Glossar

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Ähre

Vegetabilisches Ornament, das vorwiegend beim Fleuronnée Verwendung findet. Die einzelnen Perlen sind dabei hintereinander aufgereiht wie die Frucht- und Blüstenknospen an einer Ähre.

Akanthus

Von (griech. ákanthos – Bärenklau) vegetabilisches Ornament in Form von stiellosen Blättern das bereits in der Antike bekannt war. Die Blattrippen vereinigen sich – wenn überhaupt – erst am unteren Blattende. Die Blattränder können unterschiedliche Formen aufweisen: entweder gezackt („gesägt“), rund gelappt mit Kerben dazwischen oder mit runden Ausbuchtungen. Akanthusblätter können als Einzelornamente aber auch zu Ranken vereint vorkommen. Beides wurde als Ornament während des ganzen Mittelalters und während der frühen Neuzeit verwendet. In Handschriften des 15. Jahrhunderts werden die Vorder- und Rückseiten der Blätter häufig mit Deckfarben in unterschiedlichen Kontrastfarben gestaltet. Den klassischen Akanthus findet man vor allem in sich an der Antike orientierenden Epochen. Aus dem Akanthus haben sich jedoch zu allen Zeiten stets auch stilisierte Formen wie die Palmette und die stilisierte Ranke entwickelte. Deshalb ist die Verwendung des Begriffs gelegentlich schwierig. Von Akanthusrosette spricht man, wenn eine runde Blüte symmetrisch aus Akanthusblättern zusammengesetzt ist. Akanthusfries meint einen Fries aus linear nebeneinander angebrachten Akanthus-Motiven, der keinerlei Rankenbewegung aufweist. Während die Akanthusranke gerade die Akanthusornamente so neben- bzw. hintereinander anordnet, daß beim Betrachter der Eindruck einer Wellenbewegung entsteht.

Auszeichnungsschrift

Ist eine in ihrer Form, Farbe und Größe vom übrigen Text abweichende Schrift, welche die Aufgabe hat, bestimmte Teile eines Werkes wie Textanfang oder Überschriften besonders hervorzuheben. Siehe auch Textura.

Autorenbilder

sind Darstellungen von Autoren. Autorenbilder waren schon in der Antike bekannt. Sie gehören zu den ältesten bekannten Formen der Buchillustration. Auch im Bereich der Bibelillustration wurden sie schon früh rezipiert. Seit dem 6. Jahrhundert findet man sie in Form von Evangelistenbildern vor den vier Evangelien. Manchmal werden Markus, Matthäus, Lukas und Johannes dabei von ihren Symbolen begleitet. Auch Personen des Alten Testaments wie Moses oder David, ebenso wie die Kirchenväter z. B. die heiligen Hieronymus, Gregor oder Ambrosius werden häufig in analoger Weise dargestellt. In der Regel wird der jeweilige Verfasser in ganzer Figur zu Beginn seines Werks gezeigt.

Häufig halten die so dargestellten Personen eine Schriftrolle, oder ein Buch als Attribut in Händen. Gelegentlich werden sie auch an einem Schreib- oder Lesepult vor einem Buch sitzend dargestellt. Manchmal diktieren sie, wie der vom heiligen Geist inspirierte Gregor d. Gr., ihr Werk einem Schreiber, andere Male halten sie selbst Federkiel oder Schreibgriffel in Händen. Ist die dargestellte Person direkt mit dem Vorgang des (Ab-)Schreibens beschäftigt, so spricht man auch von Schreiberbildern. Häufig jedoch treten die dargestellten Personen in keinerlei aktive Beziehung zu den sie umgebenden Schreib- und Leseutensilien. Stattdessen wird der Vorgang ihrer göttlichen Inspiration gezeigt, indem sie in betender oder meditierender Haltung abgebildet werden. Verfassern weltlicher Texte dagegen wurden erst im Laufe des hohen und späten Mittelalters Autorenbilder zugestanden. Am frühesten geschah dies wohl während des 13. und 14. Jahrhunderts im Bereich der lyrischen Literatur. Als Beispiel seien hier die Autorenbilder des Codex Manesse genannt. Ansonsten sind gerade im deutschsprachigen Bereich Autorenbilder weltlicher Dichter vor dem 15. Jahrhundert selten zu finden.

Azurit

Azurit, auch 'Bergblau' genannt, ist ein natürlich vorkommendes Mineral(basisches Kupfercarbonat), dessen beste Qualität von leuchtend blauer Farbe ist. Meist ist es jedoch verunreinigt, z.B. mit Malachit (grünes Mineral, chemisch sehr ähnlich). Seine größte Schönheit entwickelt Azurit bei grober Mahlung, so daß in der Buchmalerei sehr bindemittelreich gearbeitet werden muß.
Synthetisch hergestelltes Azurit (ab dem 19. Jh.) wird als 'Blauer Verditer' bezeichnet; es ist säure- und alkalieempfindlicher als der natürliche Azurit. In Anwesenheit von Schwefelwasserstoff oder Sulfidpigmenten neigt Azurit zur Verschwärzung.

Bastarda

siehe Kursive / kursive Schrift

Bibelillustration

Illustrationen, die das Geschehen der Bibel veranschaulichen, gehören zu den ältesten christlichen Abbildungen überhaupt. Bereits um die Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus verdeutlichten die Fresken der Synagoge von Dura-Europos am Euphrat biblische Szenen. Auch in den Bereich der Buchmalerei dürften Darstellungen biblischer Szenen früh Eingang gefunden haben. Illustrierte Handschriften von Bibelteilen aus spätantiker und frühchristlicher Zeit oder Kopien davon (Cotton-Genesis, London, British Library; Joshua-Rotulus, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana; Wiener Genesis, Wien, Österreichische Nationalbibliothek) belegen, daß die Bibel oder zumindest Teile von ihr seit dem 5. Jahrhundert bebildert wurden. Ein Bildzyklus zu den Büchern der Könige ist sogar bereits für das 4. Jahrhundert nachweisbar (Quedlinburger Itala-Fragmente, Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz). Frühzeitig und in der Folge dann auch besonders häufig wurden vor allem Psalter und Apokalypse mit Darstellungen angereichert.

Dennoch blieben illustrierte Vollbibeln lange Zeit selten. Im deutschsprachigen Raum wurden die ersten um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert hergestellt und stammen aus dem Salzburger Raum. Seit dem 13. Jahrhundert entstanden außerdem in relativ großen Mengen, vor allem in Paris, illustrierte Bibeln auf sehr dünnem Pergament und in einer relativ kleinen Schrift. Aber selbst im 15. Jahrhundert waren illustrierte Vollbibeln noch außerordentlich selten und blieben für spezifische Auftraggeber hergestellte Luxusartikel wie z. B. die für König Wenzel Ende des 14. Jahrhunderts angefertigte Wenzelsbibel (Wien, Österreichische Nationalbibliothek).
Zur Bebilderung wurden in Nord- ,West-, und Mitteleuropa in vorkarolingischer Zeit zunächst vor allem ornamentale Illustrationen, Text- und Initialzierseiten und Evangelistenbilder eingesetzt. So wurde etwa die Worte des 1. Psalms Beatus vir qui non abiit oder der Beginn der Genesis In principio creavit häufig als Initial- oder Textzierseiten gestaltet. Die Evangelien erhielten meist Darstellungen der jeweiligen Evangelisten bzw. ihrer Symbole. Erst seit karolinigischer Zeit haben sich szenische Illustrationen des biblischen Geschehens (Utrecht-Psalter, Utrecht, Bibliothek der Rijksuniversiteit) aus Nordeuropa erhalten. In der Regel zeigen sie die Geschichten in sogenannten Streifen- und Registerbildern. Szenische Illustrationen zur Bibel treten vermehrt erst seit dem 13. und 14. Jahrhundert auf, in Deutschland jedoch hielt man noch länger an den älteren Initialbildern fest.

Bibelübersetzung

Mittelalterliche Bibeln waren in der Regel in lateinischer Sprache geschrieben. Übersetzungen der Bibel ins Deutsche werden deshalb heute in der Regel mit der Person Martin Luthers in Verbindung gebracht. Aber es gab sie bereits lange vor Luthers sogenanntem Septembertestament, d. h. seiner 1522 erschienenen Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche. Die mittelalterlichen Übersetzungen der Bibel in die Volkssprache gehen allerdings nicht wie die Luthers vom griechischen bzw. hebräischen Original, sondern von der lateinischen Version der Bibel aus. Diese, Vulgata genannt, hatte der Kirchenvater Sophronius Eusebius Hieronymus (ca. 345-420 n. Chr.) zu Beginn des 5. Jahrhunderts aus dem Griechischen und Hebräischen ins Lateinische übertragen. Die Vulgata ersetzte im Laufe der Jahrhunderte nach und nach alle anderen lateinischen Bibel-Versionen und diente den volkssprachlichen Fassungen als Übersetzungsgrundlage.
In der Regel gingen die Übersetzer dabei Wort für Wort vor, ohne auf die vom Lateinischen abweichende Syntax des Deutschen zu achten. Deshalb waren diese Übersetzungen ohne Kenntnis oder gleichzeitige Lektüre des lateinischen Originals nur schwer verständlich. Gelegentlich wurden diese wörtlichen Übertragungen auch zwischen die Zeilen des lateinischen Textes geschrieben. Es entstanden sogenannte Interlinear-Übersetzungen. Vereinzelt gab es sogar Verbote die Bibel in die Volkssprachen zu übersetzen. Es ist jedoch umstritten, ob diese Verbote mehr als nur regionale Bedeutung hatten und überhaupt durchgesetzt wurden.
Die älteste Bibelübersetzung in eine germanische Sprache stammt aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Sie soll auf die Initiative des westgotischen Bischofs Wulfila zurückgehen. Wahrscheinlich beschränkte sie sich jedoch nur auf Teile des Neuen Testaments. Fragmente anderer deutscher Übersetzungen haben sich aus dem 8.-12. Jahrhundert erhalten. Aber erst seit dem 14. Jahrhundert entstehen vermehrt Übersetzungen ins Deutsche. Meist wurden – auch angesichts ihres Umfangs – nur einzelne Bücher, wie der Psalter oder die vier Evangelien, übersetzt. Vollbibeln in deutscher Sprache, d. h. Bibeln die alle Bücher des Alten Testaments und zumindest die vier Evangelien des Neuen Testaments enthalten, waren noch im 15. Jahrhundert eine Ausnahmeerscheinung. Insgesamt sind nur 22 Handschriften deutscher Vollbibeln bekannt. Erst mit Beginn des Buchdrucks und Gutenbergs Bibeldrucken ändert sich dies. Unter den handschriftlichen Textzeugen zählen die aus der Lauber-Werkstatt stammenden zusammengehörigen Codices Pal. germ. 19-23 der Universitätsbibliothek Heidelberg zu den ersten deutschen Vollbibeln überhaupt.
Vgl. auch die Stuttgarter Bibelsammlung mit weiteren Informationen sowie "Die Bibel im Mittelalter und in der frühen Neuzeit" (UB Kassel).

Bilderhandschrift

Ist im Unterschied zur reinen Texthandschrift ein Manuskript, das neben dem Text selbständige Illustrationen enthält. Die Darstellungen können auf den Text Bezug nehmen, sie können aber auch lediglich der Dekoration dienen. Zudem gibt es auch Bilderhandschriften ganz ohne Text.

Blattweiser

An den Rändern der Blätter angebrachte Stücke aus Papier, Pergament oder Leder, die bestimmte Kapitel und Abschnitte eines Werkes markieren und so deren Auffinden erleichtern. Ein Blattweiser sowie die Darstellung eines solchen finden sich z. B. auf fol. 47v des Cpg 20.

Brevier

War ein zum praktischen Gebrauch bestimmtes Buch. Es enthält die für das liturgische Stundengebet notwendigen Bücher in zusammengefaßter und gekürzter Form. In der Regel handelt es sich dabei um ein Kalendar, ein Psalterium feriatum, einen Teil mit den Lesungen zu den Sonntagen und Herrenfesten (Temporale) und einen Teil mit den Lesungen zu den Heiligenfesten (Sanctorale). Die Gebete und Lesungen sind jeweils in der chronologischen Reihenfolge des Kirchenjahres geordnet. Das Brevier hat sich vom frühen Mittelalter bis heute nur unwesentlich verändert.

Buch / Bücher

Im Mittelalter werden mit dem lateinischen Begriff liber und seiner deutschen Übersetzung häufig die einzelnen Großabschnitte eines meist umfangreichen Werkes bezeichnet z. B. das erste buoch, das ander buoch etc. In der Bibel hat sich diese Terminologie bis heute erhalten: Man spricht zum Beispiel vom 1. Buch Mose.

Buchblock

meint alle Blätter eines Buches mit Ausnahme des Einbandes. Der Buchblock besteht in der Regel aus mehreren Lagen, die sich wiederum aus mehreren ineinandergelegten Doppelblättern zusammensetzen.

Cadellen

sind in schwarzer Tinte geschriebene Großbuchstaben, deren Ober- und Unterlängen mit vielen parallelen, sich durchkreuzenden oder verschlungenen, breiten Federstrichen dekoriert wurden. Sie treten vorwiegend in Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts auf. Meist befinden sie sich in der ersten oder letzten Zeile einer Seite.

Chanson des gestes

Bezeichnung für die altfranzösischen Heldenepen, deren schriftliche Auzeichnung um 1100 begann. Bekanntestes Beispiel ist das Rolandslied (Chanson de Roland).

Chronik

Bezeichnet eine Literaturgattung, die schon in der Antike entstand, und die Darstellung der Geschichte seit Anbeginn der Menschheit zum Ziel hatte. Im Mittelalter, vor allem seit dem 13. Jahrhundert, wurde der Begriff „chronicon“ für die unterschiedlichsten Arten von Geschichtswerken verwendet. Sie konnten in Versen, oder als Prosa abgefaßt sein. Ihr Inhalt konnte sich auf bestimmte Epochen oder geographische Räume konzentrieren. Im späten Mittelalter kamen vermehrt auch Werke in den Volkssprachen hinzu. Deshalb ist eine eindeutige Definition des Begriffes „Chronik“ sowie seine Abgrenzung gegenüber anderen historiographischen Gattungen bis heute schwierig.
Charakteristisch für mittelalterliche Chroniken ist, daß sie von einem einzelnen Autor verfaßt wurden. Eine für das Mittelalter typische Form ist darüber hinaus die Weltchronik, die sich mit der Geschichte der Menschheit von der Schöpfung bis zur damaligen Gegenwart beschäftigt und diese als Teil des biblischen Heilsgeschehens begreift. Fügt ein Autor der freien Prosabearbeitung der Bibel Zitate und Inhalte aus weiteren theologischen Werken des Mittelalters hinzu, so spricht man von Historienbibeln. Solche häufig reich bebilderten Bibelhandschriften wurden dann auch als Geschichtswerk gelesen und verstanden. Im Atelier des Diebold Lauber etwa sind gleich mehrere Handschriften solcher Historienbibeln entstanden.
Andererseits wurden in der Lauber-Werkstatt aber gerade auch sich auf ein Thema beschränkende Chroniken wie diejenige des Martin von Polen, welche sich mit der Geschichte der Kaiser und Päpste beschäftigt (Cpg 137 sowie Cpg 149), und Windeckes „Sigmundbuch“, ein zeitgenössiches Werk, abgeschrieben.

Cochenille

Cochenille ist ein tierischer Farbstoff, der aus den getrockneten weiblichen Läusen der Dactylopiidae-Arten gewonnen wird. Die auf Opuntien lebenden Läuse kamen ursprünglich aus Mexiko, heute werden sie u.a. auch in Algerien, Ostindien und auf den Kanarischen Inseln gezüchtet.
Die Läuse enthalten einen hohen Anteil an rotem Karmin aus der Carminsäure, die mit heißem Wasser oder mit Alkohol ausgezogen werden kann. Da der Farbstoff einen sehr feinen blaustichigen Rotton ergibt, und ein gutes Färbevermögen besitzt, war er besonders in der Textilfärberei - aber auch in der Malerei - sehr verbreitet. Allerdings ist Cochenille nicht sehr lichtecht.
Heute wird Cochenille z.T. noch in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie (Lippenstifte) eingesetzt.

Codex

Von lat. caudex – Baumstamm. Bezeichnet die aus einzelnen, zusammengehefteten Blättern bestehende Form des Buches. Der Codex dürfte in der Antike aus der Zusammenstellung mehrerer mit Scharnieren verbundener Wachstäfelchen entstanden sein. Werden in dieser Form die inneren Tafeln durch Pergament-, Papier- oder Papyrusblätter ersetzt, so entsteht die Buchform des Codex. Codices lösten seit der Einführung des Christentums in Europa mehr und mehr die antike Schriftrolle ab. Häufig werden auch die Begriffe Handschrift und Manuskript, von lat. manuscriptum – mit der Hand geschrieben, verwendet. Beide meinen alle handgeschriebenen, nicht gedruckten Bücher.

CPG / Cpg

Abkürzung, eigentlich Codex Palatinus germanicus (meint „ Deutschsprachige Handschrift aus der Bibliotheca Palatina“). Signaturenbestandteil deutschsprachiger Handschriften aus der Bibliotheca Palatina, jener Heidelberger Büchersammlung, die 1622/1623 von dem päpstlichen Legaten Leone Allacci nach Rom in die Biblioteca Vaticana gebracht wurde. Etwa um 1675 erhielten die Codices Palatini germanici ihre Ordnung und die heute noch gültigen Signaturen. Sie gehen sehr wahrscheinlich auf Augustinus Grimanus zurück, der im Vatikan als Schreiber für Hebräisch, Latein und Deutsch tätig war. Seit 1816 werden die Codices Palatini germanici wieder in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt - im Unterschied zu den Codices Palatini latini (Cpl), den lateinischen Handschriften der Bibliotheca Palatina, die sich noch heute (größtenteils) in der Bibliotheca Apostolica Vaticana befinden.

Dornblatt

Vegetabilisches Ornament, das vor allem in gotischen Handschriften und im Zusammenhang mit Fleuronnée häufig vorkommt. Als Dornblätter bezeichnet man kleine, spitz zulaufende, häufig auch dreiteilige oder herzförmige Blattformen wie sie z. B. Efeu- oder Weinblättern zu eigen sind. Bei Dornblattranken handelt es sich um ein Ornament, welches häufig als Bordürenrahmen auftritt. Es wird von einer Leiste gebildet, von der dornenbesetzte Zweige und Ranken mit Dornblättern ausgehen.

Dornenrindentinte

Diese Tinte wird aus der Rinde von Schlehenzweigen hergestellt. Ein Rezept hierzu nennt im frühen 12. Jahrhundert Theophilus (Roger von Helmarshausen) im 38. Kapitel seines Traktats ‘de diversis artibus’: Die Schlehenzweige sollen im Frühjahr geschnitten und für einige Tage getrocknet werden. Anschließend kann die Rinde abgeklopft und cirka drei Tage in Wasser angequollen werden. Das rot-braun gefärbte Wasser wird abgegossen, aufgekocht und die Rinde während des Kochens wieder zugegeben. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis die Rinde ausgelaugt ist und entfernt werden kann. Der Sud wird langsam eingekocht und mit etwas Wein versetzt. Zum vollständigen Trocknen wird der Sud in Pergamentsäckchen gegossen und in die Sonne gehängt; man erhält eine lackartige harte Masse. Zum Schreiben werden kleine Stücke abgebrochen und in ein wenig Wasser oder Wein aufgelöst. Rindentinte ergibt eine rot-braune, lasierende Schrift. Um die Tinte dunkler und deckender zu gestalten, wurde z.T. Vitriol (Kupfer- oder Eisensulfat) zugesetzt, das mit der Gerbsäure aus der Rinde einen schwarzen Eisen-Gerbsäure-Komplex eingeht (siehe auch ‘Eisengallustinte’).

Drolerie

Von frz. drôleries - etwas Komisches, Amüsantes; bereits in der karolingischen Buchmalerei bekannte Darstellungen, die innerhalb des Rankenwerks von Initialen oder Bordüren kleine Tiere, Menschen oder Misch- und Halbwesen beim Ausüben meist spielerisch aufgefaßter Tätigkeiten zeigen. Häufig werden auch scherzhafte und groteske Szenen abgebildet. Vor allem in gotischen Handschriften oft verwendetes Gestaltungselement. Diese am häufigsten verbreitete Form tritt zuerst in England um die Mitte des 12. Jahrhunderts auf. In der Frühzeit besaßen die figürlichen Elemente meist noch symbolhafte Bedeutung. Im Laufe der Entwicklung ging diese jedoch verloren. Die Darstellungen wurden im 13. und 14. Jahrhundert zu genrehaften und dekorativen Gestaltungselementen.

Eiklar

Bindemittel. In der Buchmalerei wird das Eiweiß von Hühnereiern zu Schaum aufgeschlagen und das nach einiger Zeit sich am Topfboden absetzende Eiklar abgegossen; man erhält sogenanntes ‘defibrilisiertes Eiweiß’, das als Bindemittel für die Farben dient. Eiklar trocknet als recht spröder und fester Film auf.

Einband

Mehr oder weniger feste Schutzhülle für das zu einem Buchblock gebundene Papier oder Pergament. Der Einband setzt sich aus zwei Deckeln aus Holz oder Pappe, dem Rücken und dem Überzug aus Leder, Pergament, Gewebe oder Papier zusammen. Die einzelnen Papier- oder Pergamentlagen werden für den Einband mit Hilfe eines Heftfadens in der Lagenmitte durchstochen und an mehreren quer über den Rücken des Buchblocks verlaufenden Streifen aus Leder oder Schnur- den sogenannten Bünden – befestigt. Die Enden dieser Bünde wiederum werden (mit Hilfe z. B. von Pflöcken oder Klebungen) an den Buchdeckeln montiert. Um eine größere Stabilität zu erreichen, verbindet man die beiden Deckel außerdem an Kopf und Fuß bzw. Schwanz mit einem weiteren Streifen, dem sogenannten Kapital, miteinander.

Je nach Technik und Material des Einbandes lassen sich Holzdeckelband, Pergamenteinband, Ledereinband, (Edel-)Pappband, Franzband, Sprungrückeneinband usw. unterscheiden. Von Halbband – im Unterschied zum Ganzband – spricht man dagegen, wenn Rücken und Deckel nicht mit demselben Material bezogen sind, oder die Deckel ohne Bezug bleiben und nur teilweise von dem des Rückens mit bedeckt werden.
Zu bestimmten Zeiten tendierte man außerdem dazu, sämtliche Bücher einer Bibliothek in das selbe Material zu binden. So wurden etwa nahezu alle Codices der nach Rom gebrachten Bibliotheca Palatina dort in weißes Pergament gebunden.
Wurden die Buchdeckel mit Leder bezogen, so konnte dieses auch noch weiter durch eingeprägte Muster aus Streicheisenlinien, Einzel- oder Rollenstempeln verziert werden. Gelegentlich finden sich sogar mit Gold verzierte eingeprägte Wappen oder Porträts wie bei den von Kurfürst Ottheinrich in Auftrag gegebenen und nach ihm benannten Einbänden. Äußerst selten haben sich aus Gold oder Silber hergestellte und mit Edelsteinen und Elfenbeinreliefs verzierte Prachteinbände erhalten wie z. B. beim Lorscher Evangeliar. Um das Bezugsmaterial vor Bestoßungen zu schützen, wurden an den Buchdeckeln außerdem häufig verzierte Metallteile, sogenannte Beschläge, angebracht. Sie schützten vor allem die Ecken oder dienten in Form von zentral angebrachten runden Buckeln als Auflagemöglichkeit für den Deckel oder boten die Möglichkeit Ketten anzubringen, mit deren Hilfe das Buch vor Diebstahl gesichert wurde.
Ebenfalls anzutreffen sind häufig auch Metallschließen oder Textil- bzw. Lederbänder zum Verschluß des oft sperrenden Buchblocks.

Eisengallustinte

Eisengallustinte ist die wohl am häufigsten verwendete Schreibflüssigkeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Die erste Beschreibung ihrer Herstellung von Philo von Byzanz stammt schon aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Aus dem arabischen Raum wurde die Eisengallustinte wahrscheinlich von Juden oder Mauren Mitte des 1. Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeführt, wo sie sich schnell durchsetzte. Erst mit der Entwicklung der modernen Farbstoffchemie seit dem 19. Jahrhundert wurde sie langsam verdrängt.
Zur Herstellung der Tinte sind im Mittelalter eine Vielzahl von Rezepten überliefert, als Beispiel sei hier ein Rezept aus dem Heidelberger Cod. Pal. Germ. 489 ‘Von den Farben’ genannt: (Fol. 27r)

’Schwartze dinten
Nimm den vierten tail aines mass wasser, oder wein, und 1 lot galla romana, wol gestossen, und legs in das wasser, und setz es zum fewr das es siede, ain halb stundt, darnach thue ain lot gummi arabicum wol gestossen darein, und ruers undereinander. Lass ain claine weil sieden, darnach leg 1 lot vitriol wol gestossen darein, und ruer es wol undereinander, und nims war das es nit uberlauff. ’

Hauptbestandteile der meisten Rezepte sind neben Galläpfeln, Vitriol und Wasser auch Gummi arabicum, Alaun, Zucker und Wein. Die Galläpfel, die die gerbsäurehaltige Substanz für die Tinte liefern, entstehen durch das Gelege der Gallwespe (Cynips tinctoria) in dünnen Ästen und Blättern junger Eichen. Nach 3-6 Monaten haben sich hellbraune bis grünschwarze Gallen mit einem Durchmesser von 8-15 Millimetern gebildet, in denen sich die jungen Gallwespen entwickeln. Die Zusammensetzung der gerbsäurehaltigen Substanzen (Tannin, Gallussäure usw.) im Gallapfel ist sehr unterschiedlich, so daß es für die Herstellung der Tinte recht schwierig ist, eine gleichbleibende Qualität zu erreichen.
Bei der zweiten Tintenkomponente, dem Vitriol, unterscheidet man zwischen Eisenvitriol (Eisensulfat; Fe SO4.7H2O) und Kupfervitriol (Kupfersulfat, Cu SO4.5H2O). Im Mittelalter kannte man zwar auch schon beide Vitriole, konnte sie jedoch bei der Gewinnung im Bergwerk nicht vollständig voneinander trennen, so daß Eisenvitriol immer mit Kupfervitriol und anderen Vitriolen verunreinigt war. In Verbindung mit der Gerbsäure und Luftsauerstoff wird das Eisenion im Vitriol aufoxidiert und fällt als schwarzer Eisengallatkomplex aus, der Eisengallustinte.
Die Eisengallustinte zeichnet sich durch ihre schöne tiefschwarze Färbung und Wasserfestigkeit aus. Allerdings ist sie nicht lichtstabil und verursacht durch Bildung von Schwefelsäure den gefürchteten Tintenfraß in Handschriften.

Epistolar

enthält die während der Messe gelesenen Abschnitte (Perikopen) aus den Episteln (Briefe des Neuen Testamentes) in der Reihenfolge des liturgischen Jahres unter Angabe des jeweiligen Festtages und der Textquelle.

Evangelistar

siehe Perikope, Perikopenbuch

Faden

Vegetabilisches Ornament in Form von auslaufenden, gelegentlich auch gewundenen oder spiralig gedrehten Fäden, das vor allem in Zusammenhang mit Fleuronnée auftritt.

Falz

Der Begriff Falz hat im Bereich der Handschriftenkunde im wesentlichen zwei Bedeutungen. Zum einen meint er den Knick in der Mitte eines Doppelblatts. Zum anderen werden damit Papier- oder Pergamentstreifen bezeichnet, die entweder der Verstärkung der Lagen oder der Verbindung der einzelnen Blätter zu Lagen dienen. In der Werkstatt Diebold Laubers etwa wurden zur Herstellung großformatiger und damit besonders repräsentativer Handschriften die herkömmlichen Doppelblätter auseinander geklappt, mit ihrer Langseite auf Falzstreifen geklebt und so neue, größere Doppelblätter geschaffen. Die alte Querfaltung oder der alte Falz im ersten Sinne ist häufig noch heute sichtbar. Für die Falzstreifen im zweiten Sinn wurde nicht mehr benötigte Makulatur aus Papier und Pergament verwendet, wobei die Pergamentfragmente der Heidelberger Lauber-Handschriften größtenteils aus einem Rechnungsbuch der Diözese Straßburg stammen. Zum Teil lassen sich auf ihnen noch heute Namen von Orten und Einwohnern der Region um Straßburg entziffern.

Farbe

Anorganische Farbmittel werden durch Zermahlen von farbigem Gestein gewonnen oder auf (halb-)synthetischem Weg hergestellt. Als farbiges Gestein für Rot wurden u.a. verschiedene rote Erdpigmente (Eisen(III)-oxide in unterschiedlichen Anteilen) [Roter Ocker, Bolus, Echter Rötel], natürlicher und künstlicher Zinnober (Quecksilbersulfid HgS) oder Mennige (Bleioxid PB3O4) verwendet. Azurit (basisches Kupfercarbonat 2 CuCO3.Cu(OH)2 ) oder Lapislazuli (sulfidhaltiges Aluminiumsilikat) dienten z.B. als blaues Pigment. Für die grünen Farben konnten Grüne Erden (Eisen(II)-silikat, Magnesiumsilikat mit Tonanteilen), Malachit (basisches Kupfercarbonat CuCO3.Cu(OH)2) oder auch Grünspan, ein künstlich hergestelltes Kupferacetat (Cu(CH3COO)2 . H2O) verwendet werden. Für gelbe Flächen konnte der Miniator das giftige Auripigment [Arsentrisulfid; As2S3) benutzen, für Weiß das ebenfalls giftige Bleiweiß (bas. Bleicarbonat; 2 PbCO3 . Pb(OH)2) oder einfach Kreide (Calciumcarbonat; CaCO3). Neben den genannten Pigmenten standen dem mittelalterlichen Buchmaler noch eine Reihe weiterer farbiger Mineralien zur Verfügung.
Die organischen Farbmittel sind pflanzlicher oder tierischer Herkunft. Sie dienten hauptsächlich zum Färben von Stoffen, wurden jedoch auch in der Buchmalerei verwendet. Die farbstoffhaltigen Teile (Beeren, Blüten, Wurzeln) wurden ausgekocht, zu Kohle verbrannte Pflanzenreste oder Elfenbein ergaben ein tiefschwarzes Pigment (Pflanzenschwarz, Beinschwarz). Da die meisten organischen Farbstoffe nur eine transparente Malschicht ergeben, wurden die Farbstoffe auf ein Substrat aufgezogen (meist Kreide), wenn man eine opake (deckende) Farbe erreichen wollte.
Besonders bekannt sind heute noch Safran (Naben des Crocus sativus L.), Indigo (Indigofera tinctoria L.; Isatis tinctoria L.) oder auch der aus der Antike berühmte Purpur (Drüsensekret verschiedener Schneckenarten, wie Murex trunculus, Murex brandaris, Purpura haemastoma).

Färberdistel (Carthamus tinct. L.)

Auch 'Saflor' oder 'Falscher Safran' genannt. Die Blüten enthalten ein unbeständiges und wasserlösliches Saflorgelb und ein zartrotes, beständiges, aber schlechtlösliches Saflorrot (Carthamin). Daher wurde Saflorgelb zunächst mit Wasser ausgeschieden.
Der Farbstoff der getrockneten Blüten reagiert mit Alkalien orange, mit schwachen Säuren stumpfrot. Saflor wurde zum Färben benutzt, aber auch als Pigment und Holzbeize.

Fleuronnée

Von französisch fleuronnée – geblümt, fleuron – Blümchen. Ornament zur Gestaltung von Initialen, welches meist mit der Feder gezeichnet wurde und sich aus linearen Elementen zusammensetzt. Vorbild dieser Elemente sind stilisierte Pflanzenformen wie Blätter, Ranken, Knospen oder Dornen. Typisch für Fleuronnée-Initialen ist der Kontrast zwischen einfarbigem, kompaktem Buchstaben und feingliedrigem, netzartigem Linienwerk, das ihn umgibt. Meist werden für Buchstabe und Fleuronnée unterschiedliche Farben verwendet. Steht die Initiale vor einem Feld, das sich aus solchem Linienwerk zusammensetzt, so spricht man von Fleuronnéegrund. Fleuronnée tritt zum ersten Mal im 12. Jahrhundert in französischen Manuskripten auf.

Folio

Von lat. folium – Blatt. Wird in zwei Bedeutungen verwendet: Folio und die dazugehörige Abkürzung fol. bezeichnet in den mittelalterlichen Handschriften ohne Seitenzählung die oft nachträglich eingetragene Nummer eines Blattes (siehe auch Foliierung.) Mit Folio wird auch das Format einer Handschrift angegeben: Die Bezeichnung leitet sich von der Anzahl der Faltungen eines Pergamentbogens ab und meint einen einmal gefalzten Bogen. Eine Handschrift in Folioformat bzw. ein Foliant ist ungefähr 30-45 cm hoch.

Foliierung

Mittelalterliche Handschriften hatten in der Regel keine Seitenzählung. Stattdessen begann man im späten Mittelalter mehr und mehr die Blätter der Manuskripte zu zählen. Häufig wurde die Foliierung auch erst in nachmittelalterlicher Zeit, manchmal sogar erst im 19. und 20. Jahrhundert, mit Bleistift nachgetragen.
Bei foliierten Handschriften bezeichnet man die Seiten zur Unterscheidung mit Recto und Verso: Recto meint die Vorderseite eines Blattes, die sich beim aufgeschlagenen Buch auch der rechten Seite befindet. Verso heißt die Rückseite des Blattes, die im aufgeschlagenen Buch jeweils links liegt. Bsp.: Die Seiten 16v(erso) und 17r(ecto) des Cod. pal. germ. 16

Glosse

(griech.-lat. glossa – eigentlich „Zunge, „Sprache“) Erläuterung oder auch Übersetzung eines fremden oder unbekanntes Wortes. Nach dem Ort ihrer Anbringung in den Handschriften unterscheidet man zwischen Interlinearglossen, die zwischen die Zeilen geschrieben wurden, und Marginalglossen, die sich auf den Blatträndern der Manuskripte befinden. Interlinearglossen stehen in der Regel direkt über dem kommentierten Begriff. Meist sind sie relativ kurz und umfassen nur einzelne Worte. Marginalglossen können dagegen, da der Blattrand mehr Raum bot, auch ausführlicher ausfallen und zu regelrechten Textkommentaren werden. Bereits in der Antike wurden Werke glossiert. Im Mittelalter wurden z. B. häufig lateinische Werke mit volkssprachigen Glossen versehen. Glossen finden sich in Bibelhandschriften ebenso wie in für den Unterricht benutzten Werken. Besonderes Gewicht erlangen die Glossen in Rechtshandschriften, in denen ihnen im Laufe der Zeit genausoviel Raum und Bedeutung zukommt, wie dem eigentlichen Text.

Grünspan

Mit dem Begriff 'Grünspan' wird die chemische Verbindung Kupfer(II)-acetat, das Kupfersalz der Essigsäure, bezeichnet. Kupferacetat ist ein Farbpigment ('Spanisches Grün'), das hauptsächlich für die Farbe Grün verwendet wurde (neutraler Grünspan). Im Gemisch mit Kalk und Essigsäure bildet sich Kupfer-Calcium-acetat (basischer Grünspan), das im Mittelalter häufig als Grundlage für blaue Farbe gebraucht wurde. Grünspan ist ein synthetisches Pigment, das mittels Kupferplatten, die in einem ausgehöhlten Eichenstamm mit Essigsäure und Reisig geschichtet, hergestellt wird. Vergraben in einem Misthaufen bildet sich nach 3-6 Wochen auf dem Metall eine grüne bis blaue Korrosionsschicht, die abgekratzt als Malerpigment Verwendung fand. Ab dem 19. Jahrhundert ist es wichtiges Zwischenprodukt zur Herstellung des giftigen Farbpigments Schweinfurter Grün. Grünspan ist mäßig giftig.

Gummi arabicum

Gummen werden chemisch unter dem Begriff der ‘Polysaccharide’ gefaßt; sie bilden mit Wasser klebrige, viskose oder fadenziehende Lösungen. Gummi arabicum ist ein Sekret von Akaziengewächsen (z.B. Acacia arabica, Acacia senegal). Das Sekret (Pflanzensaft) tritt aus Rissen oder Wunden der Baumrinde schleimartig heraus und erstarrt an der Luft zu Tropfen unterschiedlicher Größe. Diese Tropfen werden gesammelt und zur Verwendung als Bindemittel entweder direkt in Wasser gelöst oder zuvor noch zermahlen, um einen schnelleren Löseprozeß zu erreichen.

Hand / Hände

Der Begriff wird in Kodikologie und Kunstgeschichte verwendet, um die verschiedenen, an einer Handschrift oder einem Kunstwerk beteiligten, meist anonymen Personen voneinander zu unterscheiden. Unterschiedliche Schreiberhände etwa sind an den charakteristischen Eigenarten ihrer persönlichen Schrift zu erkennen. Das gleiche gilt für Illustratoren oder Zeichner, welche durch die für sie jeweils typischen Eigenarten ihres Zeichen- oder Malstils erkennbar sind.

Handschrift

siehe Codex

Hausenblase (Ichtylocollon)

Bindemittel. Es besteht aus der getrockneten Schwimmblase des Störs, dessen mittelhochdeutscher Name Hausen lautete, ist also ein tierischer Klebstoff (Proteinleim). Die Hausenblase ist wasserlöslich; zur maltechnischen Verwendung wird sie in Wasser angequollen und anschließend erwärmt, bis sie sich vollständig gelöst hat. Der Kleber muß warm verarbeitet werden, da er beim Abkühlen sofort geliert.

Historienbibel

siehe Chronik

Indigo

Indigo, ein hauptsächlich aus der Textilfärberei bekannter Farbstoff, wird aus der heimischen Pflanze 'Isatis tinctoria L.' (Färberwaid) und aus der indischen 'Indigofera tinctoria L.' gewonnen. Es handelt sich dabei zwar um unterschiedliche Pflanzen, die jedoch den chemisch identischen Farbstoff liefern.
Das Indican, die farblose Vorstufe des blauen Farbstoffes, wird in einer Grube (Küpe) mit Wasser, Enzymen, und basischen Zusätzen (z. B. Urin) enzymatisch gespalten; es bildet sich farblos-weißliches Leukoindigo (Indoxyl), das an der Luft mit Sauerstoff zu blauem unlöslichem Indigo oxidiert.
Textilien werden mit dem Leukoindigo gefärbt und dann der Luft ausgesetzt. In der Buchmalerei wird das unlösliche tiefblaue Indigo verwendet.
Benutzt wird der Farbstoff seit der Antike über Jahrhunderte, bis 1897 die synthetische Herstellung möglich wird.
Dass Indigo nicht nur in unseren Tagen ein beliebter Farbstoff für Jeans ist, sondern auch schon im Mittelalter ein begehrter Farbstoff war, zeigt noch heute in vielen historischen Städten der 'Waidmarkt'.
In der Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 620 findet sich auf fol. 58 ein Waidrezept.

Initiale

Von lat. initialis - am Anfang stehend. Der Begriff bezeichnet dementsprechend den Buchstaben am Anfang eines Werkes oder Kapitels, der sich im Vergleich zur übrigen Schrift, durch seine Größe, Form oder Farbe unterscheidet.
Initialzierseite meint die Gestaltung eines Textanfangs durch eine Initiale oder eine Ligatur von mehreren Initialen, die eine ganze Seite einnehmen. Häufig werden auch die ersten Worte des Texts in einer Auszeichnungsschrift neben der Initiale angebracht. Initiale und Text sind in spätmittelalterlichen Handschriften dann meist von Fleuronnée, Rankenwerk und Bordüren umgeben und ausgeschmückt. Beispiel: Initialzierseite 82r des Cpg 20 zum 3. Buch der Könige.

Lombarden sind in spätmittelalterlichen Handschriften größere, andersfarbige Initialen am Zeilen- oder am Satzanfang, die gar nicht oder nur wenig verziert wurden. Meist handelt es Buchstabe D auf der Seite 22v des Cpg 403 sich um einfache, bauchig gerundete Buchstaben, die abwechselnd in rot oder blau gehalten sind. Gelegentlich sehen sich Lombarden so ähnlich, daß sie den Eindruck erwecken, als seien sie mit Hilfe von Schablonen gezeichnet (Schabloneninitialen).

Inkunabel

(von lat. in cunabulis – in der Wiege/ incunabula – Windeln, Wiege); Als Inkunabeln, Frühdrucke oder Wiegendrucke bezeichnet man jene Bücher, die während der ersten 50 Jahre nach Erfindung des Buchdrucks, also etwa zwischen 1445/1450 und 1500, gedruckt wurden, als der Buchdruck sozusagen noch in der Wiege lag. Der Begriff Frühdruck wird gelgentlich auch noch für zwischen 1501 und 1550 erschienene Bücher verwendet.

Intitialzierseite

siehe Initiale

Kapitel-Nummer / Kapitelverzeichnis

Eine Eigentümlichkeit vor allem spätmittelalterlicher Handschriften ist es, die Gliederung eines Werkes in einzelne Teile und Kapitel besonders hervorzuheben. Zum besseren Auffinden der einzelnen Textteile und Kapitel werden den Werken dabei häufig Register oder Kapitelverzeichnisse vorangestellt. Gelegentlich enthalten diese Verzeichnisse sogar Folio-Angaben der entsprechenden Kapitel. Häufiger jedoch ist die Form, daß die einzelnen Textteile fortlaufend durchnumeriert werden und diese Zählung auch im Kapitelverzeichnis eingetragen wird. Dieses Vorgehen sollte das Auffinden bestimmter Textstellen erleichtern.

Kolophon

Schlußschrift eines Manuskripts, häufig mit Angaben über Entstehungszeit und -Ort oder dem Namen des Schreibers. Gelegentlich ausgeweitet durch die Bitte der Schreiber um Fürbitte oder durch einen Fluch, mit dem die Schreiber Diebe abhalten oder die Zerstörung ihres Werks verhindern wollten. Die Abgrenzung zum Schreiberspruch ist gelegentlich schwierig.

Krapp

Der rote Farbstoff wird hauptsächlich aus der Wurzel der Rubia tinct. L. gewonnen. Hauptbestandteil des Farbstoffes ist Alizarin, das seit dem 19. Jahrhundert auch synthetisch hergestellt werden kann. Schon in der Antike ist Krapp in zahlreichen Rezepten bezeugt. Krapp färbt in Alkohol gelb-orange, in schwacher Ammoniaklösung orangerot und in Salmiakgeist rotviolett. Ein kräftiges Rot ergibt sich durch Verlackung mit Alaun (Krapplack). Krapp war sowohl in der Textilfärberei als auch als rote Lasurfarbe, z. B. über Zinnober, sehr beliebt.

Kursive / kursive Schrift

Ist eine Gebrauchsschrift. Sie hat sich seit dem 14. Jahrhundert zunächst in Notiz- und Geschäftsunterlagen sowie Urkunden entwickelt. Ihr Vorteil ist, daß sie sich schnell und leicht schreiben läßt. Dabei werden die Buchstaben häufig in einem Zug geschrieben und die Feder kaum noch abgesetzt, so daß die Buchstaben miteinander verbunden sind. Bastarda bezeichnet eine besondere Form der sogenannten kursiven Schrift, die sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts entwickelt hat und die zu den am häufigsten gebrauchten Schriftarten des späten Mittelalters gehört.

Kustode, Custode

von lat. custos – der Wächter; Zählung der Lagen innerhalb des Buchblocks (heute Flattermarke) oft in römischen Zahlen oder Buchstaben. Die Nummerierung steht meist mittig am Fuß der letzten Seite einer Lage. Oft sind die Kustoden durch früheren Beschnitt nur noch teilweise vorhanden. Die Kustode dient der Ordnung und richtigen Einsortierung der Lagen durch den Buchbinder.

Lage

Als Lagen bezeichnet man mehrere ineinandergelegte Doppelblätter, die zusammen geheftet werden und von denen mehrere die Gesamtheit des Buches ergeben.

Ligatur

(lat. ligatura – Bindung) Bei einer Ligatur werden zwei oder mehr Buchstaben so miteinander verbunden, daß ihre Reihenfolge innerhalb des folgenden Textes bestehen bleibt. Die verbundenen Buchstaben können innerhalb eines Wortes nebeneinanderstehen, es kann sich aber auch um die Verbindung der Anfangsbuchstaben zweier aufeinanderfolgender Worte handeln. Ligaturen kommen häufig bei Initialen vor. Man spricht dann von einer Initialligatur. Sie zeichnen in der Regel die Anfänge der wichtigsten Texte aus und gehören häufig zum Bestandteil von Initialzierseiten. In Sakramentaren z. B. wird die Praefatio, die mit den Worten „Vere dignum et iustum“ beginnt, häufig durch eine Initialzierseite mit einer VD-Ligatur gekennzeichnet.

Lombarde

siehe Initiale

Manuskript

siehe Codex

Mennige

Mennige ist in der Antike unter dem Namen 'Sandaraca' bekannt. Es handelt sich um ein rotes Bleioxid (Pb3O4), das durch Erhitzen von Bleiweiß synthetisch hergestellt wird. Mennige ist empfindlich gegen Säuren (reagiert durch Auflösung) und unverträglich mit schwefelhaltigen Verbindungen (Verschwärzung); unter längerem Lichteinfluß neigt es zum Verbräunen. Mennige findet sich sehr häufig in der Buchmalerei, u.a. für die roten Initialen, und in Fassungen und Untermalungen für Zinnober bei romanischen und frühgotischen Skulpturen. Zudem wird es aufgrund seiner sikkativen Wirkung gerne zur Beschleunigung der Öltrocknung verwendet, z.B. im Firnis.

Miniatur

Von lateinisch minium - der Bezeichnung für "Mennigrot". Bezeichnete ursprünglich nur die roten Verzierungen innerhalb einer Handschrift. Allmählich wurde die Bedeutung des Begriffes jedoch ausgeweitet und für alle selbständigen Illustrationen der mittelalterlichen Handschriften verwendet. Die figürlichen Darstellung sind dabei unabhängig von Initialen und anderen Gestaltungselementen. Häufig ist der Begriff Miniatur auch an die Verwendung von Deckfarben gebunden.

Ocker (Gelber O., Roter O., Brauner O.)

Bei Ocker handelt es sich um sogenannte 'Erdfarben', also Gemische aus Eisenoxiden, Tonmineralien, Quarz und Kalk. In der Malerei kommt es als Farbpigment in diversen Sorten und Tönungen zur Verwendung. Der natürliche 'gelbe Ocker' wird meist nach seiner Herkunft unterschieden (Frankreich, Italien [Siena], Zypern, Böhmen usw.). Die Farbbezeichnung 'Ocker' meint primär minder farbsatte Gelbtöne im Unterschied zu dem rötlicheren 'Siena' und dem grünlicheren 'Umbra'. Ocker gehören zu den ältesten Farbmitteln, die sich schon in Höhlenmalereien der Vorgeschichte finden.

Papier

Papier, der wohl bekannteste Beschreibstoff neben Papyrus und Pergament, wurde um 105 n. Chr. in China als Beschriftungsmaterial erfunden Es bestand im wesentlichen aus Lumpen und Maulbeerbast, dessen lange Fasern beim Schöpfen des wässerigen Breis verfilzen und so ein stabiles Geflecht bilden. 751 gelangte die Kunst der Papierherstellung durch Kriegsgefangene nach Samarkand zu den Arabern, die die Technik über Nordafrika nach Europa (Spanien) brachten. 1389 entstand mit der Gleismühle bei Nürnberg die erste Papiermühle Deutschlands; die älteste deutsche Papierhandschrift stammt aber bereits aus dem Jahr 1246. Es handelt sich um das auf italienischem Papier geschriebene Registerbuch des Passauer Domdechanten Behaim.
Das Papier des Mittelalters besteht bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Lumpen/Hadern („Hadernpapier"), die man anfaulen ließ und anschließend unter großen Stampfhämmern zerklopfte und zerfaserte. Der in Wasser dispergierte Brei wird aus der Bütte mit flachen Sieben geschöpft und die sich zu einem Blatt verfilzenden Fasern auf Filzen abgegautscht und gepreßt. Oftmals sind in die Siebe mit feinen Metallfäden kunstvoll Zeichen der Papiermühle gestickt (z.B. Tierköpfe, Fabelwesen, Kreuze). Da sich an diesen Stellen beim Schöpfen des Breis nicht so viele Papierfasern anlagern können, entsteht beim fertigen Blatt eine leicht durchscheinende Stelle in Form des Zeichens; man spricht vom (echten) Wasserzeichen.

Da jede Papiermühle ihre eigenen, besonderen Wasserzeichen hatte, die von Zeit zu Zeit auch geändert oder leicht abgewandelt wurden, ist es vielfach möglich, aufgrund eines Wasserzeichens ein Papier einer bestimmten Papiermühle bzw. einem Herstellungsort und einem ungefähren Herstellungszeitraum zuzuordnen. Die Papiere der hier behandelten Bilderhandschriften lassen sich aufgrund ihrer Wasserzeichen u.a. folgenden Herstellungsorten zuweisen:

  • Werkstatt von 1418: Zeichen beispielsweise: Waage, Datierung: 1421-23, Herkunft: Frankreich (Troyes)
  • Werkstatt Diebold Laubers: Zeichen beispielsweise: Ochsenkopf, Datierung: 1449, Herkunft: Piemont oder Basel
  • Werkstatt Ludwig Henfflins: Zeichen beispielsweise: Blume, Datierung: 1469, Herkunft: Oberitalien

Um das Papier tintenfest zu machen, wird es anschließend mit tierischen Leimen geleimt und erneut gepreßt und getrocknet. Da der Papierbedarf im Laufe der Jahrhunderte immer stärker wuchs, kam es bald zu einer Verknappung der Rohstoffe und man suchte nach Alternativen. 1840 entdeckte der sächsische Webermeister Friedrich Gottlob Keller geschliffene Holzfasern (Holzschliff) als neuen Rohstoff für die Papierherstellung. Etwa zur gleichen Zeit beschäftigte sich der Kanadier Charles Fenerty mit gleichen Versuchen. Keller meldete - zusammen mit dem Papiermacher Heinrich Voelter - 1846 sein Patent für die Holzschliffherstellung an. Aufgrund der schlechteren Qualität dieser neuen Rohstoffe und einer anderen Art der Leimung ist dieses Papier lange nicht so alterungsbeständig wie das Hadernpapier, das heute nur noch für Geldscheine, Urkunden u.ä. Verwendung findet. Bei dem etwa zwischen 1850 und 1950 hergestellten Holzschliffpapier trifft man daher heute häufig auf den sogenannten „Papierzerfall"; d.h., das Papier verbräunt stark und zerbröselt bei mechanischer Belastung (Blättern) zwischen den Fingern, da sich im Papier u.a. Schwefelsäure gebildet hat. Diesem Schaden versucht man durch verschiedene aufwendige und teure Entsäuerungsverfahren zu begegnen.

Pergament

Pergament ist die im gespannten Zustand getrocknete Haut von Tieren (zumeist Schaf, Ziege, Kalb), die im Unterschied zum Leder nicht auf chemischem Wege (Gerbung) haltbar gemacht wird. Um 300 v. Chr. wurden die ersten Pergamente verwendet.
Der Name ‘Pergament’ geht wahrscheinlich auf Eumenes II. von Pergamon (197-159 v. Chr.) zurück, der laut einem Bericht des griechischen Schriftstellers Johannes Laurentius Lydus aus dem 5. Jahrhundert, 168 v. Chr. in Rom dünne, rasierte Schafshäute überreichte, die er ‘membrana’ (lat. membranum = Haut) nannte. In Erinnerung an den Überbringer nannte man diese Häute ‘membrana pergamena’, woraus sich der Name ‘Pergament’ entwickelte.

Zur mittelalterlichen Herstellung des Pergaments werden die Tierhäute für 3-6 Wochen in eine 5-10prozentige Kalklauge (gelöschter Kalk [Ca(OH)2]) gelegt, um anschließend Haare, Fett- und Fleischreste besser entfernen zu können, da die alkalische Lauge die Epidermis (Oberhaut) anlöst. Mit einem halbrunden Messer werden auf einem Holzstamm Haare und Fleischreste abgeschabt. Die enthaarte Haut wird gewaschen und in einem Holzrahmen aufgespannt. PergamentBeim Spannen ziehen sich die Kollagenfasern auseinander, so daß sich zwischen den Fasern Luft einlagert; diese luftgefüllten Bereiche weisen einen anderen Brechungsindex auf, als die Haut, so daß das Pergament opak (undurchsichtig) erscheint. Die gespannte und getrocknete Haut wird sodann mit einem halbmondförmigen Schabemesser auf die gewünschte Stärke abgeschabt und mit Bimsstein oder Kreide abgerieben, um die Oberfläche zur besseren Beschreibbarkeit aufzurauhen. Die letzte Bearbeitung des Pergaments hatte aber der Schreiber oder Maler inne, um die optimale individuelle Oberfläche zu erreichen. Durch dieses Abschaben bzw. Abschleifen der Oberfläche ist es oft schwierig festzustellen, um welches Pergament (Tierart) es sich handelt, da die charakteristische Narbenschicht nicht mehr zu erkennen ist.

Perikope, Perikopenbuch: = Evangelistar

von griech. perikóptein – abschneiden; Perikope ist eine Bezeichnung für diejenigen Abschnitte der Evangelien, die während des Gottesdienstes gelesen oder für die Predigt verwendet werden. Ein Perikopenbuch enthält diese Passagen der vier Evangelien geordnet nach ihrer Abfolge im Kirchenjahr. Je nach regionaler und zeitlicher Liturgie sind die einzelnen Perikopen unterschiedlich ausgewählt. Seine Blüte erreichte das Perikopenbuch in der Ottonischen Kunst, in der es oftmals sehr reichhaltig mit Buchmalerei und Vergoldungen ausgestattet und von einem prachtvollen Einband umhüllt wurde. (Bsp. Perikopenbuch Heinrichs II. für den Bamberger Dom; München, Bayerische Staatsbibliothek)

Psalter

enthält die 150 Psalmen, die nach dem reinen Psalmentext (Psalterium non feriatum), nach liturgischer Einteilung des Stundengebets (Psalterium feriatum) oder mit eingeschobenen Texten (Antiphonen, Hymnen u. ä.) geordnet sein können. In der Regel kommen ferner ein Kalendar mit den Heiligenfesten, Vorreden zu den Psalmen oder eine Allerheiligenlitanei hinzu.
Man unterscheidet je nach Textfassung zwischen Psalterium Gallicum, welcher auf der griechischen Übersetzung des Origines beruht, dem Psalterium Romanum und dem Psalterium Hebraicum, einer direkten Übertragung der Psalmen aus dem Hebräischen ins Lateinische.
Der Psalter spielte im Mittelalter eine große Bedeutung im Leben der Laien sowie der Geistlichen, da eine Andachtsübung im täglichen Aufsagen des Psalters außerhalb des Gottesdienstes bestand.
Psalterien gehören zu den am häufigsten illustrierten Büchern. So wurde der Anfang des Psalters häufig mit einem Bild Davids (Davidbild) ausgestattet und die ersten Worte von Psalm 1 „Beatus vir qui non abiit“ wurden gerne als Initialzierseite gestaltet. Darüber hinaus findet sich in Psalter-Illustrationen relativ häufig das Prinzip der Wortillustration angewandt, d. h. die bildhafte und an Metaphern reiche Sprache der Psalmen wurde wörtlich in (reale) Bilder umgesetzt.

Recto

siehe Foliierung

Registerbild

Eine Bildseite, die sich aus mehreren horizontalen Bildstreifen zusammensetzt, wird als Registerbild bezeichnet. In solchen Registerbildern werden häufig mehrere Szenen eines Geschehens zusammenfassend dargestellt.
Sind die horizontalen Streifen durch Begrenzungslinien oder Rahmen voneinander getrennt, bezeichnet man erstere als Register. Fehlen solche Linien spricht man von Bildzonen. Unser Beispiel zeigt eine solche Bildseite aus dem Willehalm von Orlens des Rudolf von Ems, aus einer Handschrift, die zu Straßburg in der „Elsässischen Werkstatt von 1418“entstanden ist.

Reklamant

Von lat. reclamare – zurufen. Um dem Buchbinder seine Arbeit zu erleichtern, wurden die ersten Worte der folgenden Seite auf dem letzten Blatt der vorhergehenden Lage notiert. So konnte der Buchbinder kontrollieren, ob er die einzelnen Lagen auch in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt hat. Beim anschließenden Beschneiden des Buchblocks wurden die Reklamanten häufig ganz oder zum Teil abgeschnitten.


Rubrizierung

Von lat. rubrum - rot. Meint alle Überschriften, Initialen, Zeichen für Paragraphen und Absätze sowie Strichel und Punkte von Großbuchstaben, sogenannte Satzstrichel, in roter Farbe. Diese roten Markierungen dienen der Textgliederung. Sie wurden nach Abschluß der Arbeiten am Text meist von einem anderen Schreiber ausgeführt. In der Regel kam diesem Rubrikator genannten Schreiber auch die Kontrolle und Korrektur, der von seinen Kollegen geschriebenen Textteile zu.

Schnitt

Die drei offenen Seiten des Buchblocks bezeichnet man als Schnitt, da die unregelmäßig großen Pergament- oder Papierblätter, um sie auf eine einheitliche Größe zu bringen, beim Binden an diesen Stellen beschnitten wurden. Der obere Schnitt wird als Kopf- oder Oberschnitt, der vordere als Vorderschnitt und der untere als Unter-, Fuß- oder Schwanzschnitt bezeichnet.

Schreiber, Schreiberspruch, Schreibwerkstätten

Während des Mittelalters waren es lange Zeit nur Geistliche, welche das Abschreiben von Büchern meist in den Skriptorien von Klöstern praktizierten. Nur in Italien scheint es das ganze Mittelalter hindurch Schreiber gegeben zu haben, die für Lohn tätig waren. Erst als im hohen und späten Mittelalter das Städte- und Kanzleiwesen sowie der Handel immer mehr aufblühte, lassen sich auch in den nördlichen Ländern sogenannte Lohnschreiber feststellen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts sind einzelne Schreibwerkstätten nachzuweisen. Etwa zur gleichen Zeit befanden sich auch die ersten Laien unter den Schreibern. In den Werkstätten arbeiteten meist mehrere Schreiber gleichzeitig an der Herstellung eines Buches. Die Vorlage, die sie abschrieben, wurde zu diesem Zweck manchmal in einzelne Lagen aufgeteilt. Da jeglicher Buchschmuck vor dem Binden in den Codices angebracht werden mußte, wurde bei der Herstellung illustrierter Handschriften eng mit Malern und Zeichnern zusammengearbeitet. Daß die Schreiber in die von ihnen hergestellten Bücher ihren Namen eintrugen, ist während des 13. und 14. Jahrhunderts noch relativ selten. Schreibersprüche, welche Namen, Entstehungsort oder -jahr eines Manuskriptes nennen und dabei manchmal auch von allerlei Bitten der Hersteller begleitet werden, treten erst im 15. Jahrhundert vermehrt auf. Der stark angestiegene Literaturbedarf dieser Zeit hatte die Zahl der Berufsschreiber ebenfalls stetig vermehrt. Diese Berufsschreiber beschäftigten sich jedoch nicht nur mit der Abschrift von Büchern, sondern waren sehr viel häufiger als Briefschreiber in Verwaltungen, Kanzleien und Notariaten tätig.

Schrift

siehe Kursive / kursive Schrift oder Textura

Silberstift

Der Silberstift gilt als der erste in der bildenden Kunst verwendete Zeichenstift. Er besteht aus Silber und Blei, das sich auf der rauhen Pergament- oder Papieroberfläche abreibt und dort durch Oxidation verschwärzt. Besonders gut erfolgt diese Verschwärzung auf Gips (CaSO4) oder schwefelhaltigem Papier. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Silberstiftzeichnung besonders gerne angewendet (Jan van Eyck, Albrecht Dürer, Hans Holbein), für Entwurfszeichnungen wurde er allerdings schon in frühmittelalterlichen Handschriften benutzt.
Der heutige Bleistift – oder eigentlich ‘Graphitstift’, da er eine Mine aus Graphit (Kohlenstoff) besitzt – wird erstmals von dem Florentiner Maler Cennino Cennini (1370-1440) erwähnt. Da Graphit aber sehr bröckelig ist, war es recht schwierig, damit zu schreiben. Erst 1760 erfolgte durch Caspar Faber in Nürnberg eine Aufarbeitung des Graphit, u.a. durch Beimengung von Tonerden, die die Herstellung gleichmäßiger und fester Minen ermöglichte. Bleistifte waren jedoch bis ins 19. Jahrhundert hinein relativ teuer und wurden daher nur selten verwendet.

Simultane Illustration: = Simultanbild; Komplettierende Illustrationsmethode

Bei der Simultanen Illustration werden verschiedene Handlungen, die zeitlich oder räumlich voneinander getrennt sind, in einem Bild vereinigt. In der Darstellung können sie allein durch Architektur- oder Landschaftselemente voneinander abgegrenzt sein. Ziel ist es, eine zusammenhängende Geschichte oder Handlung in einem Bild zu zeigen. Die handelnden Personen werden dabei nicht mehrfach dargestellt. Als Beispiele sind die Trajanssäule in Rom oder die oft vielszenigen Bilderzyklen der Kölner Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts zu nennen (s. auch Cod. Pal. germ. 16, fol. 37v: Der Betrug Jacobs mit Erläuterung dessen was dargestellt ist).

Spalte / Schriftspalte /Kolumne

Bezeichnet den Raum auf einer Seite, in den der Text eingetragen wurde. In den meisten Handschriften findet man eine oder zwei Spalten pro Seite.
Bsp.: Seite (fol. 6v) aus CPG 27 mit zweispaltigem Text

Spiegel

Der innere Teil der beiden Deckel wird als (Buch-)Spiegel bezeichnet. Analog zu Vorder- und Rücken- bzw. Hinterdeckel unterscheidet man auch den vorderen und hinteren Spiegel. Meist besteht der Spiegel aus aufgeklebten Pergament- oder Papierblättern. Häufig wurde für den Spiegel Makulatur, d. h. älteres nicht mehr benötigtes Schreibmaterial aus Büchern oder Urkunden verwendet. Zunächst leere Spiegelblätter wurden im Laufe der Zeit von den Besitzern der Bücher oft für Eintragungen aller Art, wie die Dokumentation von Familienereignissen, rechtskräftigen Verträgen und Urkundenabschriften, den bloßen Namenseintrag oder Exlibris, benutzt.

Streifenbilder

sind Illustrationen, die in den Text integriert sind und die gesamte Breite des Schriftraums, aber nur bis zur Hälfte seine Höhe umfassen.

Textura

Textura gehört zu den gotischen Schriftarten und wird in den Handschriften meist als Auszeichnungsschrift verwendet. Charakteristisch für die Textura ist die Konzentration auf die Mittelzone der Buchstaben: Ober- und Unterlängen werden zurückgenommen und die mittleren Schäfte der Buchstaben u, m, n und i, indem sie oben und unten miteinander verbunden werden, besonders betont. Auf diese Weise entstehen sehr einheitliche Schriftbänder.

Tintenfraß

Tintenfraß in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften wird hauptsächlich durch die Eisengallustinte verursacht und bedeutet bis heute ein erhebliches Schadenspotential für Papier und Pergament. Zum Stoppen oder Behebung dieser Schäden ist trotz intensiver Forschung und der Entdeckung verschiedener Möglichkeiten noch immer kein wirklich befriedigendes Rezept gefunden worden.
Verursacht werden die Fraßerscheinungen, bei denen die Cellulosefasern des Papiers bzw. die Kollagenfasern des Pergaments angegriffen und zersetzt werden, u.a. durch Bildung von Schwefelsäure. Zu den Bestandteilen der Eisengallustinte, aber u.U. auch anderer Tinten (z.B. Dornenrindentinte), gehört Eisenvitriol (Eisensulfat), das im Mittelalter meist mit Kupfervitriol verunreinigt vorkam. Vitriol, das bei der Tintenherstellung nicht an der Bildung des schwarzen Eisengallatkomplexes teilgenommen hat, kann durch chemische Reaktionen mit Sauerstoff und Wasser aus der Luft zur Bildung von freien Radikalen und Schwefelsäure führen. Radikale und Säure führen zu einer Spaltung der langkettigen Makromoleküle (Cellulose und Kollagen); es entstehen kurze Kettenbruchstücke, die zu einer Veränderung der mechanischen Eigenschaften des Papiers/Pergaments führen, wie z.B. zu Brüchigkeit durch Herabsetzen der Flexibilität oder zu verändertem Dehnungsverhalten durch Hydrophobierung.
Als erste sichtbare Anzeichen für einen beginnenden Tintenfraß ist eine Verbräunung um die Buchstaben und Zeilen herum zu beobachten. Aufgrund der immer stärker werdenden unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften zwischen geschädigten und ungeschädigten Papierbereichen entstehen feine Risse im Grenzbereich und in den Buchstaben, die sich zu kleineren und größeren Fehlstellen ausweiten. Es können einzelne Buchstaben herausbrechen, ja sogar ganze Worte oder Zeilen, wie es im Cod. Pal. germ. 20 geschehen ist.

Überschrift

Spätmittelalterliche Handschriften verfügen häufig über ein ausgeprägtes System von textgliedernden Elementen. Zu diesen gehören meist rote Überschriften, die Kapitel und Großabschnitte, die sogenannten Bücher, einleiten. Handelt es sich um illustrierte Handschriften stehen die Überschriften in der Regel vor den Illustrationen und dienen manchmal ebenso zur Erläuterung der Bilder. Häufig werden diese Überschriften in Kapitelverzeichnissen zu Beginn der Handschriften zitiert, um die Auffindung von einzelnen Werkteilem zu erleichtern. Das Eintragen der Überschriften ist einer der letzten Arbeitsgänge bei der Herstellung mittelalterlicher Handschriften. Sie werden zusammen mit anderen Elementen der Rubrizierung oft von einem anderen Schreiber, dem Rubrikator, der auch die Kontrolle und Korrektur des Geschriebenen ausführte, angebracht.

Unterzeichnung

Zur Herstellung der Miniaturen legten sich die mittelalterlichen Künstler in der Regel mit Hilfe von Metallstiften oder Kohle Unterzeichnungen an, die sie später mit der Feder ausführten und mit Deck- oder Wasserfarben kolorierten. Gelegentlich lassen sich solche Unterzeichnungen in den Miniaturen auch heute noch erkennen. Dies ist z. B. der Fall, wenn eine Unterzeichnung in einer anderen Form als der ursprünglich geplanten ausgeführt wurde. Hin und wieder findet man für diesen Sachverhalt in der Literatur auch noch den Begriff der Vorzeichnung. Dieser ist jedoch mißverständlich, da mit Vorzeichnung häufig auch selbständige Entwürfe und Studien zu einem Kunstwerk gemeint sein können.

Verso

siehe Foliierung

Wasserzeichen

siehe Papier

Zeilenfüllung

Ausfüllen einer nicht bis an das Ende des Schriftspiegels geschriebenen Zeile mit ornamentalen Motiven, um einen optisch ausgefüllten Schriftspiegel ähnlich dem heutigen Blocksatz zu erhalten. Die Ornamentik kann von einfachen Zeichen bis zu aufwendig gestalteten Ornamentleisten mit Vergoldung oder szenischen Malereien und Drôlerien reichen.

Zinnober

In der Antike wurde das rote Quecksilbersulfid (HgS) in Quecksilberminen natürlich gewonnen. Die künstliche Herstellung erfolgt seit dem Mittelalter durch Brennen von Schwefel und Quecksilber.
Zinnober kommt in den historischen Quellen auch unter den Namen Cinnabar, Mercurblende, Minium, Vermilton oder Rotes Schwefelquecksilber vor. Besonders in der Antike ist es unter dem Namen 'Minium' bekannt (Vitruv, Plinius), daher darf man diese Beschreibung in antiken Texten nicht mit dem heutigen 'Mennige' verwechseln. Zinnober kann unter Lichteinfluß verschwärzen, ist ansonsten chemisch aber sehr stabil; daher war es ein gern verwendetes Pigment in der Wand-, Tafel- und Buchmalerei.

Zyklische Illustration = Kontinuierende Erzählweise

meint, daß eine Geschichte – ähnlich den heutigen Comics – in einer Serie aufeinander folgender Bilder dargestellt wird, die sich durch ikonographische Übereinstimmungen und den gemeinsamen Bezug auf eine Textstelle zusammenfassen lassen. (Bsp. Deutsche Bibel des Ludwig Henfflin, Cpg 16-18). Die Bilder können, müssen aber nicht, als durchlaufender Fries oder nach einem festgelegten Schema angeordnet sein.

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Literatur

Schneider, Karin: Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten. Eine Einführung (Sammlung kurzer Grammatiken Germanischer Dialekte, B. Ergänzungsreihe Nr. 8), Tübingen 1999

Jakobi-Mirwald, Christine: Buchmalerei. Ihre Terminologie in der Kunstgeschichte, 3., überarb. u. erw. Aufl. Berlin, 2008.