Ludwig Münstermann und das Rodenkirchener Altarretabel
16 Rodenkirchen, St. Matthäus-Kirche, Altarretabel,
Stockwerk 4, 4r Figur 1 <Lukas>. Zustand nach
Freilegung von Resten der Fassung 1a.
17 Rodenkirchen, St. Matthäus-Kirche, Altarretabel,
Stockwerk 1 (Predella), 5r Wappenhalter / 5m Kartu-
sche. Zustand nach Restaurierung von Fassung 1b.
Thönes bestätigt diese Annahme mit seinen Untersuchungen,
die er an 77 Farbproben durchgeführt hat (v.a. 1 m Wappenkar-
tusche <Luc.2>; W I Medaillon-Gehänge <Luther>; W r Tafel;
6s r Schächer). Auf allen Teilen konnte er Reste eines bräunlichen
(vermutlich pigmentierten) Leimüberzuges nachweisen, der nach
Kühn aus gelbem Eisenoxidpigment (Ocker), Schwarzpigment,
geringen Mengen Calciumcarbonat in einer Bindung von Öl und
Proteinen besteht. Auf der Wappenkartusche ist die originale
Schrift aus Rußschwarz in Öl gebunden direkt auf dem Linden-
holzträger aufgetragen (Probe 1 Tö1). - Jede weitergehende Farb-
gebung ordnet Thönes der Überarbeitung von 1638 zu, die nach
seinen Feststellungen aus holzsichtigen bzw. schwarzen Architek-
turgliederungen bestand, wobei ornamentale Details, Konsolen,
Profilwülste usw. farbig intensiver gefaßt oder mit Metallauflagen
sowie Verlüsterungen versehen waren (z.B. Proben Kü1 - Kü3).
„Es kann als sicher gelten, daß Verlüsterungen zum Teil in mehre-
ren Schichten aufgebracht worden sind, um die hohe Lichtreflexion
abzumildern. Auch einzelne Skulpturen sind wahrscheinlich nur
teilgefaßt worden. Hier ist mit einer Steigerung der farbigen Ab-
setzungen und der Edelmetallapplikationen und der Verlüsterun-
gen zu rechnen".
Dieses Ergebnis wird durch die Untersuchung von Furmanek/
Scholtka weitestgehend bestätigt, wobei die weitgestreuten Pro-
benahmen von Thönes den hier auf die linke Wange (Stockwerk
2 Wange links) konzentrierten gegenüberstehen. „An 76 Befund-
stellen wurden Abfolge und Beschaffenheit der Fassungsschichten
aufgenommen und in Probeprotokollen dokumentiert". Die Re-
stauratoren stellten dar, daß sich auf dem Träger als älteste
Schicht ein wenig pigmentierter Überzug (pigmentierter Leim mit
Ölanteil, geringe Mengen Schwarz und Calciumcarbonat) befand.
Darauf zeigten sich partiell Reste von Schwarz, das die Zeichnung
der Augen oder Lippen darstellte und die Tiefen im Schnitzwerk
betonte (Proben Fm1, Fm2). Diese Markierungen lagen direkt
unter der ersten farbigen Fassung.31 - Die Fassung von 1638 bringt
auf zahlreichen Details (ohne Grundierung) Vergoldungen (Proben
Fm9, Fm10, Fm26) sowie (heute geschwärzte) Versilberungen
(Probe Fm60). „So sind die Profile des Rahmens (W I Tafel / Rahmen)
.... golden abgesetzt. In den Kehlen der Profile fand sich ein Auf-
trag von Auripigment und Realgar (Probe Fm4a), während sich
auf der Wulst die Leimvergoldung zeigt (Spartechnik und /oder
bewußtes künstlerisches Ausdrucksmittel?). Ein Realgar-Auripig-
ment-Auftrag parallel zur Vergoldung zeigte sich auch auf den
kleinen Kugeln unterhalb der gesprengten Giebel der Wangen-
bekrönung (z.B. Probe Fm20b).Die Inkarnate der Figuren, der
Hermen (W I Herme 2 <Kanne> und W I Herme 3 <Waage>) und
der Köpfe in den Medaillons waren hell gefaßt (Bleiweiß), das Haar
der Hermen vergoldet (Probe Fm18, Fm30a). Die vermuteten Lüs-
terungen über Metallauflagen konnten bei den geringen Resten
an Vergoldungen von 1638 nur an einer Stelle verifiziert werden
(Probe Fm25). Auch deckende, leuchtende Farbaufträge ließen
sich nachweisen, die ohne Kreidegrund auf Details aufgetragen
worden waren, z.B. im Blattwerk, an Früchten, Plinthen, Hohlkeh-
len-Rot (Realgar) (Probe Fm45a, Fm64), Grün (Kupfergrün) (Probe
Fm54, Fm55, Fm56 Fm63), Orangegelb (Auripigment, Realgar)"
(Probe Fm4a, Fm20a). Die Inschrifttafel (W I Tafel) war in dieser
Phase gemäß den Feststellungen von Furmanek/Scholtka in der
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16 Rodenkirchen, St. Matthäus-Kirche, Altarretabel,
Stockwerk 4, 4r Figur 1 <Lukas>. Zustand nach
Freilegung von Resten der Fassung 1a.
17 Rodenkirchen, St. Matthäus-Kirche, Altarretabel,
Stockwerk 1 (Predella), 5r Wappenhalter / 5m Kartu-
sche. Zustand nach Restaurierung von Fassung 1b.
Thönes bestätigt diese Annahme mit seinen Untersuchungen,
die er an 77 Farbproben durchgeführt hat (v.a. 1 m Wappenkar-
tusche <Luc.2>; W I Medaillon-Gehänge <Luther>; W r Tafel;
6s r Schächer). Auf allen Teilen konnte er Reste eines bräunlichen
(vermutlich pigmentierten) Leimüberzuges nachweisen, der nach
Kühn aus gelbem Eisenoxidpigment (Ocker), Schwarzpigment,
geringen Mengen Calciumcarbonat in einer Bindung von Öl und
Proteinen besteht. Auf der Wappenkartusche ist die originale
Schrift aus Rußschwarz in Öl gebunden direkt auf dem Linden-
holzträger aufgetragen (Probe 1 Tö1). - Jede weitergehende Farb-
gebung ordnet Thönes der Überarbeitung von 1638 zu, die nach
seinen Feststellungen aus holzsichtigen bzw. schwarzen Architek-
turgliederungen bestand, wobei ornamentale Details, Konsolen,
Profilwülste usw. farbig intensiver gefaßt oder mit Metallauflagen
sowie Verlüsterungen versehen waren (z.B. Proben Kü1 - Kü3).
„Es kann als sicher gelten, daß Verlüsterungen zum Teil in mehre-
ren Schichten aufgebracht worden sind, um die hohe Lichtreflexion
abzumildern. Auch einzelne Skulpturen sind wahrscheinlich nur
teilgefaßt worden. Hier ist mit einer Steigerung der farbigen Ab-
setzungen und der Edelmetallapplikationen und der Verlüsterun-
gen zu rechnen".
Dieses Ergebnis wird durch die Untersuchung von Furmanek/
Scholtka weitestgehend bestätigt, wobei die weitgestreuten Pro-
benahmen von Thönes den hier auf die linke Wange (Stockwerk
2 Wange links) konzentrierten gegenüberstehen. „An 76 Befund-
stellen wurden Abfolge und Beschaffenheit der Fassungsschichten
aufgenommen und in Probeprotokollen dokumentiert". Die Re-
stauratoren stellten dar, daß sich auf dem Träger als älteste
Schicht ein wenig pigmentierter Überzug (pigmentierter Leim mit
Ölanteil, geringe Mengen Schwarz und Calciumcarbonat) befand.
Darauf zeigten sich partiell Reste von Schwarz, das die Zeichnung
der Augen oder Lippen darstellte und die Tiefen im Schnitzwerk
betonte (Proben Fm1, Fm2). Diese Markierungen lagen direkt
unter der ersten farbigen Fassung.31 - Die Fassung von 1638 bringt
auf zahlreichen Details (ohne Grundierung) Vergoldungen (Proben
Fm9, Fm10, Fm26) sowie (heute geschwärzte) Versilberungen
(Probe Fm60). „So sind die Profile des Rahmens (W I Tafel / Rahmen)
.... golden abgesetzt. In den Kehlen der Profile fand sich ein Auf-
trag von Auripigment und Realgar (Probe Fm4a), während sich
auf der Wulst die Leimvergoldung zeigt (Spartechnik und /oder
bewußtes künstlerisches Ausdrucksmittel?). Ein Realgar-Auripig-
ment-Auftrag parallel zur Vergoldung zeigte sich auch auf den
kleinen Kugeln unterhalb der gesprengten Giebel der Wangen-
bekrönung (z.B. Probe Fm20b).Die Inkarnate der Figuren, der
Hermen (W I Herme 2 <Kanne> und W I Herme 3 <Waage>) und
der Köpfe in den Medaillons waren hell gefaßt (Bleiweiß), das Haar
der Hermen vergoldet (Probe Fm18, Fm30a). Die vermuteten Lüs-
terungen über Metallauflagen konnten bei den geringen Resten
an Vergoldungen von 1638 nur an einer Stelle verifiziert werden
(Probe Fm25). Auch deckende, leuchtende Farbaufträge ließen
sich nachweisen, die ohne Kreidegrund auf Details aufgetragen
worden waren, z.B. im Blattwerk, an Früchten, Plinthen, Hohlkeh-
len-Rot (Realgar) (Probe Fm45a, Fm64), Grün (Kupfergrün) (Probe
Fm54, Fm55, Fm56 Fm63), Orangegelb (Auripigment, Realgar)"
(Probe Fm4a, Fm20a). Die Inschrifttafel (W I Tafel) war in dieser
Phase gemäß den Feststellungen von Furmanek/Scholtka in der
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