SFB 933: Beschriebenes und Geschriebenes im städtischen Raum der griechisch-römischen Antike und des Mittelalters – Epigramme in und an byzantinischen Bauwerken Konstantinopels: Schriftbild und Materialität (4.–14. Jh.)

Das Projekt wird im Kontext des Heidelberger Sonderforschungsbereiches 933 ‚Materiale Textkulturen‘, in dem die Materialität des Geschriebenen im Vordergrund steht, durchgeführt (Teilprojekt A01, UP4). Es handelt sich um eine interdisziplinäre Untersuchung, die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek und des Instituts für Byzantinische Archäologie und Kunstgeschichte der Universität Heidelberg zusammenbringt. Gegenstand der Untersuchung sind Epigramme in und an byzantinischen Bau- und Kunstwerken Konstantinopels. Im Fokus steht hierbei die Sammlung von christlichen Inschriften in der Anthologia Palatina (AP). Die Epigramme wurden im 10. Jh. in die bedeutende Handschrift aufgenommen, deren Original (Cod. Pal. graec. 23) heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg liegt.

Für einige Inschriften, darunter die ersten 18 aus Buch I., ist durch Randnotizen der Schreiber und Verweise im Text ihr ursprünglicher Kontext und Anbringungsort in Konstantinopel überliefert. Bei ihnen handelt es sich um Abschriften von Epigrammen des 4. bis 10. Jh., unter denen diejenigen des 5. und 6. Jh. eindeutig überwiegen.

Fragment einer Nische mit Pfauen-Kalotte und Weinranken, sowie umlaufendem Inschriftenband mit Stifterepigramm (AP I. 10). Fundort: Polyeuktoskirche in Konstantinopel (524-527 n. Chr.). Ausstellungsort: Archäologisches Museum, Istanbul. Foto: Prof. Dr. Stephan Westphalen

Die Anthologia Palatina bildet eine wichtige Quelle für die Identifizierung und Rekonstruktion von teils fragmentarisch bis hin zu nicht mehr erhaltenen Epigrammen. Eines der spektakulärsten Beispiele ist die Stifterinschrift der Polyeuktoskirche in Konstantinopel. Das insgesamt aus 76 Hexameterzeilen bestehende Epigramm, von dem Teile auf den zahlreichen Fragmenten der Bauskulptur gefunden wurden, kann durch dessen Aufnahme in die Anthologia Palatina (AP I. 10) vollständig rekonstruiert werden. Darüber hinaus ermöglichten die archäologischen Funde in Kombination mit der Handschrift, den Gebäudekomplex eindeutig als die von Anicia Juliana gestiftete Kirche des Märtyrers Polyeuktos zu identifizieren.

Die Untersuchung beansprucht zwei miteinander verbundene Ergebnisse. Einerseits wird die Dissertation der akademischen Mitarbeiterin Solvejg Langer vorbereitet. Sie beschäftigt sich mit der archäologischen Aufarbeitung und -bereitung der christlichen Epigramme in der Anthologia Palatina und ihrer Einbettung in das breite Spektrum der erhaltenen Inschriften in Konstantinopel, die keinen Eingang in die AP gefunden haben. Andererseits werden digitale Tools entwickelt, um das digitale Faksimile der AP mit Transkriptionen, Übersetzungen und Annotationen zu bereichern. Letztere sollen dazu dienen, die Epigramme in der AP mit anderen Inschriften zu verlinken und damit den in der AP erhaltenen Text mit weiteren Quellen zu komplementieren.

"Digitale Annotationsumgebung der UB Heidelberg auf einer Seite der Anthologia Palatina"

Kontakt

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