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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0010
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CAPITEL 1.

Die antiken Cultusstätten auf Kypros.

Ich stelle die sechs wichtigsten Cultusstätten, die ich ausgrub, voran, weil sie uns im Laufe
der Untersuchungen am eingehendsten beschäftigen werden und weil sie uns den Schlüssel zum
richtigen Verständnisse der heiligen Bezirke geben. Bei Beschreibung der olympischen Cultus-
vorrichtungen vermochten E. Curtius*) und A. Furtwängler**) nur cyprische Parallelen aus Aus-
grabungen anzuführen. Das Vergleichsmaterial, was diesen Gelehrten bei dem Abfassen ihrer
Schriften aus Cypern zu Gebote stand. muss jedoch als ein winziges und vielfach nur theilweise
zuverlässiges Fragment cyprischer Cultusgeschichte gegenüber den reichen, zuweilen geriMezu tadellos
vollständig erhaltenen Bildern cyprischer Religionsausübung im Alterthume gelten, die ich dem Leser
in diesem Bande zum ersten Male vorführe. Denn das von anderen und mir bisher über meine Ent-
deckungen Erschienene macht wieder nur ein kleines Bruchtheil von dem aus, was ich bisher
absichtlich zurückhielt. Und das von anderen seitdem Gefundene vermag ich heute besser zu ver-
werthen, als die Finder selbst, denen meine langjährige Erfahrung als praktischer Ausgräber abgeht.

Ich beginne mit No. 1, dem Temenos der Artemis Kybele zu Achna im Osten der
Insel.***)

Zieht man von Larnaka, der bekanntesten Hafenstadt am Südostsaume der Insel, dem
alten Kition, eine gerade Linie nach dem alten Salamis, welches an der Ostküste oberhalb von
Famagusta liegt, so trifft man ziemlich in der Mitte auf unser Achna, ein modernes Dörflein. Es
liegt am Rande einer quellenreichen und fruchtbaren Einsenkung der sonst theils wenig fruchtbaren,
theils unfruchtbaren Ebene. Nach Süden und Südosten und dem Dorfe Xylotimbo zu steht direct der
Fels an, nach Norden und Nordosten und dem Dorfe Aschyritu zu liegt über dem Fels nur eine
dünne, eisenschüssige Ackerkrume. In diesem fruchtbaren, sich hin und her windenden Thalschlunde,

*) Die Altäre von Olympia. Berlin 1882. Aus den Abhandlungen der König]. Akad. d. Wissensch.
Berlin 1881.

**) Die Bronzefunde von Olympia. Berlin 1880. Aus den Abhandlungen der Kimigl. Akad. der
Wissenschaften. Berlin 1879.

"**) Um dem Leser das Auffinden auch auf der Karte, Taf. I, zu erleichtern, habe ich in rother Farbe
die Nummern der hier aufgestellten Liste an der richtigen Stelle eingetragen. Roth unterstrichen sind ausser-
dem alle die Orte der Insel, an denen icli selbst Ausgrabungen nach Alterthümern irgendwelcher Art anstellte.
Ein Routennetz habe ich nicht hinzugefügt, da ich sonst die meisten Dörfer der Insel hätte untereinander
verbinden müssen. Ebensowenig schien es mir zweckmässig, alle die Stellen einzutragen, an denen ich
antike Reste und von anderen geöffnete Gräber beobachtete. Ich werde darüber in späteren topographischen
Arbeiten handeln.

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