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Dir Sonne geht eben unter und der reine Himmel er-
glänzt in ihrem sinkenden Licht, in lauteren Duft sind
die Berge getaucht. Avc-Marialäuten vom Kloster her
müssen wir veraussetzen; das Mädchen hat das Ruder
über den Schooß gelegt und sieht mit leichter Kopfnei-
gung gen Himmel, der Mönch sizt in sich gekehrt vor
ihr, und vor ihm steht mit stark emporgewendetem Kopf
der Fischer. Alles stumm und selbst die Welle rührt sich
nicht; reinste Klarheit im Himmel, auf der Erde, im
Wasser. Das Bild ist vorzüglich gemalt und hat im
Publikum ungemein angesprochen. Gewiß ist, daß man
das, was Stimmung in einem Bilde heißt, nicht leicht
besser ausgesprochen finden kann, als in diesem. Allein
etwas sollte der Künstler aus der historischen Schule, in
der er erwachsen, bcibehalten haben: Bestimmtheit der
Darstellung und des Ausdrucks, Vermeidung jedes nur
passiven und wirklich nnaussprechlicben Zustandes, der
dem Beschauer die falsche Freiheit läßt» den dargestellten
Personen jeglichen Gedanken untcrzulcgen. Bei aller
Achtung des ausgezeichneten Talentes unscrs Künstlers
kann ich nicht umhin, in der von ihm enigeschlagenen
Richtung eine Verwandtschaft mit der im Verden Deutsch-
lands seit einiger Zeit herrschenden krankhaften Senti-
mentalität zu finden. In dieser Weise war der Mönch,
der, an die Klostcrthüre gelehnt, in die Ferne schaut; der
Räuber in ähnlicher Situation; in dieser Weise sind die
Ueberfahrcnden auf dem gegenwärtigen Bilde. Für meine
Ansicht dürfte unter andern der Umstand sprechen, daß
man in der Auslegung desselben sehr von einander ab-
wich, und daß man bald nach den Ursachen irgend eines
geheimen Kummers des Mönches oder des Mädchens,
oder »ach der Ursache der kühneren Wendung des Schis-
sers forschte, bald sie mit dem Land, woher sie kommen,
bald mit dem, wohin sie fahren, in Verbindung dachte,
wobei die Annahme übrig bleibt, daß die Leute an ganz
andere Dinge denken. Gedanken lassen sich eben nicht
malen, und der Künstler sollte nichts in seiner Darstellung
voraussetzen lassen, auch kein Geläute. Freilich liebt das
Publikum eine gewisse Unbestimmtheit in der Darstellung,
namentlich von Empfindungen und Gedanken, allein mit
Unrecht und aus Schwäche, und des Künstlers Ausgabe
bleibt, dieser cntgegenzuwirkcn nach besten Kräften. (Das
Bild ist gewonnen von Maler Crola.)
Die historischen Bilder waren Daniel in der
Löwengrube' von Rob. v. Langer (gew. vom Maler
Fearnlep in Norwegen); eine Grablegung von Eichner
(gew. vom Bildhauer Tav. Schwanthaler); eine gefangene
Nirc von Storch, nach einem Gedicht, das fast das
Widerspiel des Fischers von Goethe ist, ein mit vieler
Liebe behandeltes Bild (gew. vom Maler v. Hofstctter),
und die Flucht des Arminins auf dem Zdistawisusfelde
von W. Liudenschmitt (gew. vom Minister v. Wir-
> schinger) Da das leztere zum Behuf des Vereinsgeschenkes
für 1859 lithographirt wird, so behalte ich mir den Be-
richt darüber noch vor. es.
Nachrichten vom Februar.
Museen und Sammlungen.
Ao»i, i. Februar. Nachdem das capitolinischc Museum
alle Altcrthümcr der egyptischcn Kunst, sowohl wirklicher
cgyplischcr Arbeit, als rbmjschcr Nachahmung, an das Mu-
seum des Vatikans abgegeben, hat es von diesem als Ersatz
bereits erhalten: die öfters erwähnte Minerva, die fitzende
Statue des M. Marcellus (früher im Befitz deS Hauses
Giustiuiani); einen fitzenden Eilen aus dem Braeeio nuovo
des Museums, die große Vase, genannt Xmonäol», den
Kampf der Gallier und Römer darstellend, ans der Via
Appia gesunde»; die Büste», welche in der Sammlung auf
dem Capitol fehlten, die deS Corbulo, Dioclctian, der Julia
Mammaea, der Julia Maefa und der Constantia. Noch
erwartet werden alle Inschriften der Kaiser und Consuln, die
fich im Magazin des Vatikans befinden.
Haag, 2. Fcbr. Unser Staats-Courant enthielt neulich
eine Bckanntmachuug des ersten Conscrvators des hiefigcn
Museums der Altcrthümer, C. Lcemans, wonach die Re-
gierung die in dem Museum befindlichen eghptischcn Altcr-
thümer auf ihre Kosten im Steindruck hcrausgeben wirb.
London, rl. Fcbr. Der Graf von Schrewsbury
hat sein Haus in der Stanhopc-Stras-e mit der darin befind-
liche» Gemäldegalerie um «o,ooo Psd. St, an Hrn. Neill
Malcolm verkauft.
Kopenhagen, 16. Jan. Das vom König für das Thor-
waldfenschc Museum geschenkte Lokal wird wuhrscheinlich
angenommen werden, da Thorwald sc» selbst dafür ist:
„Ich mißkenne," schrieb er an da« Comitü, «wahrlich nicht
den Eifer und gute» Willen bei Mehreren, welche mir wohl-
wolle», indem fic ein anderes Lokal wünschen, als das, wo-
mit ich vollkommen zufrieden bin. Mein Wunsch für meine
Kunstsachen ist nahe daran, erreicht zu werde»; das Funda-
ment ist durch diese königliche Gnade gelegt. Die Ausfüh-
rung kann durch die vorhandenen Beiträge bald geschehen.
Mein Aller, meine Kunst und meine Gesundheit fordern
Ruhe nnd Frieden, und diese für mich so wichtigen Güter
verkümmere mir Keiner, der mich lieb hat."
Den »2. Fcbr. Der Streit über Thorwaldsens
Museum ist endlich entschiede». Das mehrerwähnte Neben-
gcbändc deS Christiansburgcr Schlosses wirb, hoffentlich schon
in den Sommermonaten, dazu eingerichtet werden.
Pauwcrke.
Dresden, t. Fcbr. Dem Vernehmen nach werden wir
binnen einigen Jahren ein neues, hoffentlich schönes Gebäude,
nämlich ein National-Muscuin erhalten, zu welchem bereits
mehrere geistreich enlworfcncRisse vorlicgen, dessen Ausführung
Dir Sonne geht eben unter und der reine Himmel er-
glänzt in ihrem sinkenden Licht, in lauteren Duft sind
die Berge getaucht. Avc-Marialäuten vom Kloster her
müssen wir veraussetzen; das Mädchen hat das Ruder
über den Schooß gelegt und sieht mit leichter Kopfnei-
gung gen Himmel, der Mönch sizt in sich gekehrt vor
ihr, und vor ihm steht mit stark emporgewendetem Kopf
der Fischer. Alles stumm und selbst die Welle rührt sich
nicht; reinste Klarheit im Himmel, auf der Erde, im
Wasser. Das Bild ist vorzüglich gemalt und hat im
Publikum ungemein angesprochen. Gewiß ist, daß man
das, was Stimmung in einem Bilde heißt, nicht leicht
besser ausgesprochen finden kann, als in diesem. Allein
etwas sollte der Künstler aus der historischen Schule, in
der er erwachsen, bcibehalten haben: Bestimmtheit der
Darstellung und des Ausdrucks, Vermeidung jedes nur
passiven und wirklich nnaussprechlicben Zustandes, der
dem Beschauer die falsche Freiheit läßt» den dargestellten
Personen jeglichen Gedanken untcrzulcgen. Bei aller
Achtung des ausgezeichneten Talentes unscrs Künstlers
kann ich nicht umhin, in der von ihm enigeschlagenen
Richtung eine Verwandtschaft mit der im Verden Deutsch-
lands seit einiger Zeit herrschenden krankhaften Senti-
mentalität zu finden. In dieser Weise war der Mönch,
der, an die Klostcrthüre gelehnt, in die Ferne schaut; der
Räuber in ähnlicher Situation; in dieser Weise sind die
Ueberfahrcnden auf dem gegenwärtigen Bilde. Für meine
Ansicht dürfte unter andern der Umstand sprechen, daß
man in der Auslegung desselben sehr von einander ab-
wich, und daß man bald nach den Ursachen irgend eines
geheimen Kummers des Mönches oder des Mädchens,
oder »ach der Ursache der kühneren Wendung des Schis-
sers forschte, bald sie mit dem Land, woher sie kommen,
bald mit dem, wohin sie fahren, in Verbindung dachte,
wobei die Annahme übrig bleibt, daß die Leute an ganz
andere Dinge denken. Gedanken lassen sich eben nicht
malen, und der Künstler sollte nichts in seiner Darstellung
voraussetzen lassen, auch kein Geläute. Freilich liebt das
Publikum eine gewisse Unbestimmtheit in der Darstellung,
namentlich von Empfindungen und Gedanken, allein mit
Unrecht und aus Schwäche, und des Künstlers Ausgabe
bleibt, dieser cntgegenzuwirkcn nach besten Kräften. (Das
Bild ist gewonnen von Maler Crola.)
Die historischen Bilder waren Daniel in der
Löwengrube' von Rob. v. Langer (gew. vom Maler
Fearnlep in Norwegen); eine Grablegung von Eichner
(gew. vom Bildhauer Tav. Schwanthaler); eine gefangene
Nirc von Storch, nach einem Gedicht, das fast das
Widerspiel des Fischers von Goethe ist, ein mit vieler
Liebe behandeltes Bild (gew. vom Maler v. Hofstctter),
und die Flucht des Arminins auf dem Zdistawisusfelde
von W. Liudenschmitt (gew. vom Minister v. Wir-
> schinger) Da das leztere zum Behuf des Vereinsgeschenkes
für 1859 lithographirt wird, so behalte ich mir den Be-
richt darüber noch vor. es.
Nachrichten vom Februar.
Museen und Sammlungen.
Ao»i, i. Februar. Nachdem das capitolinischc Museum
alle Altcrthümcr der egyptischcn Kunst, sowohl wirklicher
cgyplischcr Arbeit, als rbmjschcr Nachahmung, an das Mu-
seum des Vatikans abgegeben, hat es von diesem als Ersatz
bereits erhalten: die öfters erwähnte Minerva, die fitzende
Statue des M. Marcellus (früher im Befitz deS Hauses
Giustiuiani); einen fitzenden Eilen aus dem Braeeio nuovo
des Museums, die große Vase, genannt Xmonäol», den
Kampf der Gallier und Römer darstellend, ans der Via
Appia gesunde»; die Büste», welche in der Sammlung auf
dem Capitol fehlten, die deS Corbulo, Dioclctian, der Julia
Mammaea, der Julia Maefa und der Constantia. Noch
erwartet werden alle Inschriften der Kaiser und Consuln, die
fich im Magazin des Vatikans befinden.
Haag, 2. Fcbr. Unser Staats-Courant enthielt neulich
eine Bckanntmachuug des ersten Conscrvators des hiefigcn
Museums der Altcrthümer, C. Lcemans, wonach die Re-
gierung die in dem Museum befindlichen eghptischcn Altcr-
thümer auf ihre Kosten im Steindruck hcrausgeben wirb.
London, rl. Fcbr. Der Graf von Schrewsbury
hat sein Haus in der Stanhopc-Stras-e mit der darin befind-
liche» Gemäldegalerie um «o,ooo Psd. St, an Hrn. Neill
Malcolm verkauft.
Kopenhagen, 16. Jan. Das vom König für das Thor-
waldfenschc Museum geschenkte Lokal wird wuhrscheinlich
angenommen werden, da Thorwald sc» selbst dafür ist:
„Ich mißkenne," schrieb er an da« Comitü, «wahrlich nicht
den Eifer und gute» Willen bei Mehreren, welche mir wohl-
wolle», indem fic ein anderes Lokal wünschen, als das, wo-
mit ich vollkommen zufrieden bin. Mein Wunsch für meine
Kunstsachen ist nahe daran, erreicht zu werde»; das Funda-
ment ist durch diese königliche Gnade gelegt. Die Ausfüh-
rung kann durch die vorhandenen Beiträge bald geschehen.
Mein Aller, meine Kunst und meine Gesundheit fordern
Ruhe nnd Frieden, und diese für mich so wichtigen Güter
verkümmere mir Keiner, der mich lieb hat."
Den »2. Fcbr. Der Streit über Thorwaldsens
Museum ist endlich entschiede». Das mehrerwähnte Neben-
gcbändc deS Christiansburgcr Schlosses wirb, hoffentlich schon
in den Sommermonaten, dazu eingerichtet werden.
Pauwcrke.
Dresden, t. Fcbr. Dem Vernehmen nach werden wir
binnen einigen Jahren ein neues, hoffentlich schönes Gebäude,
nämlich ein National-Muscuin erhalten, zu welchem bereits
mehrere geistreich enlworfcncRisse vorlicgen, dessen Ausführung