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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0499
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Max Ohnefalsch-Richter.

Tafel CCXIII.

1—4. Bilder ägyptischer Denkmäler, die zum Vergleiche mit cyprischen abgebildet werden.
5—25. Kypros.

1. Aus einem ägyptischen Wandgemälde des Grabes Ramses III. Wilkinson-Birch, Manners and
Customs II, S. 32 Fig. 300 = Riehm, Bibellexikon I, S. 840.

Der Mann links schürt das Feuer mit einem Haken, dessen Zinken nach unten gerichtet sind. Der Mann
rechts benutzt denselben, aber nach oben gedrehten Haken zum Herausnehmen des Fleisches aus dem'Kessel.

5. = Taf. VII, 2 (vergl. S. 353). Einer der sechs eisernen Feuerhaken, die ich auf dem Brand-
altar des Daliheiligthumes (No. 3 der* Liste) auf einem Haufen fand. Dieses cyprische Geräth entspricht
ganz dem ägyptischen.

2. Aegyptisches Wandgemälde von Theben. Nach Wilkinson-Birch I, S. 227 Fig. 60 = Heibig,
das homerische Epos S. 113 Flg. 17. 'Fischler und Wagenbauer an der Arbeit.

Rechts wird eine Deichsel mit einem Instrumente zubehauen oder geglättet, das dem unter 6 abgebildeten
ausserordentlich ähnelt und das in derselben Weise benutzt wird.

6. = Heibig, Homerisches Epos, S. 114 Fig. 18. Modernes cyprisches Skeparnon. Heibig hat
meine ihm gesandten Zeichnungen benutzt. Ich habe zuerst dieses bei Homer eine grosse Rolle spielende
Geräth bei den heutigen Gypriern entdeckt und an Heibig darüber berichtet. Ich wurde durch den Namen
daraufgebracht. Denn das Geräth heisst heute noch bei den Cyprioten wie zu Homer's Zeiten axt-näpvi
und wird heute noch vielfach in demselben Umfange benutzt, wie damals.

3. Aegyptisches Wandgemälde von Beni-Hassan. Webende und spinnende Frauen.

7a. Theil einer antiken Kunkel von H. Par. Cypern. Bronzestift und thönemer Aufsatz.
8a. = GXLVI, 2 B. Bronze-Kunkel. H. Par. Antik; Bronzezeit.

7b u. 7c moderne cyprische Kunkeln, 7b aus Peta, 7c aus H. Andronikos. Die letztere mit geo-
metrischen Mustern und eingelegten Perlen verziert.
8b. Moderne Kunkel aus Holz.

Man sieht leicht, dass es schon in grauer Zeit des Alterthumes ähnliche Kunkeln aus Rohr und Holz gegeben
haben muss, welche dann in Bronze nachgebildet wurden.

4. Aegyptischer bronzener und vergoldeter Schöpflöffel. Nach Wilkinson-Birch II, S. 47, No. 314, 4.
Genau dieselben Schöpflöffel sind in cyprischen Gräbern des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts häufig.

9a—gd. Moderne, hölzerne, mit bunten, roth und grünen Streifen bemalte Spindeln, bestehend
aus Spinnwirtel, Zapfen und eisernen Haken.

9a für den Baumwollenfaden, gd sehr schwer und gross, für den Schafwolle- oder Ziegen-
haarfaden.

10—25. Thönerne und steinerne antike Spinnwirtel, sämmtlich aus Bronzezeitgräbern. H. Par.
10, 12—22 aus Thon, 11, 23—25 aus Stein. Die moderne, schwere und sehr grosse Spindel gd beweist
uns, dass viele grosse, schwere, steinerne Gegenstände von der Form wie Fig. 10 doch beim Spinnen zum
Beschweren der Spindel benutzt wurden. Diese starke Beschwerung war zur Streckung der Schafwolle
oder des Ziegenhaarfadens geradezu nothwendig.

Ueberhaupt verspricht das weitere Studium
der heutigen cyprischen Sitten, Gebräuche, Ge-
räthe, Gefässe u. s. \v. uns noch viele dunkle
Punkte des Alterthums aufzuhellen. Ja dabei
häufen sich die Beziehungen des Morgenlandes
zum Abendlande in erstaunlicher Weise. Ein
recht typisches Heispiel, das ich nicht mehr
auf den Fafeln unterbringen konnte, möge noch
hier Platz finden.

An der Innenseite der Thliren der drei
steinernen, von mir 188g zu Tamassos aus-
gegrabenen Fürstengräber (vergl. Taf. CLXII, 5—7)
sind hölzerne Schlösser in Stein angegeben. Diese
Schlösser konnten nur dadurch geöffnet werden,
dass man durch ein rundes, in der Thllr oder
Wand befindliches Loch, gross genug den Arm
autzunehmen, mit dem Arm hineinfuhr und so
den Schlüssel innen in das Schloss stecken und
die Sehliessvorrichtung emporheben und auf diese
Weise öffnen konnte.'

Das, was A. von Cohausen (im Band XIII
der Annalen des Vereins für Nassauische Alter-
thumskunde und Geschichtsforschung Taf. X
Fig. 2) an der Hofthür des Szekler Hauses 1873
auf der Wiener Weltausstellung beobachtete, ist
auf Cypern bei den meisten aller jener von
den Dörfern lern gelegenen Hirtenhäuser und
Fig. 2C7. Sommerwirthschaftshäuser der Brauch. Man fährt

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