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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Königfeld, Peter [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das holzsichtige Kunstwerk: zur Restaurierung des Münstermann-Altarretabels in Rodenkirchen/Wesermarsch — Hameln: Niemeyer, Heft 26.2002

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Ludwig Münstermann und das Rodenkirchener Altarretabei

12 Varel, Taufsteindeckel, 1618.



13 Rodenkirchen, Epitaph Dethmers, 1637: Zustand nach der Restaurierung
1963 (Aufnahme 2001).

Aus den Beobachtungen an den erhaltenen Taufsteindeckeln
für Varel (Abb. 12),"4 Schwei, Tossens, Holle, Stollhamm und
Hohenkirchen kann man eine Vorstellung vom ehemaligen Deckel
der Rodenkirchener Taufe entwickeln. Da die Aufteilung des
Beckens - rund oder polygonal, mit vier oder mit sechs Feldern -
immer für den Deckel übernommen wurde, können wir einen
runden Deckel vermuten, dessen Ecken mit verkröpftem Gesims
und Hermenpilastern hervorgehoben wurden wie in Schwei"5,
in dessen Kalotten wie dort figürliche Darstellungen der Apostel
in Kartuschen angebracht waren oder wie in Stollhamm Reliefs
mit Darstellungen von Szenen, die sich auf das Taufgeschehen be-
ziehen."6 Da Altar und Kanzel in Rodenkirchen aufwendig gear-
beitet sind, ist auch für die Taufe ein umfangreiches Programm zu
vermuten, das mit einigem gestalterischem Aufwand umgesetzt
worden sein dürfte. Eine Darstellung der Taufe Christi im Jordan
durch Johannes den Täufer ist wie in Schwei und Holle in einer
bekrönenden Laterne vorzustellen. Genauere Aussagen zum Pro-
gramm bleiben aber Spekulation.
Wie bei den anderen Taufsteindeckeln dürfte das tragende
Gerüst aus Eiche, die Füllungen der Kalotten sowie einzelne figür-
liche sowie ornamentale Partien hingegen aus Lindenholz bestan-
den haben.

Das Epitaph Dethmers von 1637
Das Hauptfeld des Epitaphs (Abb. 13)"7 wird von knieenden
Stiftern vor dem Gekreuzigten oberhalb eines kenotaphartigen
Sockels eingenommen, auf dem die drei Lebensalter gezeigt wer-
den: Ein Mädchen mit Blumenstrauß, eine Frau mit Sanduhr und
ein Greis mit Totenschädel. Die Hauptszene wird flankiert von
Säulen mit korinthischen Kapitellen, die ein mehrfach verkröpftes
Gesims tragen, darüber befindet sich ein Aedikulaaufsatz mit
Christus in der Mandorla. Seitlich der Aedikula lagern auf den
Dächern eines Sprenggiebels Grabwächter, die sich auf eine ehe-
mals in der Bekrönung befindliche Statuette des Auferstandenen
bezogen haben müssen."8 Neben den Säulen der Hauptszene
befinden sich Seitenhänge in Form von in Knorpelwerk übertra-
genen Hermenpilastern, daran nach außen angefügt die Datie-
rung in Kartuschen. Unterhalb des Kenotaphs steht eine Inschrift
auf dem Gesims und im Unterhang eine Stifterinschrift in einer
ovalen Kartusche.
Das Epitaph für Hinrich Dethmers und seine Frau Metke, geb.
Grisstede, wird von der kontrastierenden Wirkung schwarz und
weiß gefaßter Flächen geprägt. Die Säulen, die die Hauptszene
flankieren, sind auf schwarzem Grund marmoriert, Kapitelle, Lei-
sten und hervortretende Partien des Schnitzwerks sind vergoldet."9

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