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Riegl, Alois
Die spätrömische Kunst-Industrie nach den Funden in Österreich-Ungarn: Die spätrömische Kunst-Industrie nach den Funden in Österreich-Ungarn im Zusammenhange mit der Gesammtentwicklung der Bildenden Künste bei den Mittelmeervölkern — Wien, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1272#0002
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?IE 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner, welche zu Pfingsten 1893 >n
Wien tagte, veranlasste den Director des Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie, aus Privatsammlungen und Provincialmuseen eine namhafte Zahl antiker
Kunsterzeugnisse in einer Ausstellung zu vereinigen, die den Alterthumsforschern übersichtlich
den wichtigsten heimischen Antikenbesitz vorführte. Die Sorge für diese Ausstellung war dem
Custos des Museums, Herrn Dr. Karl Masner, anvertraut, und bei dem mühevollen Sammeln,
Aufstellen und Katalogisieren des Materials drängte sich ihm die Wahrnehmung auf, wie wenig
es noch im Zusammenhange beachtet, entsprechend veröffentlicht und wissenschaftlich verwertet
sei. Es entgieng ihm nicht, dass es dieses Schicksal im Grunde mit der kunstgewerblichen
Production fast aller Provinzen des römischen Weltreiches, ja mit ganzen Zweigen des antiken
Kunsthandwerks theile, und mit Recht vergegenwärtigte er sich, dass eine gründliche Bearbeitung
des Stoffes über dessen räumliche wie zeitliche Beschränkung hinaus als Beitrag für eine
zukünftige Geschichte der römischen Kunst, als Abschnitt einer Entwickelungsgeschichte der
Kunstformen und Kunsttechniken des Alterthums, allgemeineren Nutzen bieten würde.

Aus diesen Erwägungen und mit solchen Absichten entwickelte sich Herrn Masner der
Plan eines Werkes, das der antiken Kunstindustrie auf dem Boden von Österreich-Ungarn
gewidmet sein sollte. In ausführlicher Begründung empfahl er ihn der obersten Unterrichts-
behörde, und auf Antrag des Herrn Sectionschefs, späteren Herrn Ministers für Cultus und
Unterricht, Seiner Excellenz Vincenz Grafen Baillet-Latour, dem die Pflege von Kunst und
Kunstwissenschaft in Österreich so viele fruchtbare Förderungen dankt, ward ihm staatliche
Unterstützung zutheil. Die Herstellung und der Verlag des geplanten Werkes wurde der Hof- und
Staatsdruckerei, die Herausgabe unserem archäologischen Institute bei dessen Begründung über-
tragen, Herr Masner aber in den Stand gesetzt, die begonnenen Studien auf Reisen zu erweitern
und für die Veröffentlichung sich der Antheilnahme wissenschaftlicher Mitarbeiter zu versichern.
Im Verein mit diesen gelang es ihm so im Laufe der Zeit einen beträchtlichen Grundstock von
Originalaufnahmen zu erzielen und der breiten Fülle des Gesammelten eine Auswahl charakte-
ristischer Vorlagen abzugewinnen, welche, nach Kunstgattungen und Culturperioden geschieden,
Vorrömisches, Römisches und Spät- oder Nachrömisches in möglichster Treue der Wiedergabe
veranschaulichen sollten.

Leider sind diese mit großer Liebe betriebenen Vorarbeiten durch die Berufung Herrn
Masners nach Breslau als Director des schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alter-
 
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