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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0388
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Erklärung der Tafeln. 379

22. Ein von dem Maulende bis zur Höhe der Oeh.se 0,018 m hoher Kalbskopf aus Gold. Ein-
gesetzte Augen aus Glasfluss, schwarzblaue Pupillen mit weissen Rändern*). Vergl. S. 213, 246 und
25o Anm. 5.

Aus den überaus zahlreichen Funden dieses mit vier rohen höhlenartigen Nischen versehenen viereckigen,
4,S2 m tiefen und 4,27 m breiten Erdgrabes ging eine wiederholte Benutzung hervor, deren älteste in die erste
Hälfte des sechsten Jahrhunderts fällt, deren jüngste in den Anfang des fünften und Anhing des vierten Jahr
hunderts**).

23. Eine der gefundenen zwei bronzenen, mit Goldblech überzogenen Spiralen, die vorn in einen
aufgesetzten goldenen Greifenkopf, hinten in einen blumenartigen goldenen Knopf endigen.

24. jüdischer Hohepriester mit dem Amtsschildlein nach Riehm's Bibellexikon S. 387. Vergl. oben
Taf, XXV Schlussbemerkung und unten Taf. CXXXVIII, GXXXIX u. CXCIX.

Tafel XXXIV u. XXXV.

Parallelen in den Gebrauchen, Geräthen, Gelassen der alten und jetzigen Bevölkerung

auf Cypern.

XXXIV. 1, 5 u. <i. Moderne Kurbisgefässe.

°2, °3, °4. Antike Thongefässe der vorgraecophoenikischen Kupferbronzezeit aus der Nekropolis
von Hagia Paraskevi.

XXXV. 1, °9., °3, °5, °7, °9, °I0. Antike Thongefässe der vorgraecophoenikischen Kupferbronzezeit.
1, nach Murray Handbook of Greek Archaeology Taf. I, 15; 2, 3, 5. 7, 9 aus Hagia Paraskevi, 10 aus
Tamassos.

4, 6. Moderne Strohflechtereien.

8. Theil eines modernen hölzernen Bauernstuhles.

Vgl. S. 130 u. 283 u. Taf. CCXIII, sowie meinen Aufsatz: Parallelen in den Gebräuchen der
alten und der jetzigen Bevölkerung von Cypern. In den Verhandlungen der Berliner Anthropologischen
Gesellschaft i8qi S. 34- -44.

Man sieht, die Töpfer entlehnten in den allerahesten Zeiten Formen, Decorationsweisen und
technisches Verfahren den Gefässen und Geräthen aus Kürbis, geflochtenem Stroh und Holz.

Die handgemachte Vase (XXXIV, 2) ist in der Hauptsache aus rothpolirtem Thone, dagegen an
und in der Mündung schwarz polirt. Diese schwarze, glänzende Farbe verläuft sich am Vasenhalse in
die rothe. Dieselbe Technik ist vielen halbkugeligen Trinkschalen (Tat. C.l.XIX, 8b) eigen; sie sind
aussen roth und innen schwarz polirt; die schwarze Politur setzt sich auf die Aussenseite des Randes
fort und verschwimmt in die rothe. Dieser so behandelten Vasengattung (XXXIV, 2), aus Kugelbauch
mit geradem, dünnem, oben breit auslaufendem Halse bestehend, fehlt stets der Henkel. An dessen Stelle
sind an der Mündung zwei kleine Löcher eingebohrt. Diese Vasen sind in der Kupferbroncezeit sehr
häufig und eine zweite ist Tafel CLXVI1I, 2 e abgebildet, die ich in einem sehr frühen Erdgrabe, (ebenda
No. 2 Grundriss und Durchschnitt) ausgrub. Die Form ist genau der Kürbisflasche (XXXIV, 1), wie sie
heute als Weinflasche in Brauch ist und sich in meinem Besitz befindet, nachgebildet.

Taf. XXXIV, 4 sieht man eine eigenthümliche Vasenform mit eigenthümlich überbautem und ge-
krümmtem Halse und einem schnurartig gebildeten Henkel. Die Kurbisflasche XXXIV, 5, eine in meinem
Besitz befindliche Pulverflasche, wie sie die cyprischen .läger benutzen, giebt auch da den Aufschluss.
Das Riemchen an der Flasche zeigt auch, wie die schnurförmig gedrehten Henkel in Thon entstanden.
Das Y förmig gegabelte Riemchen belehrt uns ferner über die Entstehung eines entsprechenden, der
cyprischen Keramik schon sehr früh eigenen Doppelhenkels (z. B. Taf. CLXVIII 5 g, h).***)

Taf. XXXIV, 3 (= CLXXI, 11 u. 12 b) stellt einen grossen Wasserkrug dar. Man sieht, wie der
Töpfer sich Riemchen und Schnüre um den Vasenhals, Vasenhenkel und Vasenbauch gelegt und durch
hölzerne Stege gezogen gedacht hat. Ganz ähnliche Vorrichtungen hat man heute.

Das Kürbisgefäss XXXIV, 6 (heute in der ethnographischen Abtheilung des K. K. Hof-Museums
zu Wien) fand ich bei einem Bauern an der die Mitte des Zimmers und Hauses stützenden Holzsäule
hängen. Es diente zur Aufbewahrung des Sauerteiges von einem Brotbacken zum anderen. Solchen
modernen Kürbisgefässen mit vier gleich von einander entfernten Löchern_zum Aufhängen, die auch oft
noch einen dazugehörenden Deckel haben, entsprechen die antiken Thongefässe mit Deckel (XXXV, 7, 2 u. 5).
Das von mir selbst ausgegrabene Gefäss (XXXV, 7) wurde mit dem Deckel (XXXV, 5) in situ ausgegraben.f)

Das moderne Kürbisgefäss XXXlV, 6 ist über der Mitte des kugelförmigen Bauches des Flaschen-
kürbis abgeschnitten. Dadurch erklären sich auch die in der Kupfer-Bronzezeit so häufigen unbemalten
und bemalten Schalen, die sich ebenfalls als Abschnitte einer über der Mitte abgeschnittenen Kugel dar-
stellen (z. B. Taf. CLXIX, 8b, CLXXII, 16 a, CLXXIII, 23 c).

Der durch Einschneiden und Einritzen erzeugte geometrische Stil ist der ursprüngliche, er ist
der Technik, Kurbisgefässe durch eingeschnittene Ornamente zu verzieren, nachgebildet. Die Ver-
liefungen in den hellgelben Kürbissen füllt der Hirt dadurch aus, dass er mit Oel angeriebenen Russ
oder Schiesspulver hineinreibt. Sehr alte Kürbisse und auch manche Arten werden tief dunkelroth.

*) Ich habe in demselben Grabe zu Kurion, in dem ich die silbernen Bleche (eines abgebildet Taf. XXV, 14) ausgrub, einen etwa
ebenso grossen Kalbsliopf aus buntfarbigem Porzellan ausgegraben, dessen Maul vergoldet war. Mit diesen Kalbsköpfen sind die Mittelslücke
der Ketten grosser Thonstatuen in Form von Kalbs- und Ochsenköpfen (Taf. LIII. 10. j) u. 29) zu vergleichen.

") Wiederum bedauere ich. dem Leser gerade hier die höchst wichtige Fundbeschreibung vorenthalten zu müssen.
*") Vgl. F. Dümmler, Mittheilungen Athen. XIII. S. 2<»>.

t) Tal'. XXXV, 7 u. 5 = Taf. CLXXI. 14s = S. 37 Fig. 34s. Oben S. 37 u. 38 auch genaue Beschreibung des Grabes und seines
Inhaltes, in welchem ein babylonisch-assyrischer Keilschriftcylinder gefunden wurde. Vgl. auch Taf. CXLVli Ga dasselbe cyprische üefäss
mit 5 a von Hissarlik-Troja.

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