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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0182

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ELFTES KAPITEL.
Der Zustand der Katakombenmalereien.

Der Zustand, in welchem die coemeterialen Gemälde auf uns gekommen sind, ist
im Allgemeinen ein beklagenswerter. Die Ursachen davon sind theils solche, die
entweder in dem Fresko oder dem Freskogrund oder in beiden liegen, theils solche,
die unabhängig von den technischen Bedingungen ihren zerstörenden Einfluss ausgeübt
haben. Mit diesen verschiedenen Ursachen wollen wir uns hier befassen.

Die erste Garantie einer guten Erhaltung muss das Fresko selbst bieten. Es
muss einen richtig zubereiteten Freskogrund haben und wirklich « a fresco», d. h. auf
frischen Stuck mit guten dauerhaften Farben gemalt sein. Vieles hängt sodann von
der Qualität des Tuffes ab, aufweichen der Stuck aufgetragen ist: er muss trocken
sein und die nothwendige Härte besitzen. Diese Bedingungen haben sich leider nicht
immer erfüllt. Bisweilen lässt schon der Bewurf zu wünschen übrig, indem die Tek-
toren ihn nicht in der erforderlichen Weise zubereiteten oder die Schicht des Mar-
morstuckes nicht zur rechten Zeit auf die des Sandmörtels legten. Infolgedessen konnte
sich kein fester Zusammenhang zwischen den beiden Schichten bilden und lösten sie
sich mit der Zeit von einander los, wie z. B. in den Wölbungen der Nischen der crypta
quadrata des hl. Januarius in der Katakombe des Prätextat.

Manchmal haben die schlechteErhaltungdesFreskosdieMalerdadurch verschul-
det, dass sie den rechten Zeitpunkt, die Farben aufzutragen versäumten und, wie Vitruv
sagt, «parum diligenter et in arido» malten.' Letzteres geschah z. B. im cubiculum X
der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus und in der Kammer 10 in Santa Do-
mitilla;2 es konnte besonders leicht in Krypten eintreten, deren Ausmalung zu lange
Zeit in Anspruch nahm, sei es wegen einer komplicirten Dekoration, sei es wegen einer
zu grossen Zahl von Darstellungsgegenständen. Nach Donner blieb der sechs- oder
siebenschichtige Stuck bis sechs Tage frisch. In den Katakomben, wo der Bewurf nur
aus zwei, und später aus einer Lage bestand, kam zwar die feuchte Luft den Malern

' Vitruv., 7, 3, 8. ' Taff. 139 f.; 165.
 
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