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Albrecht von Kemenaten LI

da dieses aber den Ortnid und Wolfdietrich À voraussetzt, die sicher
gleichzeitig sind und von denen der erste im winter von 1225 zu 1226
entstanden ist (Müllenhoff bei Haupt 13, 185 ff.), der Wilhelm aber vor
1241 gedichtet ist (Pfeiffer Barlaam XI), so wird es um 1230 zu setzen
sein (Müllenhoff zur gesch. d. NN. 9. DHB. 1, XLVIJ. darnach wird
wohl der Sigenot gedichtet sein, der sich ja als eine art einleitung oder
Vorspiel zum Eckenliede gibt; darauf der Goldemar und endlich die Virgi-
nal, die um 1250 entstanden sein mag. denn die bemerkung proleg. 42.
45, dass Albrecht vor 1241 gestorben sei, beruhte auf einem missver&tänd-
nisse der stelle in Rudolfs Wilhelm.

Die grosse beliebtheit der dichtungen Albrechts von Kemenaten vom
ende des 13. Jahrhunderts ab hätte gewiss viele nachahmungen derselben
hervorgerufen, wenn die zeit, die jene bewunderte, nicht unfähig gewesen
wäre zu eigenen Produktionen, es fragt sich sehr, ob noch mehr jemals
vorhanden waren, als sich noch jetzt nachweisen lassen, die älteste nach-
ahmung ist das strophische gedieht vom herzog Ernst, das ich lieber an das
ende des 13., als in den an fang des 14. jhds., wie Bartsch in seinem 'Her-
zog Ernst* tut, setzen möchte : die strophe ist ganz so behandelt, wie in der
Virginal, auch ähnlichkeit des tones und der haltung ist nicht zu verkennen :
nur ist das höfische element viel geringer, als in Àlbrechts gedickten, an-
klänge im einzelnen gelingt es mir nicht nachzuweisen, ausserdem sind
noch nachahmungen 'das Meerwunder (aus dem Dresdner heldenbuche
bei von der Hagen s. 222 ff.) und lEtzels Hofhaltung* (aus demselben bei
von der Hagen s. hoff., ausserdem der schluss [strr. 188—215] in einem
alten drucke bei von der Hagen im heldenbuche von 1855 2, 531 ff.), die
form, in der sie um erhallen sind, macht auf mich den eindruck, dass sie
nicht, wie die übrigen stücke in d, Verkürzungen sind, sondern die ur-
sprüngliche gestalt erhalten haben, weshalb ich beide für erst im fünfzehn-
ten Jahrhundert gedichtet halte, die nachahmung Àlbrechts ergibt sich bei
beiden auch zunächst aus der ähnlichkeit des tons, bei dem Meerwunder
kommt noch die gleichkeit des melrums dazu, das, wie beim herzog Ernst,
genau so behandelt ist, wie in der Virginal, in Etzels Hofhaltung dagegen,
die im Rolandston gedichtet ist, weist auch der stoff auf das Eckenlied:
er ist gewissermassen zur illustration von stellen desselben erfunden, wie 10,
6/". sit daz nu den Berneere vrô Seelde hat an sich genomen und 160, 11
wan zwar vrô Saîlde wii din pflegen, der dichter wollte erklären, weshalb
frau Saide Dietrich so begünstigt, und lässt sie deshalb durch den fünf-
zehnjährigen Dietrich beschützt werden gegen den Wunderer, der sie mit
seinen Jagdhunden verfolgt, wie Fasold im Eckenliede das wilde fräulein,
dessen sich ebenfalls Dietrich angenommen.
 
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