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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0237
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CAPITEL 3.

Die Gottheiten, Fabelwesen und deren Culte.

I. Bildlose Verehrungen der Gottheiten in Kypros und «anderen Ländern.

1. Bilderlose Culte, besonders bei Berg- und Wetter-Gottheiten.
Der bildlose Altar-Cultus.

Der Zeit, in welcher man die Gottheiten unter den Symbolen anikonischer Zeichen, roher
Steine, Bäume, Pfähle n. s. vv. verehrte, ist eine ganz bildlose Zeit vorangegangen. Oder aber es
standen, wenn der Bildercult überhand genommen hatte, grosse Reorganisatoren auf, stürmten die
Bilder und suchten wieder einen bildlosen Gottesdienst einzuführen (Judenthum, Christenthum
Muhamedanismus.)

Wie fahwe unter Donner und Blitz, in Feuer und Rauch aul den Sinai herniederfuhr, und
sieh eine schwere Welke über dem Berge lagerte,*) so sitzt Zeus über dichtem Donnergewölk auf
dem Ida und schleudert seine Blitze. :: Wie Moses auf Jahwes Geheiss rings um den Sinaigipfel
eine Grenze zieht und feder sterben muss, der ihr ZU nahe kommt,***) so sollte feder binnen Jahres-
frist sterben, der den dem Zeus Lykaios geweihten Bezirk auf der Spitze des arkadischen Olymp
betrat.f) Wie man nach hebräischem Glauben den Sinai mit dem Jahwe identitieirte, so nach
pelasgischem Glauben den arkadischen Olymp mit dem Zeus. Noch zu Tacitus Zeiten gilt der
Berg Carmel als ein Gott, der ohne Tempel und ohne Bild verehrt wurde.ff) In gleicher
Weise muss, wie wir (oben S. lo No. 28) zeigten, die Anat-Athene [dalia auf der Akropolis von
Idalion bildlns oder doch anikonisch verehrt worden sein, wie die von Cypern nach Teu-
mesos in Böotien gekommmene Athene Telchinia.fff) Dem entsprechend sagt Curtius§) von
Zeus Lykaios: „Er lebte und webte als Naturgeist gestaltlos auf seiner heiligen Berg-

■, Exodus l(<, Hi 20.

Ilias VIII, 47 ff, u. XIV, 292 ff.
i Exodus 19, 12 u. 13
t) Pausanias VIII, 38, 6

■: ■;■ nist. II 78

fttj Pausanias IX, 19, 1.

§■) E, Curtius Peloponnes I, 308. R. Beer, Heilige Höhen, S. 11.
 
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