Paris, Bibliothèque nationale, suppl. gr. 308 (olim Pal. gr. 279)
Theologische Schriften
Pergament · 2, 204, 1 Bll. · × cm · Kreta / Italien · Mitte/2. Hälfte des 15. Jhs.
- Schlagwörter (GND)
- Theologie.
- Diktyon-Nr.
- 53065.
1ar–2av | vacant | |
1) | 1r–139v | Anonymus, De concilio quinto |
2) | 140r–183v | Gregorius Nyssenus, Oratio catechetica |
3) | 184r–204v | Theodorus Rhaitenus, Praeparatio/De incarnatione |
Kodikologische Beschreibung
- Entstehungsort
- Kreta / Italien.
- Entstehungszeit
- Mitte/2. Hälfte des 15. Jhs.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament; Vorsatzbll. Papier.
- Umfang
- 2, 204, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- × cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 22a + 16 IV128 + (IV-I)134 + 8 IV198 + (IV-1)205. Auf den Vorderspiegel und das zugehörige Vorsatzbl. ist Marmorpapier geklebt. Zwischen f. 131 und 132 fehlt ein Doppelbl.
- Foliierung
- Foliierung mit arabischen Zahlen (f. 1–204), zusätzlich ältere Foliierung, leicht abweichend (2–132, 135–208). Die Zählung dieser Beschreibung richtet sich nach der erstgenannten Foliierung. Die ungezählten Vorsatzbll. werden hier als 1a und 2a bezeichnet.
- Lagenzählung
- Mit griechischen Zahlen am Lagenanfang (recto) unten rechts.
- Zustand
- Der Zustand ist nicht gut zu erkennen, da nur digitalisierte Mikrofilmaufnahmen vorliegen. Die alten Vorsatzbll. sind entfernt, mögliche Provenienzvermerke auf 1r getilgt. Eine rubrizierte Überschrift auf 1r ist nicht mehr erkennbar. Fehlende Bll. zwischen 131 und 132 (Textlücke).
- Schriftraum
- ? × ? cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 31 Zeilen.
- Linierung
- Leroy 1995, 00D1? (nur auf 1r erahnbar).
- Schriftart
- Individuelle Gelehrtenschriften.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Hand 1: Michael Apostoles (RGK I, Nr. 278 =
RGK II, Nr. 379 = RGK III, Nr. 454): f.
1r–14v, 29r–30r, 32v–33r, 33v–126v, 127r–204v. Die lateinische Überschrift auf f.
112v–113r stammt ebenfalls von Michael
Apostoles.
Hand 2: Michael Lygizos (RGK I, Nr. 282 = RGK II, Nr. 386 = RGK III, Nr. 465): f. 15r–28v, 30v–32r, 33r, 126v (unten).
- Buchschmuck
- An manchen Stellen (20r, 140r) Zierleisten, meist aber sehr schlicht. Initialen sind häufig hervorgehoben.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Stempel der Bibliothèque nationale auf 1r und 204v. Auf
1r heutige Signatur suppl. gr. 308. Auf 2ar ist ein Eintrag
Volume de 204 Feuillets 28 Novembre 1882., darunter ist eine
Inhaltsangabe geklebt (ausgeschnitten aus dem von Omont
herausgegebenen Handschriften-Inventar).
Auf 1r befindet sich am unteren Rand der Hinweis […] Palatinae, der auf die Heidelberger Provenienz hindeutet. Davor scheint Text ausradiert zu sein. Annotationen von der Hand von Friedrich Sylburg auf 1r, 80v. Andere Provenienzhinweise sind nicht mehr erhalten. In die Hs. sind mehrere Zettel mit Annotationen oder Korrekturen eingelegt, u.a. zwischen den Bll. 112/113 und 116/117.
- Einband
- Keine Informationen vorhanden.
- Provenienz
- Venedig / Augsburg / Köln / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Über die Schreiber kann die Entstehung in Kreta oder Italien geschlossen werden, wo sie jeweils beide einige Zeit gewirkt haben. Über den weiteren Weg gibt es aber widersprüchliche Informationen: Laut dem Katalog BAV, Pal. lat. 1916, f. 534r, 544v und 550r war sie im Besitz des Hieronymus Tragodistes Cyprius (dort jeweils Kürzel Cyp.), aber nach dem Gerstmann-Katalog BAV, Pal. lat. 1925, f. 104v (dort als Nummer 15 geführt), gehörte sie in die Bibliothek von Giovanni Battista Cipelli, genannt Egnazio, die am 6.10.1553 in Venedig an Ulrich Fugger verkauft wurde. Auf dem einen oder dem anderen Weg kam sie an Ulrich Fugger. Dessen Bibliothek gelangte 1567 nach Heidelberg und wurde 1584 an Kurfürst Friedrich IV. vererbt. 1617 wurde die Hs. durch Vermittlung des Heidelberger Buchhändlers Petrus Mareschallus an den Kölner Buchhändler Antonius Hierat ausgeliehen. Dies geht aus einem Eintrag im Ausleihregister hervor, der bei Theiner, S. 89, als Nr. 15 vermerkt ist: „Antonius Hierat, bibliopola Coloniensis, recepit per Petrum Mareschallum, bibliopolam Heidelbergensem fidejubentem anno 1617 codicem unicum manuscriptum, in quo Acta Concilii quinti Constantinopolitani contra Severum et Zoaram Petrumque et Anthimum, haereticos. Origenis sermo de Catechesi. Theodori presbyteri Rhaetini praeludium de modo incarnationis Christi etc.“ Diese Inhaltsangabe ist eindeutig auf diese Hs. zu beziehen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Hs. jemals nach Heidelberg zurückgegeben worden wäre. Hierat könnte die Hs. als Grundlage eines Drucks herangezogen haben, jedenfalls erscheint Text 3 (in lateinischer Übersetzung) in Band V/3 der Magna Bibliotheca Veterum Patrum, Et antiquorum Scriptorum, Köln 1618, S. 318–322 (allerdings unvollständig). Auch die Konzilsakten (Text 1) sind 1618 in Köln ediert worden, in der Ausgabe von Severinus Binius (Hrsg.), Concilia generalia et provincialia graeca et latina quaecunque reperiri potuerunt, Vol. II, Köln 1618, im Verlag von Joh. Gymnicus „Zum Einhorn“, dessen Mitinhaber Hierat war (vgl. a.a.O. S. 764, und Biedl, S. 25). Die Handschrift wurde 1623 nicht nach Rom gebracht. Das kann man Allaccis Verzeichnis fehlender Hss. entnehmen, welches sich als Anhang im Sylburg-Katalog befindet (BAV, Pal. lat. 429bis, f. 262r). Ihre Signatur erhielt zwischenzeitlich eine medizinische Sammelhs., die erst in Rom in den Fundus der Palatina gelangt war und heute als Vat. gr. 279 geführt wird (vgl. Stevenson, S. 154–156). Wann die hier beschriebene Hs. nach Paris gelangte, ist nicht exakt datierbar. Terminus post quem ist 1740, weil der Fonds supplément grec aus den Hss. besteht, die nach diesem Zeitpunkt dort aufgenommen wurden (vgl. Omont 1898, S. VIII). Es erfolgte aber sicher vor 1882, wie man aus dem Eintrag auf f. 2ar erkennen kann. Denkbar wäre, dass sie in der Zeit der Revolutions- und Kriegswirren um die Wende vom 18. zum 19. Jh. nach Paris gelangt ist.
- Literatur
- Stevenson, Graeci, S. 154; Henri Omont, Inventaire sommaire des manuscrits
grecs de la Bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de Paris et
des départements. 3e partie, Paris 1888, S. 247; Henri Omont, Inventaire sommaire des manuscrits
grecs de la Bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de Paris et
des départements. Introduction et Table alphabétique, Paris 1898, S.
VIII; Artur Biedl, Beiträge zur Geschichte der Codices
Palatini Graeci, in: Byzantinische Zeitschrift 37,
1937, S. 18–41, hier S. 25–26; Giuseppe de Gregorio, Manoscritti greci patristici
fra ultima età bizantina e umanesimo italiano, in: Mariarosa
Cortesi/Claudio Leonardi (Hrsgg.),
Tradizioni patristiche nell’umanesimo. Atti del Convegno. Istituto
Nazionale di Studi sul Rinascimento. Biblioteca Medicea Laurenziani.
Firenze, 6–8 febbraio 1997, Florenz 2000, S. 317–396, hier S.
359.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Inhalt
1) 1r–139v
- Verfasser
- Anonymus.
- Titel
- De concilio quinto.
- TLG-Nummer
- 5000.004.
- Angaben zum Text
- Lacuna durch Blattverlust zwischen f. 131 und 132 (in der Edition S. 203, Z. 19 bis S. 205, Z. 19).
- Titel (Vorlage)
- 1r τὰ πρακτικὰ τῆς ἁγίας πέμπτης συνόδου τῆς ἐν κωνσταντινουπόλει πραχθείσης. ἔκθεσις πίστεως καὶ ἀποκάλυψις γρηγορίου ἐπισκόπου νεοκαισαρείας.
- Incipit
- 1r Εἷς θ[εὸ]ς π[ατ]ὴρ λόγου ζῶντος· σοφίας ὑφεστώσης καὶ δυνάμεως.
- Explicit
- 139v ἐν οἱωδήποτε χρόνω τούτων ἀντιποιεῖσθαι τολμῶντι· ἐν χ[ριστ]ῶ ἰ[ησο]ῦ τῶ κ[υρί]ω ἡμῶν· ὣ ἡ δόξα εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰῶνων ἀμὴν.
- Schrift / Schreiber
- Auf 112v/113r ist der lateinische Text (Kapitel 124, S. 178 der Edition) übernommen worden, vom Schreiber selbst, mit vielen Schreibfehlern und Auffälligkeiten im Schriftbild. Aus ihnen wird ersichtlich, dass der Schreiber der lateinischen Sprache unkundig war.
- Edition
- ACO, Vol. III, S. 3–214 (Hs. nicht herangezogen).
2) 140r–183v
- Verfasser
- Gregorius Nyssenus (GND-Nr.: 118541919).
- Titel
- Oratio catechetica.
- TLG-Nummer
- 2017.088.
- Angaben zum Text
- CPG 3150. - Der Text wird in der Hs. Origenes zugeschrieben, wird jedoch im TLG Gregor von Nyssa zugeordnet.
- Titel (Vorlage)
- 140r ὠριγένους λόγος περὶ κατηχήσεως.
- Incipit
- 140r Τῆς κατηχήσεως λόγος, ἀναγκαῖος μέν ἐστι τοῖς προεστηκόσι τοῦ μυστηρίου.
- Explicit
- 183v μετὰ ταῦτα δὲ, κατά τὴν αἰωνίαν ἀντίδοσιν: ἀμὴν.
- Edition
- Ekkehard Mühlenberg, Gregorii Nysseni Oratio catechetica, Leiden/New York/Köln 1996 (Opera dogmatica minora, Pars IV), S. 5–106 (Hs. nicht herangezogen).
3) 184r–204v
- Verfasser
- Theodorus Rhaitenus (GND-Nr.: 100962408).
- Titel
- Praeparatio/De incarnatione.
- TLG-Nummer
- 2882.001.
- Angaben zum Text
- CPG 7600. - Enthält beide Theodortexte. „Auch N weicht in manchen Lesarten von allen anderen Handschriften ab. Sonst geht N besonders oft mit W [Vindobonensis phil. 74], auch mit L [Laurentianus Plut. X, 26] und mit A [Ambrosianus 534 (M 88 sup.)].“ (Diekamp, S. 183).
- Titel (Vorlage)
- 184r Θεοδώρου πρεσβυτέρου τῆς ῥαιτοῦ προπαρασκευήτις καὶ γυμνασία τῶν βουλομένων μαθεῖν, τὶς ὁ πρόπος τῆς θείας ἐνανθρωπήσεως καὶ οἰκονομίας καθ’ὃν πέπρακται· καὶ τίνα τὰ προς τοὺς ταύτην μὴ ὀρθῶς νοοῦντας λεγόμενα· παρὰ τῶν τῆς ἐκκλησίας τροφίμων.
- Incipit
- 184r Ἄτοπον οἶμαι, καὶ καλῶς γε τοῦτο νενόμικα.
- Explicit
- 204v ἔχειν δὲ λέγεται, οἷον φύλλα ἤ καρπόν.
- Edition
- Franz Diekamp, Analecta Patristica. Texte und Abhandlungen zur griechischen Patristik, Rom 1938 (Orientalia Christiana Analecta 117), S. 185–222 (auch: Migne PG 91, Sp. 1483ff.) (Hs. herangezogen als Sigle N).
- Bearbeitet von
- Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg, 09.11.2021.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.