindlichen, öfters erwähn-
ten Glasgemälde gründlicher zu beurtheilen. Beim Be-
schauen derselben wird sich Ihnen die Ueberzeugung auf-
dringcn, daß die Kunst der Glasmalerei jezt wirklich
eristirt, daß sie von Neuem lebt, daß unser Jahrhun-
dert sic wieder erobert hat und in Bezug auf dieselbe
bereits alle die Vortheile geltend zu machen weiß, welche
überhaupt den Künsten unsrer Zeit im Vergleich mit
denen des Mittelalters zu Gute kommen.

von Schclling.

Obiger Brief ist eine genaue Cepie deS Originals, !
und unsere Leser können sich durch denselben überzeugen, !
mit welcher Eleganz und Reinheit der berühmte Schcl-
liug unsere Sprache schreibt. Um aber den Bericht des
Hrn. v. Schelling über den gegenwärtigen Stand der
Glasmalerei möglichst vollständig zu machen, habe ich mir
die Freiheit genommen, seinen Brief Hrn. Brongniart
mitzutheilen und denselben zugleich um Mittheilung des-
jenigen gebeten, was in Frankreich in diesem Zweige ge-
leistet werden ist.

N. S. Es folgt hier die mir von Hrn. Drong-
niart gütigst zugestellte Mittheilung.

(Beschluß folg!.)

Nachrichten vom Januar.

Persönliches.

Äopeuhage», 8. Ja». Thorwaldsen befindet sich in
erwünschtem Wvhlseyn, und die Besorgnis!, daß der nordische
Winter seiner Gesundheit schaben werde, erscheint als „»ge-
gründet. Er arbeitet an der Vollendung mehrerer Statuen,
und Matthäi modellirt unter seiner Leitung verschiedene
für das Christiansburgcr Schloß bestimmte Decoratione».

München, i. Jan. Heute erhielten der Hofrath Thiersch,
die beiden Professor.n der Akademie der bildenden Künste
Schnorr von Carolsfcld und Schwanthaler, so wie
der Jnspeetor^dcr k. Erzgicßcrei Sticglmayr aus der Hand
Sr. Majestät das Ritterkreuz des Michaclsordens.

Den s. Januar. Schwanthaler hat, wiewohl er
sieh in der Neujahrsnacht leidend befand, doch gestern die
Reise nach Grafenberg in Schlesien angetretcn.

Dem Direktor C ornclius ist gestern durch ein Schrei-
ben des Grafen von Molö die Anzeige geworden, daß König
Liidwig Philipp ihn zum Ritter der Ehrenlegion ernannt hat.

Berlin, 2i. Jan. Der Geh. Oberbanralh Elsncr und
der Prof, und Maler Völker dahier, so wie der Hofrath
Thiersch in München, haben am Krönungs- und Ordcns-
feste den rvlhcn Adlerorden Zr Klasse, Prof. Begas und
Geh. Oberbaurath Hagen dahier, so wie Baurath Hctzrolh
in Cöln den rothcn Adlerorden ir Klasse erhalten.

' Paris, 19. Jan. Durch eine k. Verordnung wird die
Wahl des Dir. Cornelius zu München zum auswärtigen
Mitglicdc der Akademie bestätigt.

Hr. Lcnor.mant, Conservalor der k. Bibliothek, ist an
die Stelle des verstorbenen Ämaury-Duval zum Mitglied der
Akademie der Inschriften gewählt worden.

Der Gcschichlsinaler Charlet ist zum Zcichncnlchrcr an
der k. polytechnischen Schule ernannt worden, um den ver-
storbenen Lorbon zu ersetzen.

Sc. Maj. der König hat dem Kupferstecher Hcath für
sein Wert mul Wales eine kostbare Brillantdose über-

sendet.

Brüssel, >v. Jan. Die rühmlichst bekannte Künstlerin
Fraulein v. Assche ist zur Malerin I. Maj. der Königin
ernannt worden.

Nekrolog.

stleni, i’i. Jan. Gestern folgten an hundert deutsche
Künstler dem am Tage vorher verstorbenen Maler Joseph

Saint Marc Girarbin.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen