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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0126

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FUENFTES KAPITEL.
Enthalten die Katakombenmalereien Portraits?

Es drängt sich jetzt die Frage auf, ob die Malereien der Katakomben Portraits
enthalten. Wir bemerken gleich zu Anfang-, dass hier nur die Gestalten des Herrn,
der hl. Jungfrau, der Verstorbenen und der Apostelfürsten in Betracht kommen.
Es existiren zwar auch Bilder der übrigen Apostel und solche von Märtyrern, die
keine Apostel waren: jene entbehren indess jeglicher Individualisirung und unter-
scheiden sich nicht unter einander; die Darstellungen der Märtyrer sodann, wie der
hll. Sixtus, Petrus, Marcellinus, Gorgonius, Tiburtius, Optatus, Kornelius, Cyprianus,
Milex, Pumenius u. a. m., bieten wohl einig-e Verschiedenheit in der Fassung des
Kopfes; sie sind jedoch spät und fast ganz isolirt, weshalb ein Vergleich von selbst
ausgeschlossen ist.

i. Die Darstellungen Christi.

Die ältesten Fresken, die den Heiland als Erwachsenen zeigen, stammen aus
der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts: wir meinen das Taufbild in der Lucinagruft
und diejenigen der Passionskrypta in Pretestato.' Es folgen dann, aus der zweiten
Hälfte desselben Jahrhunderts, die Darstellungen der Sakramentskapellen Aa
und A3.2 Die ersten Bilder streifen also an die Zeit, in der noch das alte Vorurtheil
gegen den Bart bestand ! und welches das egoistische Beispiel Hadrians und das der
nachfolgenden Kaiser aus der Kunst nicht für immer zu beseitigen vermochten.
Daher verstand es sich von selbst, dass man in jener Zeit Christus bartlos darstellte.
Bartlos, d. h. ohne Vollbart, 4 wird er auch in den folgenden Jahrhunderten mit Vor-
liebe geschildert, und zwar als Wunderthäter mit solcher Ausschliesslichkeit, dass
wir bis jetzt keine einzige Ausnahme kennen. Diese Erscheinung ist keine zu-
fällige; wir haben auch hier wieder einen artistischen Kanon vor uns, der seine bin-
dende Kraft über die Zeit der Katakomben hinaus bewahrt und sich noch auf den Mo-

' Taff. iSf. u. 29, 1. 4 Einmal, auf einem Hilde aus der Mitte des 3

1 Taf. 29, 2, u. 39. Jahrhunderts (Taf. 68, 2), hat der Heiland einen An-

! Siehe oben S 103. flug von Backenbart.
 
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